25.07.2008 08:20 "K+S-Aktie sehr günstig"
Commerzbank-Analyst Stephan Kippe sieht im jüngsten Kursrutsch von K+S kein Ende des Höhenflugs. Er traut dem Titel weitere Kurssteigerungen zu. Denn der Kali-Preis werde weiter steigen...
Commerzbank-Analyst Stephan Kippe beschätigt sich mit K+S
boerse.ARD.de: In den letzten vier Wochen haben die Agraraktien kräftig verloren. K+S gab um rund 30 Prozent nach. Neigt sich der Agraraktien-Boom dem Ende zu oder handelt es sich nur um ein kurzes Zwischentief?
Kippe:
Das ist eher ein Zwischentief. Es gab jüngst Gerüchte, dass ein oder zwei Großinvestoren ihren Exit vorbereiten. Dies dürfte den Kursrutsch vor allem am vergangenen Freitag erklären. Die rückläufigen Preise einzelner Agrarprodukte brachten zusätzlichen Druck auf die Aktie. Ähnliche Kursrückgänge gab es auch schon in der Vergangenheit. Anfang des Jahres rutschte K+S von 170 auf 120 Euro, zog danach aber wieder kräftig an. Die Aktie ist sehr volatil. Da kann es schon mal ein paar Tage kräftig nach unten gehen, bevor sich der Kurs wieder erholt.
boerse.ARD.de:
Es gab zuletzt Befürchtungen, dass die Kalipreis-Entwicklung etwas abflachen könnte. Die Anhebung der Jahresprognose von Potash hat solche Sorgen zerstreut. Wie wird sich der Kali-Preis weiter entwickeln? Fällt in diesem Jahr noch die 1000 Dollar-Marke?
Kippe:
Ja, ab September wird diese Marke in Brasilien und Asien durchbrochen werden. In Brasilien liegt jetzt schon der Preis bei 750 Dollar – fast doppelt so viel wie zu Jahresbeginn, als er bei 400 Dollar notierte.
boerse.ARD.de:
Warum sind Sie da so zuversichtlich?
Kippe:
Weil die Nachfrage immer noch bei weitem das Angebot übertrifft. Es gibt weltweit eine Übernachfrage von drei bis vier Millionen Tonnen Kali. Bis neue Kapazitäten geschaffen werden, um die wachsende Nachfrage zu decken, wird es noch lange dauern.
boerse.ARD.de:
Wie wichtig ist der Preis für die Gewinnentwicklung von K+S?
Kippe:
Er ist extrem wichtig für K+S. Da die Kapazitäten des Düngemittelherstellers voll ausgelastet sind, fließt jede Preisanhebung fast uneingeschränkt in die Gewinne ein.
boerse.ARD.de:
Der Kali-Markt gilt als Oligopol. Wird sich daran etwas ändern? Droht neue Konkurrenz aus Asien?
Kippe:
Nein, ich rechne nicht mit neuen Anbietern. Das Kali-Geschäft ist schwierig und investitionsaufwendig. Vorkommen gibt es nicht überall, außerdem sind diese nicht leicht zu erschließen. Neue Projekte bedürfen langer Vorlaufzeiten von vier bis sechs Jahren. Das dürfte manchen neuen Anbieter abschrecken.
boerse.ARD.de:
Für wie plausibel halten Sie die jüngsten Gerüchte um eine Platzierung von K+S-Aktien durch Morgan Stanley?
Kippe:
Es ist durchaus möglich, dass ein Investor verkaufen will. Ich halte den Termin aber für etwas ungewöhnlich zum jetzigen Zeitpunkt.
boerse.ARD.de:
Warum?
Kippe:
Es gilt als relativ sicher, dass K+S im September in den Dax aufsteigt. Dann müssen größere Fondsgesellschaften – zum Beispiel Anbieter von ETFs – K+S-Aktien kaufen. Unmittelbar vor dem Dax-Einstieg dürfte es eine große Anzahl von Käufern geben.
boerse.ARD.de:
Die Ausweitung der Kapazitäten, insbesondere die Erschließung einer neuen Mine erfordert gigantische Investitionen. Ist das nicht ein großes Risiko für K+S?
Kippe:
Nein, mittel- und langfristig lohnt sich die Erweiterung der Kapazitäten absolut. Wir erwarten mittelfristig, dass K+S eine neue Kali-Mine erschließen wird.
boerse.ARD.de:
Wie stark könnten steigende Umweltschutzanforderungen für die Salzeinleitung in die Werra die Aktie belasten?
Kippe:
Das ist Sache der Politik, da kann ich wenig dazu sagen. Ich bin mir aber sicher, dass die Politik nicht interessiert daran ist, den Kali-Abbau wirtschaftlich in Deutschland unrentabel zu machen.
boerse.ARD.de:
Gibt es für Anleger, die auf Agrarwerte setzen wollen, Alternativen zu K+S? Potash? Yara? Mosaic? Syngenta?
boerse.ARD.de:
Wenn man vom Kali-Boom profitieren will, sollte man in K+S investieren. Denn kein Unternehmen ist stärker auf das Kaligeschäft konzentriert als K+S. Bei Potash Corporation kommt das Wechselkursrisiko hinzu.
boerse.ARD.de:
Halten Sie also K+S weiter für eine attraktive Aktie?
Kippe:
Ja, absolut, nach dem Kursverfall ist die Aktie unserer Meinung nach sehr günstig bewertet. Eine Blase wie beim Internet-Hype sehe ich nicht. Denn Kali-Firmen machen tatsächliche große Gewinne. Unser Kursziel für K+S liegt bei 93 Euro. Im Vergleich zu anderen Häusern sind wir damit sogar noch recht konservativ.
Das Interview führte Notker Blechner.
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