us der FTD vom 15.9.2003
Dow Chemical kauft Celanese-Sparte
Von Klaus Max Smolka, Heidelberg Der Chemiekonzern Celanese verkauft an den US-Konkurrenten Dow Chemical sein Acrylat- Geschäft mit 320 Mio. Euro Jahresumsatz. Damit macht die Firma einen weiteren Schritt bei der Konzentration auf zwei ihrer fünf Sparten.
Die Amerikaner wollen das zugekaufte Geschäft
nun binnen zwölf Monaten profitabel machen: Es solle im ersten Jahr nach der Akquisition einen "kleinen Beitrag" zum Gewinn bringen, sagte der für Acrylate zuständige Vice President Dow Chemicals, James McIlvenny, der FTD. Acrylsäure und die von ihr abgeleitete Stoffklasse der Acrylate sind Ausgangsstoffe für verschiedenste Produkte: für Farben, Textilien, Klebstoffe, aber auch für hochsaugfähige Stoffe (Superabsorber) zum Beispiel in Einwegwindeln.
Celanese verkauft das Acrylatgeschäft für rund 150 Mio. Euro. Die Kartellbehörden müssen der Vereinbarung beider Unternehmen noch zustimmen. "Wir erwarten den Abschluss des Geschäfts in der ersten Hälfte 2004", sagte McIlvenny. Die zugekauften Vermögenswerte lägen alle in Nordamerika.
Konzentration bei Celanese
Celanese konzentriert sich immer mehr auf seine beiden Sparten Ticona (technische Kunststoffe) und Acetylprodukte (Chemikalien auf Erdgasbasis zur Weiterverarbeitung für die Chemiebranche). Die Zukunft der anderen drei Geschäftsfelder ist unsicher: Die Sparte Zwischenprodukte (einschließlich Acrylate) wird immer kleiner. Zum einen durch den jetzt bekannt gegebenen Acrylat-Verkauf; zum anderen, weil ein weiterer bedeutender Teil, die Oxo- Chemikalien, in ein Joint Venture (JV) mit Degussa eingeht. Die Süßstoffsparte Nutrinova könnte ebenfalls veräußert oder in ein JV ausgelagert werden, wie ein Sprecher vorige Woche sagte. Bleibt die Acetat-Sparte (Produkte für Textilien und Zigarettenfilter) - in dieses Geschäft wird Celanese erklärtermaßen zumindest nicht mehr in Form von Zukäufen investieren.
Zur Ertragslage des nun wegfallenden Acrylat-Geschäfts machte Celanese zwar keine Angaben. Dass es defizitär ist, steht aber außer Zweifel: Denn die gesamte Sparte Zwischenprodukte erlitt im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von gut 900 Mio. Euro 29 Mio. Euro Betriebsverlust, und die Acrylate sind gerade der große Problemfaktor dieser Sparte. Unter anderem leiden sie unter einem Verfall der Preise an den Weltmärkten. Aus diesem Grund begrüßten Analysten auch den Verkauf - ebenso wie die Börsianer: Die Celanese-Aktie verteuerte sich im MDax um drei Prozent auf 28,42 Euro.
Vorsicht beim Schrumpfen
Allerdings muss Celanese aufpassen, dass die Firma nicht immer weiter schrumpft und damit zunehmend zum Übernahmekandidaten wird. Abzüglich der Acrylate erzielte Celanese vergangenes Jahr nur noch 4 Mrd. Euro Umsatz. Vorstandsvorsitzender Claudio Sonder gab Anfang des Monats sein früheres Ziel auf, die Erlöse von früher 5 Mrd. Euro bis 2005 auf 10 Mrd. Euro zu verdoppeln.
Wenn das Unternehmen mögliche weitere Verkäufe von Firmenteilen nicht durch Akquisitionen ausgleicht, wird das zunehmend Kaufinteressen auf den Plan rufen. An Celanese hatte nach FTD-Informationen bis mindestens Anfang 2003 ein Finanzinvestor Interesse bekundet, der es aber nicht schaffte, Sonder zu Gesprächen über einen Eigentümerwechsel zu bewegen.
Randgeschäft
Acrylsäure und die von ihr abgeleitete Stoffklasse der Acrylate sind Ausgangsstoffe für verschiedenste Produkte.
Vorprodukt sind sie etwa für Farben, Textilien, Klebstoffe, aber auch für hochsaugfähige Stoffe (Superabsorber) zum Beispiel in Einwegwindeln.
Konzentrieren will sich Celanese auf die Sparten Ticona (technische Kunststoffe) und Acetylprodukte (Chemikalien auf Erdgasbasis).
© 2003 Financial Times Deutschland
Dow Chemical kauft Celanese-Sparte
Von Klaus Max Smolka, Heidelberg Der Chemiekonzern Celanese verkauft an den US-Konkurrenten Dow Chemical sein Acrylat- Geschäft mit 320 Mio. Euro Jahresumsatz. Damit macht die Firma einen weiteren Schritt bei der Konzentration auf zwei ihrer fünf Sparten.
Die Amerikaner wollen das zugekaufte Geschäft
nun binnen zwölf Monaten profitabel machen: Es solle im ersten Jahr nach der Akquisition einen "kleinen Beitrag" zum Gewinn bringen, sagte der für Acrylate zuständige Vice President Dow Chemicals, James McIlvenny, der FTD. Acrylsäure und die von ihr abgeleitete Stoffklasse der Acrylate sind Ausgangsstoffe für verschiedenste Produkte: für Farben, Textilien, Klebstoffe, aber auch für hochsaugfähige Stoffe (Superabsorber) zum Beispiel in Einwegwindeln.
Celanese verkauft das Acrylatgeschäft für rund 150 Mio. Euro. Die Kartellbehörden müssen der Vereinbarung beider Unternehmen noch zustimmen. "Wir erwarten den Abschluss des Geschäfts in der ersten Hälfte 2004", sagte McIlvenny. Die zugekauften Vermögenswerte lägen alle in Nordamerika.
Konzentration bei Celanese
Celanese konzentriert sich immer mehr auf seine beiden Sparten Ticona (technische Kunststoffe) und Acetylprodukte (Chemikalien auf Erdgasbasis zur Weiterverarbeitung für die Chemiebranche). Die Zukunft der anderen drei Geschäftsfelder ist unsicher: Die Sparte Zwischenprodukte (einschließlich Acrylate) wird immer kleiner. Zum einen durch den jetzt bekannt gegebenen Acrylat-Verkauf; zum anderen, weil ein weiterer bedeutender Teil, die Oxo- Chemikalien, in ein Joint Venture (JV) mit Degussa eingeht. Die Süßstoffsparte Nutrinova könnte ebenfalls veräußert oder in ein JV ausgelagert werden, wie ein Sprecher vorige Woche sagte. Bleibt die Acetat-Sparte (Produkte für Textilien und Zigarettenfilter) - in dieses Geschäft wird Celanese erklärtermaßen zumindest nicht mehr in Form von Zukäufen investieren.
Zur Ertragslage des nun wegfallenden Acrylat-Geschäfts machte Celanese zwar keine Angaben. Dass es defizitär ist, steht aber außer Zweifel: Denn die gesamte Sparte Zwischenprodukte erlitt im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von gut 900 Mio. Euro 29 Mio. Euro Betriebsverlust, und die Acrylate sind gerade der große Problemfaktor dieser Sparte. Unter anderem leiden sie unter einem Verfall der Preise an den Weltmärkten. Aus diesem Grund begrüßten Analysten auch den Verkauf - ebenso wie die Börsianer: Die Celanese-Aktie verteuerte sich im MDax um drei Prozent auf 28,42 Euro.
Vorsicht beim Schrumpfen
Allerdings muss Celanese aufpassen, dass die Firma nicht immer weiter schrumpft und damit zunehmend zum Übernahmekandidaten wird. Abzüglich der Acrylate erzielte Celanese vergangenes Jahr nur noch 4 Mrd. Euro Umsatz. Vorstandsvorsitzender Claudio Sonder gab Anfang des Monats sein früheres Ziel auf, die Erlöse von früher 5 Mrd. Euro bis 2005 auf 10 Mrd. Euro zu verdoppeln.
Wenn das Unternehmen mögliche weitere Verkäufe von Firmenteilen nicht durch Akquisitionen ausgleicht, wird das zunehmend Kaufinteressen auf den Plan rufen. An Celanese hatte nach FTD-Informationen bis mindestens Anfang 2003 ein Finanzinvestor Interesse bekundet, der es aber nicht schaffte, Sonder zu Gesprächen über einen Eigentümerwechsel zu bewegen.
Randgeschäft
Acrylsäure und die von ihr abgeleitete Stoffklasse der Acrylate sind Ausgangsstoffe für verschiedenste Produkte.
Vorprodukt sind sie etwa für Farben, Textilien, Klebstoffe, aber auch für hochsaugfähige Stoffe (Superabsorber) zum Beispiel in Einwegwindeln.
Konzentrieren will sich Celanese auf die Sparten Ticona (technische Kunststoffe) und Acetylprodukte (Chemikalien auf Erdgasbasis).
© 2003 Financial Times Deutschland