Hans A. Bernecker : Windfall Profits

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Hans A. Bernecker : Windfall Profits

 
20.09.00 00:39
Windfall Profits (19.09.2000)

Demnächst wird ein neues (altes) Wort wieder die Runde machen: "Wind-Fall-Profits". Erinnern Sie sich? Das sind jene Gewinne bei den Unternehmen, die aus dem steigenden Dollar oder fallenden Euro entstehen, also reine Währungsgewinne. Für Europa eher positiv, für die USA dagegen eher mit Kopfschmerzen verbunden wie die jüngsten Analystenmeinung sehr klar zeigen. Denn große internationale US-Konzerne spüren jetzt langsam die Folgen des starken Dollars, gegenüber dem Euro und allen anderen Währungen. Das betrifft Intel genauso wie Micosoft, oder globale Konsumgüterhersteller wie Colgate-Palmolive und Coca-Cola. Der Herbst gilt in den USA schon immer als "Warning-Season" - die Jahreszeit der Gewinnwarnungen. Gab es in diesem Jahr schon nur eine verhaltene Sommerrally, so wird der Herbst mit Sicherheit vor diesem Hintergrund äußerst Spannend.

Denn bleibt der Euro weiter schwach und rutscht fast täglich auf ein neues Tief, was in Richtung 70/80 Cents geht, dann bedeutet dies daß unsere Europawährung von heute aus gerechnet 40 % (!) zulegen müßte, um den Ausgangspreis vom 01.01.1999 wieder zu erreichen. Das ist utopisch. Denn fest steht daß der Euro zur Zeit kein Ziel hat. Es können ebensogut 80 Cents wie weniger werden, falls es sich nicht doch noch als kurzfristige Bärenfalle herausstellt. Diese müßte aber spätestens in der kommenden Woche wieder ausgebügelt sein. Der Dollar-Kurs der DM sieht sogar nach einer Beschleunigung aus. Theoretisch sind 2,80 und 3.00 DM denkbar, wenn auch nicht die alte Reagan-Spitze von 3,47 DM. Ist so etwas realistisch? In einer Euphorie-Phase durchaus. Auch eine Zinsstütze für den Euro würde daran nichts ändern. Schauen Sie sich bitte bei Gelegenheit mal die Relation Dollar gegen DM für die letzten 26 Jahre an. Wo Sie den Höchstkurs des Dollars sehen, ist fast gleichgültig. Der Trend für den Dollar ist jedenfalls vorerst ziemlich eindeutig. Technische Korrekturen mögen das eine oder andere relativieren, aber kaum verändern. Entsprechend profitieren alle Unternehmen nachhaltig davon, daß ihre Wettbewerbsposition im Dollar- oder Pfundraum verbessert worden ist. Es wird offensichtlich ein Dauerthema.

Also: Entweder ist der Dollar zu schnell gelaufen und muß zurückfallen, oder die Eurozone muß einen großen Sprung hinterher machen. Ich meine: Verharrt der Dollar in seiner Stärke, ist das die technische Grundlage für eine mittlere Herbst-Rally in Deutschland. Die Ausgangslage für DAX und Nemax kennen Sie ohnehin. Nicht zu verkennen ist jedoch: Die Deutschen "leiden" unter dem starken Dollar psychologisch offensichtlich stärker als alle anderen. Frankreich zeigt indes, wie man damit am besten umgeht. Der französische Boom im 5. Jahr mit real mehr als 3 % BIP-Wachstum ist der Beleg. Die Franzosen haben darin 40 Jahre Erfahrung, wie man den Außenwert einer Währung reduziert, aber den inneren Wert verteidigt. Für die Deutschen ist diese kompetitive Währungspolitik eine Neuheit. Deshalb begrüßen sowohl die französische als auch italienische Presse einen steigenden Dollar, während die deutsche Presse dies beklagt. Die tägliche Lektüre der dortigen Zeitungen belegt es. Der CAC 40 erreichte demgemäß auch als erster einen neuen Rekord.

Was resultiert daraus für die Börsen? In der Euroschwäche steckt mittelfristig auch ein doppelter Gewinn. 1. Im anziehenden Dollar für alle, die im Dollar-Markt investiert sind weswegen ich meine hohe Gewichtung der US-Werte in Ihrem Portfolio entgegen anderen Meinungen mit 35 bis max. 40 % aufrecht halte. 2. In den Aktien, die von dieser Dollar-Hausse profitieren. Das sind zahlenmäßig nicht viele, aber dafür die bedeutendsten. In ihnen steckt nämlich die Signalwirkung.

Die DEUTSCHE BÖRSE hat für die beschriebene Euro-Konstellation lediglich eine empirische Meßlatte, aber diese ist immerhin 30 Jahre alt, nämlich seit 1969, der Freigabe der Wechselkurse. Doch schon allein für die letzten 3 Jahre läßt sich dies recht gut nachweisen: Keiner profitiert langfristig von dieser Währungskonstellation mehr als werte wie DAIMLERCHRYSLER (58 E.). Davon gehe ich nicht ab, und die Kommentierung durch Schrempp persönlich unterlegt es: Die Abstufung durch die DT. BANK ist daher völlig unverständlich. Ich bin allerdings beeindruckt von dieser Milchmädchen-Rechnung der Analysten. Ein richtiger Kaufgrund, und dies sogar mit bester Markttechnik!

Das Fazit für Sie: Folgen Sie unverändert den absoluten Qualitätsbegriffen und keinen obskuren Stories, allerdings auch keinen Milchmädchen-Rechnungen so mancher Analysten, die entweder die Story suchen oder sich zu profilieren wünschen. Am Ende der Konsolidierung zählen die realen Fakten und nicht die kurzatmigen "Eindrücke". "Quality first" rufe ich dafür wiederholt in Erinnerung. Auszahlen wird sich dies aber nicht kurz-, sondern mittelfristig, also über mehrere Monate.


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