5. Sep. 2002
Passable Vorgaben für die deutsche Aktien
Nachdem die Wall Street in der Nähe ihrer Tageshochs geschlossen hat und aus Japan keine neuen Hiobsbotschaften zu vermelden sind, rechnen Marktteilnehmer auch am deutschen Aktienmarkt mit einer guten Chance auf eine erneute Kurserholung. Im Mittelpunkt stehen dabei die Autoaktien, die von der guten Entwicklung auf dem US-Automarkt profitieren könnten. Wie Händler erklären, sollten die möglichen Gewinne beim Dax aber nicht als Indiz für ein Ende des allgemeinen Kursabschwungs gewertet werden. Dafür sei die Ausgangslage noch viel zu fragil. Mit der Bekanntgabe neuer Konjunkturdaten am Donnerstag und Freitag könnte das Kartenhaus sehr schnell wieder ins Wanken geraten, lautet die Einschätzung.
Anleihen vor Konsolidierung
Nachdem der Rentenmarkt zuletzt einen sehr guten Lauf hatte, stehen zumindest für den Berichtstag die Vorzeichen auf Konsolidierung. Die sich abzeichnende weitere Kurserholung am Aktienmarkt dürfte dem Segment etwas Wind aus den Segeln nehmen, heißt es. Da sich am Problemfeld einer schwachen Konjunktur bisher aber nichts entscheidendes verändert habe, dürfte die Verschnaufpause auf einem hohen Kursniveau ablaufen.
Euro etwas höher
Der Euro bewegt sich am Mittwochmorgen in etwa auf dem Stand des Vortages. Gegen 7.25 Uhr kostet die europäische Einheitswährung 0,9941 Dollar nach 0,9910 Dollar im späten Geschäft am Mittwoch. Zum Yen notiert der US-Dollar mit 117,80 Yen nach 117,95 Yen. Die Parität stelle für den Euro noch eine hohe psychologische Barriere da, heißt es. Charttechnisch deuteten die Signale aber unverändert eher auf einen Angriff nach oben hin als auf einen Rückfall in die alte Tradingrange, so das Urteil.
Börse Japan sehr fest
Sehr fest tendieren die Aktienkurse am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) in Tokio. Der Nikkei-225-Index gewinnt bis gegen 7.25 Uhr 2,1 Prozent auf 9.266 Punkte. Der Topix-Index rückt um 2,2 Prozent auf 906 Zähler vor. Shorteindeckungen und Schnäppchenkäufe bringen nach Angaben aus dem Handel den Markt nach oben. Die Erholung sei aber vorwiegend technisch bedingt. Beobachter glauben nicht, dass der Nikkei die Marke bei 9.300 Yen überwindet. Insgesamt hielten sich die Anleger wegen des bevorstehenden ersten Jahrestags der Terroranschläge in den USA, aber auch wegen des Verfallstags am 13. September zurück, heißt es. „Ich denke, dass der heutige Anstieg nichts anderes als eine technische Erholung ist", sagte Aktienhändler Koichi Seki von Chuo Securities. Shigemi Nonaka von Polestar Asset Management rechnet mit weiteren Kursverlusten auf rund 8.500 Punkte. „Wir sind noch nicht aus dem Gröbsten heraus", fügte er hinzu.
Aktien Hongkong am Mittag etwas leichter
Etwas leichter zeigt sich der Aktienmarkt in Hongkong am Donnerstagmittag (Ortszeit). Zum Ende der ersten Sitzungshälfte verzeichnet der Hang-Seng-Index ein Minus von 0,4 Prozent auf 9.786 Punkten. Die Umsätze seien bislang gering gewesen, sagen Händler. Den größten Kursverlust verzeichnen TVB, die 2,6 Prozent auf 24,55 Hongkong-Dollar abgeben. PCCW haben ihre Verlustserie der vergangenen zehn Sitzungen vorerst beendet und gewinnen 1,6 Prozent auf 1,31 Hongkong-Dollar. Das Unternehmen wird am Berichtstag noch Zahlen für das erste Halbjahr vorlegen.
Kursbewegungen nach US-Börsenschluss
Im nachbörslichen Handel zeigten sich die Kurse wenig verändert. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator verlor marginale 0,09 Prozent auf 920,12 Punkte. Qwest Communications haben am Mittwoch im nachbörslichen Handel nochmals kräftig zugelegt. Die Titel gewannen auf Island ECN 16,0 Prozent auf 3,78 Dollar, nachdem sie in der regulären Sitzung schon um 10,0 Prozent vorgerückt waren. Das finanziell angeschlagene Unternehmen hatte nach Börsenschluss mitgeteilt, dass es einen neuen Kredit über 750 Millionen Dollar erhalten habe. Die Fazilität sei bis 2005 verlängert und die Bedingungen gelockert worden, hieß es in der Mitteilung weiter. In Verbindung mit dem bevorstehenden Verkauf von QwestDex seien die Liquiditätssorgen damit vorerst überwunden, so Qwest.
Amazon.com notierten mit einem Plus von 1,1 Prozent auf 14,76 Dollar. Die Ratingagentur Moody's hatte die Bonitätsbeurteilung des Unternehmens auf “B2“ von “B3“ angehoben. Wegen der Kapitalstruktur des Unternehmens wurden die Ratings für die Anleihen von Amazon.com jedoch unverändert gelassen. Auf der Verliererseite fanden sich im nachbörslichen Handel Factory 2-U Stores, die mit einem Minus von 0,4 Prozent auf 2,30 Dollar notierten. Das Einzelhandelsunternehmen hat im August gegenüber dem Vorjahr einen Umsatzrückgang um elf Prozent verzeichnet.
US-Börsen nach herben Vortagesverlusten etwas erholt
Die US-Börsen haben sich am Mittwoch von ihren kräftigen Vortagesverlusten wieder etwas erholt. Zwar hätten sich einige Schnäppchenjäger in den Markt gewagt, allerdings sei die Stimmung weiter eher gedämpft und die meisten Anleger zurückhaltend gewesen, sagten Händler. Sorgen um die Stärke der US-Konjunkturerholung hielten Investoren im Zaum. Der Dow-Jones-Index schloss 1,41 Prozent im Plus bei 8.425,12 Punkten. Der Nasdaq-Index beendete den Handel 2,25 Prozent höher bei 1.292,31 Zählern. Der breiter gefasste S&P-Index legte um 1,75 Prozent auf 893,41 Punkte zu.
„Die Aktienkurse sind auf ein Niveau abgerutscht, bei dem nicht viele Investoren verkaufen wollten und einige Käufer das Gefühl hatten, ein Schnäppchen zu machen", sagte Matthew Johnson von Lehman Brothers. Die Kursgewinne werteten Marktteilnehmer eher als „Eintagsfliegen“ denn als nachhaltige Trendwende. „Bevor die Kurse steigen, brauchen wir die Aussicht auf wieder steigende Unternehmensgewinne", sagte ein Händler. Am Dienstag hatten schwächer als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten die New Yorker Aktienmärkte rund vier Prozent nach unten gedrückt. Der S&P-500-Index hatte seinen prozentual größten Verlust seit dem ersten US-Handelstag nach den Anschlägen vom 11. September 2001 verzeichnet.
Einen Tag vor dem mit Spannung erwarteten Intel-Zwischenbericht zur Entwicklung im laufenden Quartal erholten sich die Aktien des weltgrößten Chip-Herstellers bis Handelsende zumindest teilweise von den herben Vortagesverlusten. Die Titel legten 1,58 Prozent zu auf 16,11 Dollar. Die Investmentbanken Merrill Lynch und Credit Suisse First Boston hatten ihre Prognosen für den Intel-Gewinn je Aktie für dieses und kommendes Jahr gesenkt. Merrill begründete ihren Schritt damit, dass bei Intel wohl die Zeit des überdurchschnittlichen Wachstums zu Ende sei. Die Titel von Texas Instruments verteuerten sich um 3,56 Prozent auf 19,18 Dollar, nachdem das Unternehmen den Ausblick für das dritte Quartal bekräftigt hatte.
US-Anleihen schließen knapp behauptet
Im Zuge steigender Aktienkurse haben die US-Anleihen im späten New Yorker Handel am Mittwoch weitgehend niedriger notiert und von ihren früheren Gewinnen wieder etwas abgegeben. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,375 Prozent fielen um 3/32 auf 103-7/32 und rentierten mit 3,98 Prozent, nach 4,061 Prozent am Dienstag. Der Longbond mit einer Zinsausstattung von 5,375 Prozent legte dagegen um 2/32 auf 108-25/32 zu. Die Rendite fiel von 4,888 auf 4,81 Prozent.
Einige Teilnehmer hielten die Aufschläge bei den Notierungen der Anleihen für überzogen. Wenn der Jahrestag des Terroranschlags vom 11. September vorbei sei, würden die Investoren wieder eine andere Sicht auf die Dinge haben, hieß es. Die veröffentlichten Daten zu den Bauausgaben führten nur zu geringen Reaktionen am Anleihe-Markt. Die Bauausgaben in den USA sind im Juli gegenüber dem Vormonat unverändert geblieben. Nach Ansicht von Marktbeobachtern waren schlechtere Daten erwartet worden.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Text: @JüB