Rom (dpa) - Die großen europäischen Automobilhersteller planen ihre eigene Formel 1-Weltmeisterschaft. Dies gab Fiat-Vorstand Paolo Cantarella in seiner Funktion als Vorsitzender der europäischen Automobilhersteller-Vereinigung (ACEA) überraschend in Italien bekannt.
Die in der Formel-1-Weltmeisterschaft engagierten Automobilunternehmen DaimlerChrysler (Mercedes), Ford, Renault, BMW und FIAT (Ferrari) haben laut einer FIAT-Pressemitteilung den Entschluss «im Einvernehmen und im besten Interesse des Automobilsports» gefasst. Ziel sei eine neue «Meisterschaft für einsitzige Rennwagen mit offen liegenden Reifen ins Leben zu rufen». Einen genauen Zeitpunkt nannte er nicht.
Von DaimlerChrysler und BWM waren keine Stellungnahmen für die Gegenserie zu erhalten. «Kein Kommentar», teilte ein DaimlerChrysler- Sprecher der dpa mit. Ein BMW-Vertreter erklärte, er könne dazu nichts sagen. Auch Renault gab keinen Kommentar ab.
Die Autofirmen ziehen damit die Konsequenzen aus dem eskalierten Streit um die Vermarktung der Formel-1-Fernsehrechte. Das Unternehmen EM.TV, an dem der Münchner Medienmogul Leo Kirch beteiligt ist, hat inzwischen 75 Prozent der Anteile an der «Slavica Ecclestone Corporation» (SLEC) von Bernie Ecclestone gekauft. Die SLEC besitzt bis 2010 die Vermarktungsrechte an der Formel-1-WM. Mit einer eigenen Serie wollen die Autokonzerne verhindern, dass die Grand Prix in Zukunft nur noch im Pay-TV zu sehen sein werden.
«Wir alle betreiben diesen sehr wichtigen Sport mit großem Engagement und finanziellen Aufwand. Dieser Sport genießt große Aufmerksamkeit, und wir wollen deshalb auch in Zukunft alle Zuschauer daran teilhaben lassen», erklärte Paolo Cantarella am Mittwoch am Rande eines Industriellentreffens in Rom. Nach Angaben des Fiat- Vorstands hatten die Automobilkonzerne bereits seit «langem an dem Projekt gearbeitet». Zunächst werde nun eine gemeinsame Gesellschaft gegründet, die dann «so bald als möglich» eine neue Rennserie starten soll. Die Automobilhersteller agierten zum «Wohle des Motorsports», erklärte Cantarella.
Ein Sprecherin von EM.TV sagte: «Es gibt einen Vertrag bis 2007, der die Teams an die Formel 1 bindet.» Darüber hinaus wollte sich der Konzern nicht äußern. Der EM.TV-Aktienkurs brach am Neuen Markt um mehr als zehn Prozent auf zwischenzeitlich 4,75 Euro ein.
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