An Gründonnerstag sieht sich der deutsche Aktienmarkt recht vorteilhaften Vorgaben gegenüber. Die Wall Street hat etwas freundlicher geschlossen als Dax & Co. und der Nikkei-Index in Tokio ein klein zugelegt, während Öl und Euro schwächer tendierten. Dax & Co. dürften etwas Boden gutmachen.
Impulse von außen könnte der Aktienmarkt am Nachmittag erhalten, wenn Zahlen zu Auftragseingängen bei langlebigen Gütern sowie zu Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe aus Amerika einlaufen.
Rentenmarkt unter Druck
Der deutsche Rentenmarkt geht nach Tagen der Schwäche mit guten Vorgaben in den Gründonnerstag. In Amerika sind Anleihenkursen gestiegen. Am Mittwoch verlor der wegweisende Terminkontrakt Bund-Future mit Fälligkeit Juni 49 Basispunkte auf 117,55 Prozent und radierte seinen Vortagesgewinn mehr als aus. Belastet wurde der Handel von der Furcht vor schneller als erwartet steigenden Leitzinsen in Amerika. Dabei wurde aus technischer Sicht mehrfach die Unterstützung der 117,38 Prozent getestet. Andererseits prallte der Bund-Future an Marke von 117,60 Prozent ab. Sollte es ihm nicht gelingen, diese Region wieder zu übersteigen, könnte der Bund-Future sein Jahrestief von 117,17 Prozent unterlaufen, so ein technischer Analyst laut Agentur Dow Jones-vwd.
Euro unter 1,30 Dollar
Der Euro notiert am Donnerstag im fernöstlichen Devisenhandel weiter unter der psychologisch wichtigen Marke von 1,30 Dollar. Überraschend hohe Verbraucherpreise in Amerika verstärkten die Spekulationen über eine schnellere Erhöhung der amerikanischen Leitzinsen als bisher gedacht, die die amerikanische Notenbank am Dienstag mit ihrer Warnung vor wachsenden Inflationsgefahren ausgelöst hatte. Die europäische Währung wird mit 1,2992 Dollar gehandelt. Am Vortag hatte sie sich in New York auf 1,2960 und damit auf ein Fünf-Wochen-Tief verbilligt. Die Händler schlossen aus der Bemerkung der Fed, daß diese ihre Zinsschritte beschleunigen und damit die Attraktivität der amerikanische Währung erhöhen könnte. „Ich denke, der Dollar hat unter diesen Umständen geraume Spielräume für einen weiteren Anstieg", sagte Shogo Nagaya von Nomura Trust and Banking. Zum Yen notierte der Dollar mit 106,35 Yen so stark wie seit sechs Wochen nicht mehr. Zur Schweizer Währung wurde die amerikanische Währung mit 1,1959 Franken gehandelt. Der Euro kostete 1,5535 Franken.
Tokioter Börse uneinheitlich
Die Aktienbörse in Tokio hat am Donnerstag uneinheitlich geschlossen. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte stieg knapp um 6,85 Punkte oder 0,06 Prozent auf 11 745,97 Punkte. Der breit gefaßte Topix dagegen fiel um 5,41 Punkte oder 0,45 Prozent auf 1.188,44 Zähler. Der Nikkei profitierte vom deutlichen Rückgang des Ölpreises. Ein Anstieg der Grundstückspreise in der japanischen Hauptstadt trug seinerseits dazu bei, die Verluste von Technologiewerten auszugleichen, die unter einer Senkung der Ergebnisprognose mehrerer Unternehmen der Branche litten..
Aktienmarkt Hongkong im Verlauf mit Abgaben
Belastet von anhaltenden Sorgen um höhere Leitzinsen in Amerika zeigen sich die Kurse an der Börse in Hongkong am Donnerstag etwas leichter. Der Hang Seng Index (HSI) gibt zum Ende der ersten Handelshälfte um 0,3 Prozent oder 41 Punkte auf 13.562 nach. Die Umsätze liegen unter denen des Vortages. Die meisten Blue Chips notieren im Minus, angeführt von CNOOC, die mit dem fallenden Ölpreis um 2,3 Prozent auf 4,225 Hong Kong Dollar nachgeben. BOC HK legen wegen guter Geschäftszahlen für 2004 gegen den Trend um 0,4 Prozent auf 14,45 Hong Kong Dollar zu. Y.K. Chan von Philip Asset Management ist aber nur kurzfristig negativ eingestellt. Langfristig dürften die Stärke der Konjunktur und die weiterhin solide - wenn auch etwas langsamere - Steigerung der Unternehmensgewinne die Kurse beflügeln, meint er. Die nächste Unterstützung im HSI wird bei 13.500 Punkten gesehen.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Etwas höher zeigten sich die amerikanischen Aktien am Mittwoch nach dem Schluß des offiziellen Handels. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator stieg 0,02 Prozent auf 1.472,13 Punkte.
Die Aktien von Xyratex haben im nachbörslichen Handel am Mittwoch an der Nasdaq in New York bis 18.29 Uhr (Ortszeit) 11 Prozent auf 19,80 Dollar gewonnen. Das Unternehmen hatte für das erste Quartal einen Gewinn je Aktie von 0,33 Dollar ausgewiesen. Analysten waren im Vorfeld von 0,29 Dollar ausgegangen. Zudem kündigte die Gesellschaft für das zweite Quartal ein Ergebnis je Anteilsschein von 0,32 bis 0,39 Dollar bei einem Umsatz von 155 Millionen bis 165 Millionen Dollar an. Bislang ging man an der Wall Street von 0,28 Dollar oder 134,45 Millionen Dollar aus. Chattem zogen bis 18.14 Uhr (Ortszeit) um 2,6 Prozent auf 39,66 Dollar an, nachdem das Unternehmen einen Quartalsgewinn je Aktie von 0,42 Dollar ausgewiesen hatte. Giga-Tronics legten nach den Aufschlägen in der regulären Session zunächst weiter zu, gaben aber später deutlich nach und verloren bis 18.29 (Ortszeit) gut 11 Prozent auf 5,49 Dollar. Das Unternehmen hatte ein Lieferabkommen mit Boeing ratifiziert.
Wall Street schließt nahezu unverändert
Nach einem zunächst etwas festeren Handelsstart sind die Kurse an der Wall Street im Handelsverlauf am Mittwoch erneut unter Druck geraten und zeigten sich zum Schluss nahezu unverändert im Vergleich zum Vortag. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) verlor 0,1 Prozent oder 14 auf 10.456 Punkte. Der S&P-500 erhöhte sich um 0,1 Prozent oder eins Punkt auf 1.173 Stellen. Der Nasdaq-Composite zog um knapp einen Punkt auf 1.990 Zähler an.
Die vor Handelsstart veröffentlichten Verbraucherpreise belasteten die Standardwerte etwas, hieß es aus dem Handel. Die Teuerung sei vor allem in der Kernrate stärker gestiegen als am Markt erwartet worden war. Damit bestehe die Gefahr, daß die Notenbank in einer der kommenden Sitzungen stärker an der Zinsschraube drehen wird, so ein Händler. Dagegen sorgte die Ölpreisentwicklung für ein wenig Entspannung. Der führende Future-Kontrakt gab an der Nymex fast vier Prozent nach. Aus technischer Sicht sei der Aktienmarkt zudem weiterhin überverkauft, was für eine technisch bedingte Gegenreaktion spreche, erklärte ein Beobachter. Charttechnisch habe der S&P-Index im Bereich bei 1.169/73 Punkten eine gute Unterstützung. In dieser Zone liegen die Hochs aus 2004.
Nachdem die Rohöllagerbestände in Amerika in der Woche zum 19. März im Vergleich zur Vorwoche um 4,1 Millionen Barrel auf 309,3 Millionen Barrel gestiegen sind, und der Ölpreis im Zuge des Ausweises deutlich nachgab, kamen auch die Ölwerte etwas unter Druck. Analysten hatten im Konsens nur einen Anstieg um 2,03 Millionen Barrel erwartet. Unter anderem gaben die Titel von Exxon Mobil um 1,3 Prozent auf 60,09 Dollar nach.
Oracle legten 0,2 Prozent auf 12,51 Dollar zu, nachdem das Unternehmen am Dienstagabend die Prognose für den Gewinn je Aktien 2005 angehoben hatte und nun mit 0,64 Dollar bis 0,65 Dollar nach zuvor 0,62 Dollar rechnet. Analysten gingen bislang von 0,63 Dollar aus. Auch der Gewinn je Aktie für das dritte Quartal mit 0,16 Dollar war über der Erwartung der Analysten von 0,15 Dollar ausgefallen. Allein der Umsatz blieb leicht hinter den Erwartungen zurück.
Die Aktie von Coca-Cola konnte von der geplanten Veränderung in der Unternehmensstruktur und im Management nicht profitieren und gab 0,5 Prozent auf 41,18 Dollar nach. Microsoft legten gegen den Trend zu und notierten 0,8 Prozent fester bei 24,18 Dollar. Das Unternehmen vergrößert den eigenen Angaben zufolge den Board of Directors auf 10 von 9 Mitgliedern. Neu in den Board aufgenommen werde die 51-jährige Dina Dublon, die früher die Positionen als Executive Vice President und CFO bei J.P. Morgan Chase ausgeübt hat.
General Motors gaben wieder nach und notierten um 3 Prozent leichter bei 28,66 Dollar. Das Unternehmen plant den Verkauf eines Anteils der Finanzsparte GMAC für eine Milliarde Dollar. Der Automobilkonzern verhandele mit einer Reihe privater Beteiligungsgesellschaften über den Verkauf eines Teils der Hypothekensparte GMAC Commercial Mortgage, schreibt das ”Wall Street Journal” unter Berufung auf verhandlungsnahe Kreise. GM versuche damit die Schuldenlast von 300 Milliarden Dollar zu senken, nachdem sich das operative Geschäft in Nordamerika schlecht entwickelt habe, hieß es weiter. Analysten zeigten sich wenig begeistert von dem geplanten Schritt.
Zu den Gewinnern des Tages avancierten hingegen die Halbleitertitel, womit Händler das kleine Plus an der Nasdaq erklärten. Intel zogen um 1,6 Prozent auf 23,39 Dollar und Linear Technology um 1,4 Prozent auf 38,44 Dollar an..
Amerikanische Anleihen schließen leichter
Etwas fester haben die amerikanischen Anleihen den Handel am Mittwoch beendet, nachdem sie lange Zeit im Minus notiert hatten. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,000 Prozent gewannen 9/32 auf 95-9/32 und rentierten mit 4,59 Prozent knapp unter der psychologisch wichtigen Marke bei 4,60 Prozent nach 4,62 Prozent am Dienstag. Der mit 5,375 Prozent verzinste 30-jährige Treasury erhöhte sich um 27/32 auf 107-22/32. Seine Rendite lag bei 4,85 Prozent nach 4,89 Prozent.
Händler verwiesen zur Begründung des leichten Anstiegs vor allem auf eine technisch bedingte Reaktion nach dem Ausverkauf vom Vortag. Zum Handelsende sammelten ”Schnäppchenjäger” ihren Angaben zufolge die Papiere auf dem verbilligten Niveau ein. Die leicht negativen Kurse vor dem Sprung zum Ende der Session führten die Beobachter vor allem auf den Ausweis zu den Verbraucherpreisen zurück. Dieser habe die Einschätzung der Fed bestätigt, dass das Inflationsrisiko steigt. Da der Kommentar der Notenbank allerdings ihrer Ansicht nach schon weitgehend eingepreist war, sei es nicht ungewöhlich, dass sich die Kurse wieder von ihren Tiefs lösen konnten.
Die Verbraucherpreise waren im Februar überraschend stark um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Ökonomen hatten im Vorfeld nur mit einem Anstieg um 0,3 Prozent gerechnet. Wie das Arbeitsministerium mitteilte, wurde der für den Vormonat vorläufig gemeldete Preisanstieg um 0,1 Prozent bestätigt. Für die um die häufig volatilen Bestandteile Energie und Nahrungsmittel bereinigte Kernrate wurde für Februar ein Plus von 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat gemeldet. Hier hatten Volkswirte einen Anstieg von lediglich 0,2 Prozent erwartet. Im Januar war eine Zunahme der Kernrate um 0,2 Prozent verzeichnet worden.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
Der Dax