Finanzkrise: Jetzt geht's erst richtig los
Größere Risiken als erwartet. Die Finanzkrise geht erst richtig los. Auf dem US-Häusermarkt kommt das dicke Ende noch. Banken, Versicherern und Unternehmen drohen immer größere Risiken. Wo es brennt, wo Ihr Geld jetzt sicher ist.
In seine dunkelblau gebundenen Notizbücher trägt Hedgefonds-Manager Gerald Blank seit über zehn Jahren täglich ein, was ihm so auffällt an der Börse: Was haben sich die Aktienhändler der Banken ausgedacht? Welche Papiere laufen gut und welche schlecht? Zuletzt kämpfte er sich immer mal wieder durch sein Tagebuch vom Frühjahr 2003.
Damals, drei Jahre nach dem Jahrtausendcrash, drehten die Börsen nach oben, endlich. „Zuerst stiegen nur die Bankaktien, erst nach drei Monaten zogen sie die Industriewerte so richtig mit“, sagt Blank. Auch in diesem Jahr könnten die Banken wieder vorneweg laufen, erwartet er. Diesmal aber in die andere Richtung.
Rund 25 Prozent haben die im Prime-Banken-Index der Deutschen Börse enthaltenen Bankaktien in den vergangenen drei Monaten schon verloren. Industrietitel haben bisher noch keine fünf Prozent eingebüßt. Vieles spricht dafür, dass sie den Banken nach unten folgen werden.
Finanzkrise
»Verhinderung von Notverkäufen WestLB stützt eigene Finanzvehikel
»Finanzkrise Moody's bewertet Kreditpapiere über 100 Milliarden Dollar neu
»Finanzkrise als Chance Finanzinvestor Lone Star an Teil von IKB interessiert
»Finanzkrise Bundesbank: IKB und SachsenLB bleiben Einzelfälle
»Finanzkrise IKB-Reserve ist bis auf 500 Millionen Euro aufgezehrt
»Banken Kreditkrise belastet Wells Fargo mit 1,4 Milliarden Dollar
»KfW stockt Risikovorsorge auf Krise bei IKB-Bank weitet sich aus
Alle Nachrichten zur Finanzkrise »
USA
»Ökonom Arthur Laffer im Interview „In Top-Form“
»Rekordhoch Euro steuert auf Wechselkurs von 1,49 Dollar zu
»Medienberichte US-Airlines Delta und United vor Fusion
»Nachfolger für O'Neal NYSE-Chef Thain wechselt zu Merrill Lynch
»Anzeichen für Abschwung Wohin treiben die USA?
»Banken Kein Markt, kein Preis
»Harvard-Ökonom Jeffrey Frankel im Interview „Zügel straffen“
Anleger tun gut daran, jetzt nur noch vorsichtig zu kaufen, ihr Kapital in sichere Häfen zu bringen. Dazu zählen vor allem solide Anleihen, die wenigen noch billigen Dax-Werte, Gold und intelligent gemanagte Investmentfonds. Die durch den strauchelnden US-Immobilienmarkt ausgelöste Finanzkrise ist noch längst nicht gegessen, im Gegenteil. Sie droht weitere Bereiche des Finanzsystems zu erfassen. Ein Dominostein nach dem anderen kann kippen, von platzenden US-Hypotheken gehen Bedrohungen in alle Richtungen aus.
Auf dem US-Immobilienmarkt, wo der ganze Schlamassel begann, ist von einem Ende der Krise nichts zu sehen. Im Gegenteil. „Erst seit Anfang 2007 gehen die Häuserpreise zurück“, erklärt David Blitzer, Managing Director bei Standard & Poor’s, „bisher aber nur um wenige Prozent; die Luft ist leider noch lange nicht raus.“ Robert Shiller, Wirtschaftsprofessor an der Elite-Uni Yale, rechnet 2008 mit einem weiteren Preisrückgang von durchschnittlich fünf bis bis acht Prozent in den gesamten USA; in einigen Regionen, in denen die Preisblase besonders ausgeprägt war, dürften die Immobilien sogar noch viel schneller wieder billiger werden.
Ein durchschnittliches Einfamilienhaus kostete in den USA im historischen Mittel etwa drei Brutto-Jahreseinkommen eines Durchschnittsverdieners; dieser Wert ist auf das siebenfache Gehalt gewachsen. „Wenn wir sehr viel Glück haben, liegt die Hälfte der Immobilienkrise hinter uns“, sagt Shiller, „aber ich würde nicht darauf wetten.“
US-Konsum taumelt. Ein weiteres Abrutschen der Häuserpreise würde den Konsum, der für rund 70 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts steht, einbrechen lassen. Shiller, der den Börsencrash 2000 vorhersagte, hält eine US-Rezession zu „mehr als 50 Prozent“ für wahrscheinlich. Schon der leichte Preisrückgang im Häusermarkt » um bislang nicht einmal zehn Prozent stellt viele US-Bürger vor unlösbare Probleme. 2008 stehen bei Hypothekenkrediten schlechter Schuldner (Subprime) im Volumen von 362 Milliarden Dollar die variablen Zinsen zur Neuverhandlung an; Experten gehen davon aus, dass der durchschnittliche Zins dabei von 7,0 auf 9,5 Prozent steigen wird.
Das drückt kräftig auf die Kaufkraft. „Die Auswirkungen auf den US-Konsumenten sind bereits zu spüren“, sagtGérard Piasko, Chief Investment Officer der Bank Julius Bär in Zürich. An der Börse haben die US-Konsumaktien schon gelitten, obwohl die zweite Jahreshälfte mit dem Weihnachtsgeschäft normalerweise die bei weitem stärkere dieser Aktien ist. Außer auf Immobilienkredite droht die Krise auch auf andere Privatkredite überzugreifen. Wer mit seiner Immobilienfinanzierung ins Stocken kommt, muss auch anderswo den Gürtel enger schnallen. Mit 350 Milliarden Dollar stehen die Amerikaner allein bei Autofinanzierern in der Kreide. Die Ausfallrate dieser als sicher geltenden Kreditart hat sich in den vergangenen Wochen schon verdoppelt.
Die Kreditkartenschulden der Amerikaner belaufen sich gar auf mehr als 900 Milliarden Dollar. Capital One, einer der größten Herausgeber von Visa und MasterCards, warnte bereits für 2008 vor Verlusten von bis zu 5,5 Milliarden Dollar. Selbst die braven Deutschen haben sich zu viel gepumpt. Die Finanzaufsicht BaFin warnt vor Ausfällen bei Verbraucherkrediten. „Seit der Jahrtausendwende sind verstärkt Ratenkredite vergeben worden“, sagt BaFin-Präsident Jochen Sanio. Mit größeren Abschreibungen sei zu rechnen. „Das eigentliche böse Erwachen wird erst kommen, wenn der wirtschaftliche Aufschwung an Kraft verliert“, sagt Sanio.
Bomben in den Bankbilanzen. Erinnern Sie sich noch an Enron? Der Energiehändler legte vor fünf Jahren eine 70-Milliarden-Dollarpleite hin. Er hatte auf langlaufende Energiekontrakte, für die es keinen Markt gab, zukünftige Erträge berechnet und gaukelte so Investoren hohe Vermögenswerte in der Bilanz vor.
Größere Risiken als erwartet. Die Finanzkrise geht erst richtig los. Auf dem US-Häusermarkt kommt das dicke Ende noch. Banken, Versicherern und Unternehmen drohen immer größere Risiken. Wo es brennt, wo Ihr Geld jetzt sicher ist.
In seine dunkelblau gebundenen Notizbücher trägt Hedgefonds-Manager Gerald Blank seit über zehn Jahren täglich ein, was ihm so auffällt an der Börse: Was haben sich die Aktienhändler der Banken ausgedacht? Welche Papiere laufen gut und welche schlecht? Zuletzt kämpfte er sich immer mal wieder durch sein Tagebuch vom Frühjahr 2003.
Damals, drei Jahre nach dem Jahrtausendcrash, drehten die Börsen nach oben, endlich. „Zuerst stiegen nur die Bankaktien, erst nach drei Monaten zogen sie die Industriewerte so richtig mit“, sagt Blank. Auch in diesem Jahr könnten die Banken wieder vorneweg laufen, erwartet er. Diesmal aber in die andere Richtung.
Rund 25 Prozent haben die im Prime-Banken-Index der Deutschen Börse enthaltenen Bankaktien in den vergangenen drei Monaten schon verloren. Industrietitel haben bisher noch keine fünf Prozent eingebüßt. Vieles spricht dafür, dass sie den Banken nach unten folgen werden.
Finanzkrise
»Verhinderung von Notverkäufen WestLB stützt eigene Finanzvehikel
»Finanzkrise Moody's bewertet Kreditpapiere über 100 Milliarden Dollar neu
»Finanzkrise als Chance Finanzinvestor Lone Star an Teil von IKB interessiert
»Finanzkrise Bundesbank: IKB und SachsenLB bleiben Einzelfälle
»Finanzkrise IKB-Reserve ist bis auf 500 Millionen Euro aufgezehrt
»Banken Kreditkrise belastet Wells Fargo mit 1,4 Milliarden Dollar
»KfW stockt Risikovorsorge auf Krise bei IKB-Bank weitet sich aus
Alle Nachrichten zur Finanzkrise »
USA
»Ökonom Arthur Laffer im Interview „In Top-Form“
»Rekordhoch Euro steuert auf Wechselkurs von 1,49 Dollar zu
»Medienberichte US-Airlines Delta und United vor Fusion
»Nachfolger für O'Neal NYSE-Chef Thain wechselt zu Merrill Lynch
»Anzeichen für Abschwung Wohin treiben die USA?
»Banken Kein Markt, kein Preis
»Harvard-Ökonom Jeffrey Frankel im Interview „Zügel straffen“
Anleger tun gut daran, jetzt nur noch vorsichtig zu kaufen, ihr Kapital in sichere Häfen zu bringen. Dazu zählen vor allem solide Anleihen, die wenigen noch billigen Dax-Werte, Gold und intelligent gemanagte Investmentfonds. Die durch den strauchelnden US-Immobilienmarkt ausgelöste Finanzkrise ist noch längst nicht gegessen, im Gegenteil. Sie droht weitere Bereiche des Finanzsystems zu erfassen. Ein Dominostein nach dem anderen kann kippen, von platzenden US-Hypotheken gehen Bedrohungen in alle Richtungen aus.
Auf dem US-Immobilienmarkt, wo der ganze Schlamassel begann, ist von einem Ende der Krise nichts zu sehen. Im Gegenteil. „Erst seit Anfang 2007 gehen die Häuserpreise zurück“, erklärt David Blitzer, Managing Director bei Standard & Poor’s, „bisher aber nur um wenige Prozent; die Luft ist leider noch lange nicht raus.“ Robert Shiller, Wirtschaftsprofessor an der Elite-Uni Yale, rechnet 2008 mit einem weiteren Preisrückgang von durchschnittlich fünf bis bis acht Prozent in den gesamten USA; in einigen Regionen, in denen die Preisblase besonders ausgeprägt war, dürften die Immobilien sogar noch viel schneller wieder billiger werden.
Ein durchschnittliches Einfamilienhaus kostete in den USA im historischen Mittel etwa drei Brutto-Jahreseinkommen eines Durchschnittsverdieners; dieser Wert ist auf das siebenfache Gehalt gewachsen. „Wenn wir sehr viel Glück haben, liegt die Hälfte der Immobilienkrise hinter uns“, sagt Shiller, „aber ich würde nicht darauf wetten.“
US-Konsum taumelt. Ein weiteres Abrutschen der Häuserpreise würde den Konsum, der für rund 70 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts steht, einbrechen lassen. Shiller, der den Börsencrash 2000 vorhersagte, hält eine US-Rezession zu „mehr als 50 Prozent“ für wahrscheinlich. Schon der leichte Preisrückgang im Häusermarkt » um bislang nicht einmal zehn Prozent stellt viele US-Bürger vor unlösbare Probleme. 2008 stehen bei Hypothekenkrediten schlechter Schuldner (Subprime) im Volumen von 362 Milliarden Dollar die variablen Zinsen zur Neuverhandlung an; Experten gehen davon aus, dass der durchschnittliche Zins dabei von 7,0 auf 9,5 Prozent steigen wird.
Das drückt kräftig auf die Kaufkraft. „Die Auswirkungen auf den US-Konsumenten sind bereits zu spüren“, sagtGérard Piasko, Chief Investment Officer der Bank Julius Bär in Zürich. An der Börse haben die US-Konsumaktien schon gelitten, obwohl die zweite Jahreshälfte mit dem Weihnachtsgeschäft normalerweise die bei weitem stärkere dieser Aktien ist. Außer auf Immobilienkredite droht die Krise auch auf andere Privatkredite überzugreifen. Wer mit seiner Immobilienfinanzierung ins Stocken kommt, muss auch anderswo den Gürtel enger schnallen. Mit 350 Milliarden Dollar stehen die Amerikaner allein bei Autofinanzierern in der Kreide. Die Ausfallrate dieser als sicher geltenden Kreditart hat sich in den vergangenen Wochen schon verdoppelt.
Die Kreditkartenschulden der Amerikaner belaufen sich gar auf mehr als 900 Milliarden Dollar. Capital One, einer der größten Herausgeber von Visa und MasterCards, warnte bereits für 2008 vor Verlusten von bis zu 5,5 Milliarden Dollar. Selbst die braven Deutschen haben sich zu viel gepumpt. Die Finanzaufsicht BaFin warnt vor Ausfällen bei Verbraucherkrediten. „Seit der Jahrtausendwende sind verstärkt Ratenkredite vergeben worden“, sagt BaFin-Präsident Jochen Sanio. Mit größeren Abschreibungen sei zu rechnen. „Das eigentliche böse Erwachen wird erst kommen, wenn der wirtschaftliche Aufschwung an Kraft verliert“, sagt Sanio.
Bomben in den Bankbilanzen. Erinnern Sie sich noch an Enron? Der Energiehändler legte vor fünf Jahren eine 70-Milliarden-Dollarpleite hin. Er hatte auf langlaufende Energiekontrakte, für die es keinen Markt gab, zukünftige Erträge berechnet und gaukelte so Investoren hohe Vermögenswerte in der Bilanz vor.