Schwache Vorgaben von der Wall Street und aus Asien und wieder auflebende Inflationssorgen in Amerika machen Anleger nervös und bringen die Börsen in die Defensive. Das dürfte zunächst auch für die europäischen Märkte gelten.
Rentenmarkt im Banne der Preis- und Börsenentwicklung
Die Rentenmärkte scheinen weiterhin gut unterstützt zu sein. Sie profitieren vom Hin und Her der Erwartungen. So lange die Börsen zur Schwäche neigen, dürften Rentenpapiere als Ausweichplatz für Anleger herhalten. Dabei sollte man aber die Risiken nicht verkennen. Sie liegen in den historisch vergleichsweise tiefen Renditen.
Dollar fällt auf Monatstief zum Euro
Der Dollar ist im frühen Devisenhandel am Donnerstag auf ein Einmonatstief zum Euro gefallen. Ein Euro kostete in Tokio bis zu 1,3110 Dollar nach 1,3086 im späten New Yorker Handel am Vorabend. Das war das höchste Niveau seit dem 22. März und lag mehr als drei Cent über dem vergangene Woche erreichten Zweimonatstief von 1,2766 Dollar. Der Dollar liegt bei 106,90 nach 106,84 Yen. Händler erklären die Verluste des Dollar mit der Furcht der Anleger vor einer steigenden Inflation in Amerika, die den Konsum und damit die gesamte Konjunktur belasten könne. Da zudem die Aktienkurse purzelten, gebe es kaum Anlaß, Dollar zu kaufen.
Aktien Tokio im Verlauf sehr schwach
Sehr schwach präsentiert sich der Tokioter Aktienmarkt am Donnerstag nach enttäuschenden Vorgaben der amerikanischen Börsen und dort erneut ausgebrochenen Inflationsängsten. Der Nikkei-225-Index verliert gegen 6.11 Uhr MESZ 1,8 Prozent oder 194 Punkte auf 10.894, der Topix gibt um 1,5 Prozent oder 17 Zähler auf 1.114 nach. Zum Ende des Vormittagshandels hatte das Nikkei-Minus sogar 2,3 Prozent betragen. Viele Akteure hielten sich zurück und warteten die weitere Entwicklung an Wall Street ab, berichten Teilnehmer. Unterdessen sorgten technisch motivierte Short-Eindeckungen noch dafür, daß die Verluste nicht noch deutlicher ausfallen.
Aktien Hongkong am Mittag etwas leichter - amerikanische Vorgaben belasten
Etwas leichter zeigen sich die Aktienkurse am Donnerstagmittag (Ortszeit) in Hongkong. Zum Ende der ersten Sitzungshälfte verzeichnet der Hang-Seng-Index (HSI) ein Minus von 0,3 Prozent oder 37 Punkten auf 13.464. Die schwachen Vorgaben aus den USA belasten den Markt. Neue Gerüchte um eine Neubewertung des chinesischen Renminbi verhinderten indessen größere Verluste, sagen Händler. Unter den Blue Chips verliert keine Aktie mehr als 1 Prozent. China Mobile büßen 0,2 Prozent auf 25,40 Hongkong-Dollar ein, nachdem die Quartalsergebnisse des Unternehmens den Markt nicht überzeugt haben.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Fester zeigten sich die amerikanischen Aktien am Mittwoch nach dem Schluß des offiziellen Handels. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator gewann nachbörslich 0,65 Prozent auf 1.416,06 Punkte.
Motorola haben sich im nachbörslichen Handel am Mittwoch etwas fester gezeigt. Sie legten um 2,9 Prozent auf 15,36 Dollar zu, nachdem der Mobiltelefonhersteller für das erste Quartal einen Gewinn je Aktie von 0,28 Dollar und einen Umsatz von 8,16 Milliarden Dollar gemeldet hatte. Analysten waren im Vorfeld der Veröffentlichung von einem Ergebnis von 0,19 Dollar je Anteilsschein oder von 7,72 Milliarden Dollar bei den Erlösen ausgegangen. Auch der Ausblick auf das zweite Quartal fiel besser als von Analysten bislang erwartet aus.
Ebay legten um 0,2 Prozent zu auf 33,19 Dollar. Das Online-Unternehmen verdiente im ersten Quartal 0,19 Dollar je Aktie bei einem Umsatz von 1,03 Milliarden Dollar. Vor außerordentlichen Posten erzielte Ebay ein Ergebnis je Anteilsschein von 0,20 Dollar. Analysten waren von 0,18 Dollar je Aktie oder von 1,03 Milliarden Dollar bei den Erlösen ausgegangen. Für das Gesamtjahr rechnet Ebay nun mit einem Gewinn von 0,71 bis 0,73 Dollar je Aktie bei Umsätzen von 4,27 bis 4,36 Milliarden Dollar. Vor außerordentlichen Posten rechnet Ebay beim Gewinn mit 0,76 bis 0,78 Dollar. Analysten gingen bislang von einem Ergebnis von 0,77 Dollar je Anteilsschein bei Umsätzen von 4,36 Milliarden Dollar aus.
Qualcomm reduzierten sich um 4,8 Prozent auf 31,63 Dollar. Das Unternehmen hatte zwar beim Gewinn die Erwartungen der Wall Street übertroffen, jedoch bei den Umsätzen leicht darunter gelegen. Zudem senkte Qualcomm eine Schätzungen für das Gesamtjahr auf 1,14 bis 1,18 Dollar für den Gewinn je Aktie sowie auf 5,5 bis 5,7 Milliarden Dollar für den Umsatz. Zuvor war das Unternehmen von 1,15 bis 1,19 Dollar je Aktie bei Erlösen von 5,8 Milliarden bis 6,3 Milliarden Dollar ausgegangen. Analysten rechneten im Konsens bislang mit einem Ergebnis von 1,16 Dollar je Anteilsschein bei Umsätzen von 5,9 Milliarden Dollar.
VeriSign verteuerten sich um 6,9 Prozent auf 27,44 Dollar. Das Unternehmen hatte einen Gewinn je Aktie von 0,25 Dollar ausgewiesen und damit die Analystenprognose von 0,21 Dollar deutlich übertroffen. JDS Uniphase erhöhten sich um 1,9 Prozent auf 1,65 Dollar, nachdem das Unternehmen rund 700 Stellen kürzen will. Conexant zogen um 6,6 Prozent an auf 1,30 Dollar, nachdem das Unternehmen im zweiten Quartal den Verlust deutlich verringern konnte.
Wall Street schließt schwächer
Schwächer haben sich die amerikanischen Märkte am Mittwoch aus dem Handel verabschiedet. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) verlor 1,1 Prozent oder 115 auf 10.012 Punkte und schloß damit auf dem tiefsten Stand des Jahres unter der Schlüsselunterstützung bei 10.020 Stellen. Nun sei im Prinzip Platz bis 9.933 Zähler, hieß es von Händlern. Der S&P-500 verzeichnete ein Minus von 1,3 Prozent oder 15 auf 1.138 Punkte. Der Nasdaq-Composite fiel um 1,0 Prozent oder 19 auf 1.914 Punkte.
Beobachter sahen vor allem in den wachsenden Inflationsängsten den Grund für die herben Kursverluste zum Handelsschluß. Der Dow war erst nach dem Ausweis des Beige-Books so richtig unter Druck gekommen und hatte kurzfristig sogar an der Marke bei 10.000 Zählern gekratzt. Der Druck sei vor allem vom Terminmarkt gekommen, so Händler. Dort markierten die ”inflationsanfälligen” führenden Juni-Kontrakte neue Tiefs. Negativ aufgenommen worden seien vor allem die Aussagen, daß die Unternehmen einige ihrer Mehrkosten an die Kunden überwälzen können und es daher zu einem Aufwärtsdruck auf die Preise in vielen Regionen kommt, hieß es.
Forcierte Zinserhöhungen durch die Fed seien nun - auch angesichts des Ausweises zu den Verbraucherpreisen - wieder wahrscheinlicher geworden. ”Die Kernrate der Verbraucherpreise zeigte einen wirklich überraschend starken Anstieg”, sagte ein Händler. Die Entspannung, die am Vortag von den Erzeugerpreisen ausgegangen ist, sei damit Makulatur. Nun bestehe die wieder die Befürchtung, daß sich zu schnelle Zinserhöhungen negativ auf das Wachstum auswirken werden. Die ersten Beobachter nahmen sogar schon das Wort ”Stagflation” in den Mund.
Die guten Quartalsergebnisse zahlreicher Unternehmen verhinderten jedoch nach Angaben von Händlern einen noch stärkeren Einbruch. ”Die Zahlen von Intel und Yahoo haben zu einer Beruhigung gerade bei den Technologiewerten beigetragen”, meinte ein Händler mit Blick auf die leicht bessere Performance des Nasdaq-Composite. Das Bild, das nach den Negativnachrichten der Vorwoche entstanden sei, habe sich damit als nicht repräsentativ erwiesen. Intel stiegen um 0,1 Prozent auf 22,66 Dollar, während Yahoo sogar um 4,3 Prozent auf 34,65 Dollar kletterten.
Auch außerhalb des Chip- und Internetbereichs hatten große Unternehmen über den Erwartungen liegende Zahlen vorgelegt. So konnte United Technologies die Konsensprognosen übertreffen. Die Aktien stiegen um 0,8 Prozent auf 99,04 Dollar. Auch die Caterpillar-Ergebnisse und der Ausblick wurden von Marktteilnehmern als beeindruckend bezeichnet. Der Kurs erhöhte sich um 3,6 Prozent auf 88,04 Dollar.
Auch J.P. Morgan konnte nahtlos an die Reihe guter Nachrichten großer Banken anknüpfen. Lange Zeit hielten sich die Aktien im Plus. Am Ende gingen die Papiere leicht besser als der Gesamtmarkt mit einem Minus von 0,5 Prozent auf 34,76 Dollar aus dem Handel. Honeywell gaben sogar um 2,9 Prozent auf 34,52 Dollar nach, und das, obwohl die vorgelegten Ergebnisse des Konzerns über den Erwartungen der Analysten lagen. Hier habe vor allem enttäuscht, daß das Unternehmen durch Desinvestitionen nur noch 1 Milliarden Dollar erlösen will, was am unteren Ende der bislang vorgegebenen Spanne liege, so Analysten.
Amerikanische Anleihen schließen nahezu unverändert
Nahezu unverändert haben sich die amerikanischen Anleihen am Mittwoch aus dem Handel verabschiedet. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,000 Prozent stiegen um 6/32 auf 98-16/32 und rentierten mit 4,187 Prozent, nach 4,213 Prozent am Dienstag. Die mit 5,375 Prozent verzinste 30-jährige Treasury verlor 3/32 auf 112-18/32. Ihre Rendite stieg von 4,543 auf 4,549 Prozent. Händler machten vor allem den späten Ausverkauf am Aktienmarkt für die Erholung verantwortlich. Es sei viel Liquidität in die Anleihen umgeschichtet worden, hieß es.
Der Dow war erst in der letzten Handelsstunde nach dem Ausweis zum Beige Book so richtig unter Druck gekommen und hatte sein Tief nur knapp über der Marke von 10.000 Punkten markiert. Der Druck sei vor allem vom Terminmarkt gekommen, so Händler. Dort hätten die ”inflationsanfälligen” führenden Juni-Kontrakte neue Tiefs markiert. Negativ aufgenommen worden seien vor allem die Aussagen, daß die Unternehmen einige ihrer Mehrkosten an die Kunden überwälzen können und es daher zu einem Aufwärtsdruck auf die Preise in vielen Regionen kommt. Forcierte Zinserhöhungen durch die Fed seien nun - auch angesichts der Entwicklung bei den amerikanischen Verbraucherpreisen - wieder wahrscheinlicher geworden, hieß es. Und dies könnte sich schnell auch negativ auf das Wachstum auswirken, so ein Beobachter.
Die amerikanischen Verbraucherpreise waren im März gegenüber dem Vormonat um 0,6 Prozent gestiegen. Ökonomen hatten ein Plus von 0,5 Prozent erwartet. Für die um die häufig volatilen Bestandteile Energie und Nahrungsmittel bereinigte Kernrate wurde ein Plus von 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat gemeldet. Dies war der stärkste Anstieg seit August 2002. Hier hatten Volkswirte eine Steigerung um lediglich 0,2 Prozent erwartet.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
Der Dax
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