Finanzkrise: Jetzt geht's erst richtig los

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Finanzkrise: Jetzt geht's erst richtig los Silberlöwe
Silberlöwe:

Finanzkrise: Jetzt geht's erst richtig los

 
04.12.07 19:38
#1
Finanzkrise: Jetzt geht's erst richtig los
Größere Risiken als erwartet. Die Finanzkrise geht erst richtig los. Auf dem US-Häusermarkt kommt das dicke Ende noch. Banken, Versicherern und Unternehmen drohen immer größere Risiken. Wo es brennt, wo Ihr Geld jetzt sicher ist.

In seine dunkelblau gebundenen Notizbücher trägt Hedgefonds-Manager Gerald Blank seit über zehn Jahren täglich ein, was ihm so auffällt an der Börse: Was haben sich die Aktienhändler der Banken ausgedacht? Welche Papiere laufen gut und welche schlecht? Zuletzt kämpfte er sich immer mal wieder durch sein Tagebuch vom Frühjahr 2003.

Damals, drei Jahre nach dem Jahrtausendcrash, drehten die Börsen nach oben, endlich. „Zuerst stiegen nur die Bankaktien, erst nach drei Monaten zogen sie die Industriewerte so richtig mit“, sagt Blank. Auch in diesem Jahr könnten die Banken wieder vorneweg laufen, erwartet er. Diesmal aber in die andere Richtung.

Rund 25 Prozent haben die im Prime-Banken-Index der Deutschen Börse enthaltenen Bankaktien in den vergangenen drei Monaten schon verloren. Industrietitel haben bisher noch keine fünf Prozent eingebüßt. Vieles spricht dafür, dass sie den Banken nach unten folgen werden.
 
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Anleger tun gut daran, jetzt nur noch vorsichtig zu kaufen, ihr Kapital in sichere Häfen zu bringen. Dazu zählen vor allem solide Anleihen, die wenigen noch billigen Dax-Werte, Gold und intelligent gemanagte Investmentfonds. Die durch den strauchelnden US-Immobilienmarkt ausgelöste Finanzkrise ist noch längst nicht gegessen, im Gegenteil. Sie droht weitere Bereiche des Finanzsystems zu erfassen. Ein Dominostein nach dem anderen kann kippen, von platzenden US-Hypotheken gehen Bedrohungen in alle Richtungen aus.

Auf dem US-Immobilienmarkt, wo der ganze Schlamassel begann, ist von einem Ende der Krise nichts zu sehen. Im Gegenteil. „Erst seit Anfang 2007 gehen die Häuserpreise zurück“, erklärt David Blitzer, Managing Director bei Standard & Poor’s, „bisher aber nur um wenige Prozent; die Luft ist leider noch lange nicht raus.“ Robert Shiller, Wirtschaftsprofessor an der Elite-Uni Yale, rechnet 2008 mit einem weiteren Preisrückgang von durchschnittlich fünf bis bis acht Prozent in den gesamten USA; in einigen Regionen, in denen die Preisblase besonders ausgeprägt war, dürften die Immobilien sogar noch viel schneller wieder billiger werden.

Ein durchschnittliches Einfamilienhaus kostete in den USA im historischen Mittel etwa drei Brutto-Jahreseinkommen eines Durchschnittsverdieners; dieser Wert ist auf das siebenfache Gehalt gewachsen. „Wenn wir sehr viel Glück haben, liegt die Hälfte der Immobilienkrise hinter uns“, sagt Shiller, „aber ich würde nicht darauf wetten.“

US-Konsum taumelt. Ein weiteres Abrutschen der Häuserpreise würde den Konsum, der für rund 70 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts steht, einbrechen lassen. Shiller, der den Börsencrash 2000 vorhersagte, hält eine US-Rezession zu „mehr als 50 Prozent“ für wahrscheinlich. Schon der leichte Preisrückgang im Häusermarkt » um bislang nicht einmal zehn Prozent stellt viele US-Bürger vor unlösbare Probleme. 2008 stehen bei Hypothekenkrediten schlechter Schuldner (Subprime) im Volumen von 362 Milliarden Dollar die variablen Zinsen zur Neuverhandlung an; Experten gehen davon aus, dass der durchschnittliche Zins dabei von 7,0 auf 9,5 Prozent steigen wird.

Das drückt kräftig auf die Kaufkraft. „Die Auswirkungen auf den US-Konsumenten sind bereits zu spüren“, sagtGérard Piasko, Chief Investment Officer der Bank Julius Bär in Zürich. An der Börse haben die US-Konsumaktien schon gelitten, obwohl die zweite Jahreshälfte mit dem Weihnachtsgeschäft normalerweise die bei weitem stärkere dieser Aktien ist. Außer auf Immobilienkredite droht die Krise auch auf andere Privatkredite überzugreifen. Wer mit seiner Immobilienfinanzierung ins Stocken kommt, muss auch anderswo den Gürtel enger schnallen. Mit 350 Milliarden Dollar stehen die Amerikaner allein bei Autofinanzierern in der Kreide. Die Ausfallrate dieser als sicher geltenden Kreditart hat sich in den vergangenen Wochen schon verdoppelt.

Die Kreditkartenschulden der Amerikaner belaufen sich gar auf mehr als 900 Milliarden Dollar. Capital One, einer der größten Herausgeber von Visa und MasterCards, warnte bereits für 2008 vor Verlusten von bis zu 5,5 Milliarden Dollar. Selbst die braven Deutschen haben sich zu viel gepumpt. Die Finanzaufsicht BaFin warnt vor Ausfällen bei Verbraucherkrediten. „Seit der Jahrtausendwende sind verstärkt Ratenkredite vergeben worden“, sagt BaFin-Präsident Jochen Sanio. Mit größeren Abschreibungen sei zu rechnen. „Das eigentliche böse Erwachen wird erst kommen, wenn der wirtschaftliche Aufschwung an Kraft verliert“, sagt Sanio.

Bomben in den Bankbilanzen. Erinnern Sie sich noch an Enron? Der Energiehändler legte vor fünf Jahren eine 70-Milliarden-Dollarpleite hin. Er hatte auf langlaufende Energiekontrakte, für die es keinen Markt gab, zukünftige Erträge berechnet und gaukelte so Investoren hohe Vermögenswerte in der Bilanz vor.
Finanzkrise: Jetzt geht's erst richtig los MaxGreen
MaxGreen:

Sitzt die Führungsmannschaft der IKB schon

 
04.12.07 19:46
#2
im Knast?  Habe noch nichts von Konsequenzen gelesen. Oder gab es noch Weihnachtsgeld für die gute Arbeit.  
Finanzkrise: Jetzt geht's erst richtig los Katjuscha
Katjuscha:

Wer ist der Autor bzw. die Quelle?

 
04.12.07 19:46
#3
Finanzkrise: Jetzt geht's erst richtig los luckylukeaugsburg
luckylukeaugs.:

post 3

 
04.12.07 19:48
#4

Der Autor ist "AL" und die Quelle der USA Bärenthread.....

Finanzkrise: Jetzt geht's erst richtig los gogol
gogol:

das ist die Truppe

 
04.12.07 19:53
#5
eigentlich keine schlechten Leute
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auf unserem Planeten gibt es nur Propheten
Finanzkrise: Jetzt geht's erst richtig los 134619
Finanzkrise: Jetzt geht's erst richtig los gogol
gogol:

entschuldige Kat, ich übe noch

 
04.12.07 19:55
#6
hier der link zu seinem Institut
www.geraldblank.com

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auf unserem Planeten gibt es nur Propheten
Finanzkrise: Jetzt geht's erst richtig los Silberlöwe
Silberlöwe:

Der Artikel stammt von

 
05.12.07 09:59
#7
[04.12.2007]  stefan.hajek@wiwo.de, christof.schuermann@wiwo.de, hauke reimer, heike schwerdtfeger
Aus der WirtschaftsWoche 49/2007.

War nicht der Ganze Artikel, werde den Rest noch reinstellen.
Finanzkrise: Jetzt geht's erst richtig los Silberlöwe
Silberlöwe:

Rest des Artikels

 
05.12.07 10:05
#8
Dieselbe Möglichkeit eröffnen internationale Bilanzregeln den Unternehmen heute. Sie dürfen vermeintliche künftige Einnahmen schätzen und als Vermögen einbuchen. So ist es den Banken ein Leichtes, Milliardenvermögen in die Bilanz zu zaubern, das sich als wertlos erweisen kann. „Faire Wertermittlung“ (Fair Value) nennt sich diese Methode. Das ist ein Witz. „Wenn der Fair Value nicht aus Marktpreisen abzuleiten ist, werden Modellrechnungen akzeptiert. Sie müssen nur kompliziert genug sein, damit sie in der Praxis kein Mensch nachvollziehen kann“, kritisiert Friedhelm Lotz, Leiter des Konzernrechnungswesens bei Volkswagen.

Im Geschäftsbericht der WestLB heißt es zum Beispiel, dass „Annahmen und Schätzungen bei der Einschätzung von Chancen und Risikoprofilen bei Zweckgesellschaften notwendig waren“. Genau dort, bei den außerhalb der Bilanz geführten Zweckgesellschaften (Conduits) aber liegen die Milliardenrisiken.

Allein bei deutschen Banken summieren sich die in Zweckgesellschaften ausgelagerten vermeintlichen Vermögen auf 173 Milliarden Euro. Weitere Überraschungen nach dem Muster IKB sind daher wahrscheinlich. Weil deren Conduits wackeln, musste der Steuerzahler über den halbstaatlichen Hauptaktionär KfW Bank weitere 2,3 Milliarden Euro Risikovorsorge nachschießen, um vorerst eine Pleite abzuwenden. Jetzt soll die IKB verkauft werden (siehe Seite 74).

Das Problem aller in die Krise verstrickten Banken: Würden sie ihre Portfolios nach aktuellen Marktindikatoren bewerten, stünden sie vor der Pleite. Schlechte US-Hypotheken bringen derzeit nur noch zwischen 16 und 70 Prozent ihres Ursprungswertes ein.

Weltweit sind Papiere im Wert von 1200 Milliarden Dollar mit Subprime-Krediten besichert. Allein darauf drohen Abschreibungen von mehr als 500 Milliarden Dollar. Hinzu kommen noch Abschreibungen auf höherwertige Hypothekenkredite, auf Übernahmekredite und auf andere Derivate. „Genaue Schätzungen gibt es nicht, aber ernst zu nehmende US-Analysen zeigen, dass sich die Abschreibungen insgesamt auf 1000 Milliarden Dollar summieren könnten“, sagt Eberhardt Unger, Chefvolkswirt bei Fairesearch in Frankfurt.

1000 Milliarden Dollar – diese Summe würde das gesamte Eigenkapital der etwa 50 größten Banken der westlichen Welt vernichten.

Nach den Banken trifft die Finanzkrise auch Versicherer. Noch im August wiesen diese weit von sich, dass ihnen durch Subprime Gefahren drohten (WirtschaftsWoche 33/2007). Ende November meldete dann der weltgrößte Rückversicherer Swiss Re überraschend Einbußen von mehr als 700 Millionen Euro durch Subprime-Kredite. „Wenn sich eine Provinzbank verzockt, ist das eine Sache, aber der größte Rückversicherer sollte die Risiken in seiner Bilanz besser einschätzen können“, sagt Gerald Kichler, Leiter Portfoliomanagement bei Flossbach & von Storch in Köln.

Besonders die Kreditversicherer geraten in die Bredouille. Die vor allem in den USA tätigen Gesellschaften versichern zum Beispiel Anleihen gegen das Ausfallrisiko, vor allem aber verbriefte Kredite und Forderungen, also Asset Backed Securities, (ABS). Die versicherten Kredite belaufen sich auf 2400 Milliarden Dollar, davon entfällt etwa ein Drittel auf ABS.

Die Schieflage einer Kreditversicherung durch zu viele geplatzte oder abgewertete ABS wäre nicht nur für die Muttergesellschaften – in der Regel Großbanken – ein Problem; auch die Inhaber der versicherten Papiere, also Hedgefonds, Versicherungen, Banken und andere Großinvestoren, müssten sich sorgen. Wenn der Garantiegeber herabgestuft wird, müssten auch die Ratings der versicherten Papiere gesenkt werden, was wiederum deren Wert mindert oder sie gar illiquide macht – eine Abwärtsspirale käme in Gang.

Weltwirtschaft in Gefahr. Hinter dem Multimilliarden-Problem der Finanzbranche steht ein ebenso großes für die Gesamtwirtschaft. Grund: Die 75 Milliarden Dollar an bisherigen Abschreibungen wegen der Finanzkrise und die weiteren Hunderte Milliarden, die folgen dürften, dünnen die Eigenkapitaldecke der Kreditinstitute aus. Banken aber müssen für jedes ihrer Geschäfte Eigenkapital hinterlegen, zum Beispiel für die Vergabe von Krediten. Die Folge: Kredite werden teurer, Investitionen müssen aufgeschoben werden, schwache Schuldner gehen pleite. Die Kreditklemme, deren Existenz selbst notorische Optimisten wie US-Ökonom Arthur Laffer nicht bestreiten (siehe Interview), trifftUnternehmen, deren Gewinne und amEnde auch deren Aktienkurse.

Treiben der sinkende Konsum, die Probleme der Banken und eine Kreditklemme die USA in die Rezession, ist es fraglich, ob der Rest der Welt dies ausgleichen kann. Optimisten behaupten, China und die anderen Schwellenländer seien inzwischen wichtiger für die Weltwirtschaft als die USA. Doch die in Asien produzierten Waren finden nur zu 20 Prozent ihre Endverbraucher in der Region; der überwiegende Teil wird in den Westen exportiert, davon das meiste nach wie vor in die USA. Chinas Wirtschaft könnte einen Einbruch des US-Konsums ebenso wenig ohne Schrammen überstehen wie die stark exportorientierten deutschen Aktiengesellschaften.

An den Börsen trüben sich die Aussichten deshalb zunehmend ein. „Eine Fortsetzung des Aufwärtstrends ist unwahrscheinlich“, sagt Martin Hüfner, ehemaliger Chefvolkswirt der HypoVereinsbank und einer der erfahrensten deutschen Finanzmarktexperten. „Es ist erstaunlich, wie blauäugig die Investoren am Aktienmarkt agieren“, meint auch Unger von Fairesearch. Offiziell erwarten viele Banken sogar höhere Kurse ins kommende Jahr hinein. Die HypoVereinsbank erwartet den Dax Mitte 2008 bei 8500 Punkten – zehn Prozent mehr als aktuell, die DZ Bank rechnet in zwölf Monaten mit 8300 Zählern, die Landesbank Hessen-Thüringen erwartet bis Ende Juni 2008 einen Dax von 8600 Punkten. Doch Aktien sind nicht billig. Das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2008 vor Abschreibungen auf zugekaufte Unternehmen liegt im Dax mit 12,6 exakt auf dem historischen Durchschnitt – ist jedoch damit zu hoch für einen Wirtschaftsabschwung.

Noch schlechter sieht es bei den Nebenwerten aus. Der MDax kostet trotz eines crashartigen 20-Prozent-Rückschlags in den vergangenen Wochen das 17-Fache, die Technologie-Werte sogar das 32-Fache der geschätzten Gewinne.

Anleger mit langfristigem Horizont investieren in deutsche Werte, die drei Kriterien erfüllen: niedriges KGV, geringe oder gar keine Schulden und hoher Mittelzufluss. Diese Kriterien erfüllen im Dax beispielsweise BASF, Lufthansa oder ThyssenKrupp.

Kichler, der gerade als bester Portfoliomanager Deutschlands ausgezeichnet wurde, würde nach einem Rückgang von 20 bis 30 Prozent wieder Werte wie Siemens, BASF, Unilever oder Nestlé ins Depot holen. „Man kann in Zeiten von Subprime nur dazu raten, das Risiko zu minimieren: gesunde Bilanzen, wenig Schulden sowie ein krisensicheres Geschäft sind ein absolutes Muss.“ Auch einige Techwerte wie Oracle, Philips oder Microsoft könnten sich langfristig lohnen, wenn man sie noch etwas billiger bekommt, meint Kichler.

Sollte die Weltwirtschaft in eine Krise schlittern, würde das auch den Ölpreis drücken – Ölwerte würden dann ebenfalls leiden. „Aber bei Unternehmen mit großen Gas- und Ölreserven wie BG Group oder Petrobras sollte man dann zulangen“, meint Kichler, „sie verdienen auch bei 70 Dollar pro Barrel noch Geld – und viel tiefer dürfte der Ölpreis nicht fallen.“ Auch Fondsmanager André Köttner, der den 5,3 Milliarden Euro schweren Aktienfonds Uniglobal managt, schaltet einen Gang runter. „Als die vergleichsweise sichereren Branchen sehen wir derzeit Pharma, Ölunternehmen und Versorger an, da sie weniger konjunkturabhängig sind.“ Aktien von US-Banken hat er verkauft und die US-Handelsriesen gleich hinterher.

Bei Aktienfonds „findet jetzt ein Favoritenwechsel von Value zu Growth statt“, sagt Edgar Mitternacht, Vorstand bei der Freiburger Vermögensverwaltung Greiff.Value-Investoren achten auf eine niedrige Bewertung von Aktien, Growth-Manager suchen eine dominante Marktposition und über dem Branchendurchschnitt liegendes Gewinn- und Umsatzwachstums

„Value-Titel sind lange gut gelaufen und teuer geworden. Das wurde bei der jüngsten Korrektur bestraft“, sagt Mitternacht. „Mittelfristig sehe ich eher bei Fonds gute Chancen, die dem Growth-Bereich zugeordnet werden. Sie haben sich auch nach der Korrektur besser gehalten.“

Ein zweiter Trend: Aktien aus Schwellenländern scheinen vielen Investoren plötzlich als sicherer Hafen. „Sie haben ihre Konkurrenz aus den Industrieländern mit guten Aktienrenditen und einer attraktiven Bewertung überholt“, sagt Tony Dolphin, Chefstratege bei der britischen Fondsgesellschaft Henderson. Heute verkauften ängstliche Investoren nicht mehr als Erstes die Aktien aus Schwellenländern, sondern wetteten darauf, dass diese von Turbulenzen im westlichenFinanzsystem am ehesten verschont blieben. Vor allem die auf Brasilien, Russland, Indien und China konzentrierten sogenannten Bric-Fonds haben sich gut gehalten. DerAllianz-Dit Bric Plus legte in den vergangenen drei Monaten um zwölf Prozent zu.

„Die vielen Turbulenzen in den Schwellenländern von den Neunzigerjahren bis 2003 waren die Ausnahme“, sagt Michael Keppler, in New York ansässiger Vermögensverwalter, der den Global Advantage Emerging Markets High Value-Fonds betreut. China und Indien seien allerdings extrem teuer. Keppler, der als vorsichtiger Investor gilt, streut Investments jetzt über Brasilien, Polen und die Türkei und setzt in Asien auf Korea, Malaysia, Thailand und Taiwan.

Hohe Devisenreserven, Währungen, die womöglich aufgewertet werden, sowie positive Zahlungs- und Handelsbilanzen sprechen vor allem für Anleihen aus Schwellenländern: „Russland und auch weniger offene Märkte wie Brasilien oder Indien können eine Phase schwächeren Wachstums gut überstehen. Viele Regierungen haben ihre Verschuldung in den vergangenen Jahren gedrückt und hätten jetzt auch genügend Mittel übrig, um mit Investitionsprogrammen die Wirtschaft anzukurbeln“, sagt Claudia Calich, Fondsmanagerin des Invesco Emerging Local Currencies-Fonds.

Euro-Anleihen für Vorsichtige. Wer maximale Sicherheit möchte, sollte bei europäischen Anleihen bleiben. Auch die bieten Chancen. „Wir glauben an einen neuen positiven Trend am Rentenmarkt, die Zinsen werden weiter sinken und Kursgewinne sind in nächster Zeit zu erwarten“, sagt Matthieu Louanges, Anleihe-Manager beim weltgrößten Rentenfonds Pimco. Anleger » sollten jedoch hoch verschuldete Unternehmen meiden, deren Papiere in der sogenannten Schrottklasse eingeordnet sind. „Investoren suchen Sicherheit, egal, wie niedrig die Rendite ist, deshalb dürften Bundespapiere im Kurs weiter zulegen“, ist auch Unger von Fairesearch überzeugt. Anleger, die etwas mehr Rendite als bei Staatsanleihen suchen, sollten sich bei gut benoteten Papieren von Unternehmen wie RWE oder Total umsehen. Sie dürften auch turbulente Zeiten überstehen und bieten kalkulierbare Renditen.

Auf keinen Fall im Depot fehlen sollte – auch nach dem starken Anstieg der vergangenen Monate – Gold. „Ein Vermögen sollte immer so strukturiert sein, dass es auch den Worst Case ohne Totalverlust übersteht“, so Kichler, „und Gold ist der einzige Schutz gegen den ganz großen GAU.“ Investoren, die sich den Sommer über beispielsweise mit Gold-Kauf-Optionsscheinen abgesichert haben, liegen schon bis zu 90 Prozent im Plus (WirtschaftsWoche 31/2007). Für Weltuntergangs-Propheten: Die Kursfestsetzung bei Optionsscheinen können Banken und Börsen allerdings im schlimmen Krisenfalle aussetzen. Münzen und Barren, die Händler wie Westgold oder Pro Aurum relativ günstig anbieten, sind dagegen unschlagbar sicher.

Sichere Hedgefonds. Auch wenn es viele angesichts Heuschrecken-Debatte und riskanter Hedgefonds-Strategien vergessen haben: „Hedgen“ heißt absichern. Einige Hedgefonds erfüllen diesen Anspruch tatsächlich sehr gut. Zum Beispiel der von einem Computer gemanagte Man AHL Diversified, der auf allen nur denkbaren Märkten anlegen kann. Seit August hat der Fonds zwar 3,5 Prozent an Wert verloren, in diesem Jahr allerdings schon 19,7 Prozent zugelegt.

Auf ein Sicherheitsnetz bei Aktieninvestments baut auch der Lupus Alpha Structure International. Fondsmanager Thomas Mühlberger darf jährlich maximal fünf Prozent Verlust machen. Täglich kontrolliert sein Computer den Abstand zu einer Wertuntergrenze. Ist er noch groß genug, kann er Geld in Aktienderivate investieren. Ziele sind jetzt für ihn beispielsweise die US-Technologiebörse Nasdaq, aber auch der Schweizer Aktienindex SMI. „Damit investieren wir in ganz unterschiedliche Märkte, also die technologielastige US-Börse und den durch den hohen Anteil an Pharmaaktien als defensiver geltenden Schweizer Index.“

Auch im Euro Flex Absolute Return OP von Gerald Blank von Blank Asset Management sind Gesundheits- und Energiewerte stark vertreten. Blank will ebenfalls den Spagat schaffen, Chancen am Aktienmarkt zu nutzen und dem Anleger durch Absicherungsstrategien hohe Verluste zu ersparen. In diesem Jahr lief es mit einem Plus von sieben Prozent sehr gut für ihn.

Blank ist zurzeit im Fonds stark abgesichert, glaubt eher an eine Sägezahnbörse, bei der es mal einen Schritt nach oben, dann aber wieder zwei Schritte nach unten geht. Niemand weiß, an welchen Ecken und Enden der globalen Finanzmärkte sich noch neue Katastrophen auftun könnten. „Die meisten Banken, aber auch Versicherungen, haben weit größere Engagements im Subprime-Bereich, als sie bisher zugeben“, argwöhnt Piasko von Julius Bär. Ob es zu neuen Abschreibungen komme, hänge einzig und allein davon ab, ob der Wert dieser verbrieften Subprime-Kredite sich stabilisiere. „Und danach sieht es absolut nicht aus.“

Hinzu kommt: Banken müssen in Quartalsberichten zumindest rudimentäre Angaben zu Abschreibungen und Risiken machen. Bei Hedgefonds, Pensionskassen und vielen Unternehmen ist dies aber nur einmal pro Jahr notwendig. „Die faulen Papiere liegen aber keineswegs nur bei den Banken“, sagt Martin Stürner, Vorstand der PEH Wertpapier AG. „Stiftungen, Pensionskassen, einfach alle, die regelmäßig 4,5 Prozent ausschütten müssen, auf dem Markt aber nur 3,2 Prozent bekamen, haben ihre Anlagen aufgepeppt.“

Da bot dann der nette Banker statt drei auf einmal fünf Prozent, natürlich sicher, alles von den Ratingagenturen mit der Bestnote AAA versehen – und die Geschäftsführer unterschrieben. Erst allmählich entdecken sie jetzt, dass ihnen auch viel gut verpackter Subprime-Schrott untergeschoben wurde. Zwei solcher Fälle von mittelständischen Unternehmen habe er schon auf dem Tisch gehabt, sagt PEH-Vorstand Stürner: „Die Finanzchefs waren regelrecht in Panik“.

Er ist überzeugt, dass die beiden nicht die Letzten gewesen sein werden.
[04.12.2007]  stefan.hajek@wiwo.de, christof.schuermann@wiwo.de, hauke reimer, heike schwerdtfeger
Aus der WirtschaftsWoche 49/2007.
Finanzkrise: Jetzt geht's erst richtig los Silberlöwe
Silberlöwe:

Subprime-Problem noch nicht gelöst

 
08.12.07 09:24
#9
Freitag, 7. Dezember 2007 - 15:31  
Folker Hellmeyer im Interview  
Subprime-Problem noch nicht gelöst  

Mit einem umfangreichen Notfallpaket wollen die US-Regierung und die Banken überschuldeten Hausbesitzern zu Hilfe kommen. So soll ein Ausufern der Immobilienkrise verhindert werden.

Telebörse: Wird sich die Situation auch mit dem Bush-Hilfspaket jetzt noch weiter verschlechtern?

Folker Hellmeyer: Ich gehe davon aus, dass diese Maßnahmen, die hier angedacht sind und erst noch nachhaltig umgesetzt werden müssen, keine wesentliche Linderung für die Problematik bringen. Das Ganze ist kein Subprime-Problem mehr. Es ist ein Problem für den gesamten US-Immobilienmarkt und da werden in den nächsten Monaten noch sehr viele negative Nachrichten auf uns zukommen.

Telebörse: Greenspan, der ehemalige US-Notenbankchef, dient ja zurzeit als Sündenbock für diese Kreditkrise in den USA. Aber lässt sich so einfach sagen: tja, es waren eben 15 Jahre schlechte Geldpolitik in den Staaten?

Folker Hellmeyer: Es ist in der Tat so einfach. Zunächst ist er verantwortlich gewesen. Die FED ist verantwortlich für die Zinspolitik, wenn wir uns den ordnungspolitischen Rahmen anschauen. Aber das greift zu kurz. Alan Greenspan hat diese Politik in Abstimmung mit dem weißen Haus gemacht. Denken wir jetzt an Ben Bernanke: Bevor er zum Zentralbankchef wurde, war er erst Chief Economic Adviser, der Chef-Wirtschaftsberater des Weißen Hauses. Die FED ist nicht in dem Maße frei, wie die EZB frei ist. Sie ist sehr stark politisch am Gängelband. Insofern ist das Ganze so einzuschätzen, dass Greenspan eine wesentliche Mitschuld trägt. Aber an sich ist es ein politisches Problem in der US-Administration der letzten acht bis 15 Jahre.

Telebörse: Was spricht am Ende des Tages eigentlich dagegen, dass die US-Regierung versucht ihre Wirtschaft zu schützen und auch zu stützen, wenn es uns denn allen nützt?

Folker Hellmeyer: Die Frage nach dem Nutzen allein greift zu kurz. Wir haben ein demokratisches System, ein System freier Märkte. Dort hat Handeln Konsequenzen. Was wir hier erkennen ist, dass diese massive Intervention seitens der US-Regierung im ordnungspolitischen Rahmen schlicht und ergreifend genau diese Gesetzmäßigkeiten angreift. Sie greift die Gesetzmäßigkeit des Wettbewerbs im freien Markt an, weil hier quasi Banken zusammengeschlossen werden. Hier wird ein politischer Preis für eine bestimmte Klientel gemacht und das ist ordnungspolitisch sehr schädlich, weil damit diejenigen, die unverantwortlich gehandelt haben, geschützt werden und zwar Kreditnehmer ebenso wie Kreditgeber.

Telebörse: Was bedeutet dieser Rettungsplan von Georg W. Bush jetzt am Ende des Tages für die Situation deutscher Banken?

Folker Hellmeyer: Die Situation wird dadurch in meinen Augen nicht wesentlich verbessert. Ich möchte noch einmal betonen: Es geht hier um ein zwar durchaus nachhaltiges Segment von 1,2 Millionen Haushalten, die dazugehören. Aber das Problem am US-Immobilienmarkt ist ungleich größer und das werden wir in den nächsten Monaten feststellen.

Die Fragen stellte Telebörse-Moderatorin Isabelle Körner.  
Finanzkrise: Jetzt geht's erst richtig los 123p

so geht

 
#10

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