Aufwändige Automatenumstellung in der Silvesternacht
Ärzte, Krankenschwestern, Feuerwehrleute oder Journalisten sind es gewöhnt, an Silvester zu arbeiten. Doch diesmal werden die Feiern auch für Tausende Mitarbeiter der Automatenindustrie ausfallen.
Sie sind über Nacht im Einsatz, damit schon am Neujahrstag etwa Zigaretten oder Fahrscheine mit dem Euro gezogen werden können. Bei den Banken wird nicht mit einem hohen Personalaufwand zum Jahreswechsel gerechnet, denn Geldautomaten werden schon vorher auf die Umstellung programmiert.
Rund neun Millionen Automaten in Europa müssen zurzeit auf die neue Gemeinschaftswährung umgerüstet werden, 2,4 Millionen allein in Deutschland. Der Zeitaufwand dafür ist enorm, sagte Jan-Peer Henke, Justiziar beim Verband der deutschen Automatenindustrie (VDAI). Für die Umstellung sei durchschnittlich eine Arbeitsstunde pro Gerät erforderlich. Bei 2,4 Millionen Automaten müssten demnach 1400 Mechaniker ein Jahr lang täglich acht Stunden mit nichts anderem beschäftigt sein.
Automaten für beide Währungen
Die wichtigsten technischen Vorbereitungen sind laut Henke schon seit Monaten erfolgt, aber letzte Handgriffe in der Zeit um den Jahreswechsel lassen sich nicht vermeiden. Allerdings wird es anfangs noch genügend Automaten für D-Mark-Einwürfe geben, einige werden sogar beide Währungen akzeptieren. Der Verband rechnet jedoch fest damit, dass die Mark nach dem 1. Januar schneller als zurzeit erwartet aus dem Handel verschwinden wird, so dass eine schnelle Umstellung sämtlicher Automaten als zwingend gilt. "Wir haben uns eine Deadline bis zum 8., spätestens aber bis zum 10. Januar gesetzt", sagt Henke.
Zur Prüfung der Geräte konnten bislang nur für Deutschland hergestellte Euro-Münzen herangezogen werden. Wie Henke einräumt, sind deshalb kleinere Probleme bei der Verwendung von Münzen aus anderen EU-Ländern nicht ganz auszuschließen: "Die Stunde der Wahrheit kommt mit der Reisewelle." Sollte sich nach Beginn der Urlaubszeit also etwa herausstellen, dass Euro-Münzen aus Spanien oder Griechenland häufiger durch die Automaten fallen als einheimische, dann müssten die Techniker eventuell nochmal nachbessern.
Euro-Scheine schon kurz nach Mitternacht
Während viele Fahrkarten- oder Zigarettenautomaten bereits in der Silvesternacht manuell auf den Euro umgestellt werden, hält sich der logistische Aufwand bei den Geldautomaten in Grenzen. Wie Jens Walter vom Bundesverband deutscher Banken erläutert, wird die Hauptarbeit schon lange vorher geleistet. So dürfte bei den meisten Filialen zunächst nur ein Automat auf die Ausgabe von Euro-Scheinen umgepolt werden, und dieser kann dann so programmiert werden, dass er ab Mitternacht des Neujahrstages betriebsbereit ist.
D-Mark-Automaten wiederum können auf diese Weise um Mitternacht abgeschaltet werden. Laut Walter wird das aber nicht unbedingt gleich passieren, da die Mark ja immer noch zwei Monate lang gültiges Zahlungsmittel ist. Dennoch gilt für die Geld gebenden Automaten dasselbe wie für die Geld nehmenden: Schon wenige Tage nach dem 1. Januar soll die völlige Umstellung auf den Euro vollzogen sein.
Gravierende Schwierigkeiten hält die Automatenbranche in allen Fällen für unwahrscheinlich - und hofft natürlich, dass sie Recht behält. Denn immerhin sind schon für eine mehr oder weniger reibungslose Umstellung der 2,4 Millionen Geräte rund 1,1 Mrd. DM veranschlagt worden.
Gruß
Happy End
ftd.de