Euro-Indikator: Konsumkrise dämpft Euro-Wachstum

Beitrag: 1
Zugriffe: 240 / Heute: 1
first-henri:

Euro-Indikator: Konsumkrise dämpft Euro-Wachstum

 
12.01.03 23:46
Aus der FTD vom 13.1.2003 www.ftd.de/euro-indikator
Euro-Indikator: Konsumkrise dämpft Euro-Wachstum
Von Mark Schieritz, Berlin

Das Wachstum in der Euro-Zone im ersten Quartal dieses Jahres dürfte trotz der expansiven Effekte der Geldpolitik und der Stimmungsverbesserung in der US-Industrie nur verhalten ausfallen dürfte. Gründe sind der schwache Konsum und die Euro-Aufwertung.

Euro-Indikator: Konsumkrise dämpft Euro-Wachstum 904094

Verhaltene Dynamik


Dies geht aus der Januar-Auswertung des Euro-Wachstumsindikators hervor, der monatlich für die Financial Times Deutschland und die Financial Times berechnet wird. "Es gibt zwar keine Anzeichen mehr für einen erneuten Rückfall in die Rezession, dennoch bleibt das Wachstum schwach", sagte Hervé Péleraux vom Pariser Konjunkturforschungsinstitut OFCE. Das OFCE ist Teil der Euroframe-Gruppe, einer Vereinigung von neun führenden europäischen Wirtschaftsforschungsinstituten, die den Indikator ermitteln.

Der jüngste Indikatorwert deutet darauf hin, dass nach wie vor unsicher ist, inwieweit die jüngst registrierten Anzeichen einer Stabilisierung der Euro-Wirtschaft schon auf eine nachhaltige Erholung hindeuten. Als Risiko bleibt auch die weitere Entwicklung im Irak-Konflikt, die in Konjunkturindikatoren nur bedingt berücksichtigt werden kann.



Indikator für Wirtschaftsklima in Euro-Zone legt zu


Verbessert hatten sich zuletzt unter anderem die deutschen Ifo-Geschäftserwartungen und der französische Geschäftsklimaindex. Auch der von der EU-Kommission herausgegebene Indikator für das Wirtschaftsklima in der Euro-Zone sowie der OECD-Frühindikator hatten im Dezember etwas zugelegt.


Der FTD-Indikator lässt nach heutiger Datenlage für das erste Quartal 2003 ein Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent zum Vorjahr erwarten. Damit wurde die Schätzung von Dezember um 0,3 Prozentpunkte nach oben revidiert. Im vierten Quartal 2002 dürfte die Wirtschaft um 1,1 Prozent gewachsen sein, im Dezember hatten die Institute ein Plus von lediglich 0,8 Prozent veranschlagt.


Im Quartalsvergleich ergibt sich laut Indikator eine leichte Beschleunigung in der Euro-Zone Anfang 2003, nachdem die Wirtschaft Ende 2002 stagniert haben dürfte. Falls es zu einem länger andauernden Krieg in Irak kommen sollte, ist der Euroframe-Analyse zufolge eine erneute Rezession nicht auszuschließen. Schon heute belaste die Kriegsgefahr die Konjunktur, weil die Unsicherheit darüber die Stimmung bei Firmen und Verbrauchern eintrübe.



Einzelhandel bringt wirtschaftliche Dynamik


Wie die Auswertung des Indikators ergab, mindert vor allem der schwache Konsum zu Jahresbeginn das Euro-Wachstum. Dies drückt die Stimmung der Einzelhändler. Der entsprechende Index geht in das FTD-Barometer ein und hat sich im Dezember nach zwei Monaten der Stabilisierung erneut deutlich verschlechtert. Der Einzelhandel bremst laut FTD-Indikator nun den fünften Monat in Folge die wirtschaftliche Dynamik.


Noch einmal verstärken wird sich im ersten Quartal 2003 der bremsende Effekt der Wechselkursentwicklung. Bereits im vierten Quartal hatte der Euro-Dollar-Kurs negativ auf das Wachstum gewirkt. Der Euro hat gegenüber Ende 2001 inzwischen mehr als 20 Prozent zugelegt. Dies mindert die Exportchancen europäischer Unternehmen. "Die Aufwertung des Euro wird das Wachstum signifikant bremsen", sagte OFCE-Forscher Péleraux. Auch der Bausektor, der die Konjunktur im vierten Quartal noch stützte, bremst nun erneut das Wachstum.


Die Verbesserung der Stimmung in der europäischen Industrie im Dezember schlägt sich auch im FTD-Barometer nieder. Erstmals seit Frühjahr 2001 wird das Wachstum von dieser Seite her nicht mehr gebremst. Allerdings ist die Industrie noch keine Stütze der wirtschaftlichen Dynamik, die entsprechende Komponente wirkt wachstumsneutral.



EZB - Zinssenkungen geben kräftigen Impuls


Wie die Indikatorauswertung weiter ergab, wird die Konjunktur im Euro-Raum durch die Geldpolitik gestützt. Die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) seit dem Jahr 2001 sorgen jetzt für einen kräftigen expansiven Impuls, der sich gegenüber Ende 2002 noch einmal verstärkt hat.


Dass das Euro-Wachstum trotz des monetären Impulses verhalten bleiben dürfte, liegt nach Einschätzung der Euroframe-Experten auch daran, dass diese positiven Wirkungen der Geldpolitik von den negativen Effekten überlagert werden, die aus der geopolitischen Lage resultieren.


Die EZB-Zinssenkung vom Dezember dürfte der Euroframe-Analyse zufolge das Wachstum in Zukunft zusätzlich beleben. Aller Erfahrung nach werde sich dies indes erst mit Verspätung, etwa im zweiten Halbjahr, bemerkbar machen. Die Zentralbank hatte ihren Leitzins Ende 2002 um 50 Basispunkte auf 2,75 Prozent gesenkt.


Auch die jüngsten konjunkturellen Hoffnungszeichen aus der US-Industrie treiben im ersten Quartal das Euro-Wachstum an. Im Dezember hatten sich die Ergebnisse der monatlichen US-Einkaufsmanagerumfragen stark verbessert. Diese fließen in den FTD-Indikator ein. Positive Effekte gehen auch von der Entwicklung der Rohstoffpreise aus.



© 2003 Financial Times Deutschland , © Illustration:  FTD
Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--