Die deutschen Aktienwerte haben am Dienstag ihre Talfahrt der vergangenen Tage fortgesetzt. Nach der Veröffentlichung von US-Konjunkturdaten am Nachmittag baute der Dax im Sog der nachgebenden US-Börsen seine Verluste noch aus.
Der Dax verlor bis zum Abend 1,5 Prozent auf 4909 Punkte. Die Anleger mieden auch die 70 mittelschweren Werte im MDax: Der Nebenwerteindex verlor 0,5 Prozent auf 4382 Punkte. Wie bereits in den vergangenen Tagen sei das Eigenleben des deutschen Aktienmarktes gleich Null, sagten Händler. Die Stimmung sei insgesamt nervös, weil die Gefahr eines Ausbruchs des Dax aus der Handelsspanne der vergangenen Monate bestehe. Die Aktien von Schering legten nach der Vorlage von Geschäftszahlen um bis zu zwei Prozent zu. Die Banken litten unterdessen unter anderem unter den Spekulationen um eine mögliche Zahlungsunfähigkeit der Kirch Gruppe.
Der technische Analyst Klaus Tafferner von Concord Effekten sagte, der Dax habe bei rund 4870 Punkten eine starke Unterstützung: "Auf Sicht von mehr als zwei Tagen liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Marke hält, bei vielleicht zehn Prozent." Eine deutliche Korrektur des starken Aufschwungs seit dem 21. September 2001 stehe noch aus und wäre nicht ungewöhnlich. Nicht auszuschließen sei ein Rückfall bis auf etwa 4360 Punkte. Tafferners Kollege Ludwig Gutmann von der Bayerischen Landesbank beurteilte die weiteren Aussichten des Dax ähnlich. "Wer gegen weitere Kursverluste nicht abgesichert ist, handelt leichtsinnig", fügte er in seiner Marktbeurteilung vom Dienstag hinzu.
Die schwachen US-Konjunkturdaten deuteten darauf hin, dass die US-Konjunktur nicht so schnell wieder anspringen werde wie erhofft, sagte der Derivatehändler Wolfgang Kuhl von SEB. Der US-Serviceindex war im Januar auf 49,6 Punkte nach 50,1 Zählern im Dezember zurückgegangen. Der Index des Auftragseingangs im Dienstleistungssektor verringerte sich unterdessen auf 49,4 Punkte von 51,5 Zählern. Ein Wert unter 50 Stellen deutet auf eine Schrumpfung der Wirtschaft hin.
Schering überrascht Analysten
Die Aktien von Schering legten um 1,46 Prozent auf 65,95 Euro zu. Zuvor hatte der Pharmakonzern über den Analystenerwartungen liegende Geschäftsergebnisse für 2001 veröffentlicht. Der Gewinn stieg um 24 Prozent auf 418 Mio. Euro und der Umsatz um zehn Prozent auf 4,84 Mrd. Euro.
Größter Gewinner im Dax waren die Metro-Papiere, die um drei Prozent auf 39,41 Euro anzogen. Händler konnten allerdings keine konkreten Gründe für diese Entwicklung ausmachen.
Der Branchenindex der Bankenwerte im Dax verlor 3,1 Prozent. An der Spitze der Verlierer lagen die Aktien der Deutschen Bank und der HypoVereinsbank , die um 4,1 Prozent auf 66,93 Euro beziehungsweise um 4,4 Prozent auf 33,65 Euro nachgaben. Die beiden Institute gehören zu den größten Kreditgebern der insgesamt mit rund sechs Mrd. Euro verschuldeten Kirch-Gruppe. Zuvor hatte es aus Bankenkreisen geheißen, der Münchener Medienkonzern könne möglicherweise keine weiteren Kredite erhalten. Die im Nebenwerte-Index MDax gelisteten Aktien der von Kirch kontrollierten TV-Senderkette Pro Sieben Sat 1 gaben um 8,3 Prozent auf 4,40 Euro nach. Deutsche Bank und HypoVereinsbank wurden unterdessen zusätzlich von den kürzlich veröffentlicht schwachen Geschäftszahlen mehrerer Banken unter Druck gesetzt.
Preussag weiter auf Talfahrt
Die Titel von Preussag setzten ihre Talfahrt fort und verbilligten sich um 3,1 Prozent auf 32,55 Euro. Ein Börsianer sagte, das Papier könne nach dem Scheitern an der Marke von 35 Euro auf bis zu 30 Euro zurückgehen. Andere Händler sprachen von erneuten Gewinnmitnahmen.
Die T-Aktie lag am Abend zwei Prozent im Minus bei 15,60 Euro, nachdem sie zuvor bis zu 1,63 Prozent im Plus gelegen hatte. Der Grund für die starken Schwankungen waren Händlern zufolge Spekulationen um die Zukunft des TV-Kabelnetzes, nachdem das Bundeskartellamt Einwände gegen den Verkauf US-Konzern Liberty Media erhoben hat. Das Geschäft hätte ein Volumen von 5,5 Mrd. Euro. Nach Informationen der FTD entwirft die Deutsche Telekom zudem für den Fall des Scheiterns des Kabelnetz-Verkaufs an Liberty Media intern bereits konkrete Alternativ-Szenarien. So steht unter anderem zur Diskussion, das Breitbandkabelnetz zunächst in eigener Regie weiter zu betreiben und die Suche nach einem Käufer hinten anzustellen.
Auf der Verliererseite standen auch die Deutsche Lufthansa (minus 1,7 Prozent auf 16,80 Euro). Lufthansa-Konkurrent Ryanair hat am Dienstag Geschäftszahlen vorgelegt. Danach hat der Billigfluganbieter im dritten Quartal die Analystenerwartungen bei Gewinn und Passagierzahl übertroffen. "Solche Zahlen lassen bei vielen Investoren offenbar Ängste aufkommen, dass die Iren der Lufthansa Marktanteile abjagen", sagte ein Händler in Frankfurt.
Kursverluste auch bei Tecnikwerten
Auch die Hightechs fanden sich auf den Verkaufslisten wieder: SAP gaben 1,8 Prozent auf 157,47 Euro nach, Siemens fielen 1,9 Prozent auf 65,50 Euro. Epcos büßten 1,5 Prozent auf 44,82 Euro ein, und Infineon verbilligten sich um 2,8 Prozent auf 23,85 Euro. Die Meldung, wonach die Verhandlungen zwischen dem angeschlagenen südkoreanischen Halbleiterhersteller Hynix und Micron Technology kurz vor der Einigung stehen, belastete offenbar die Infineon-Aktie.
Euro behauptet
Der Kurs des Euro ist am Dienstag gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs bei 0,8683 (Montag: 0,8644) $ fest. Der Dollar kostete damit 1,1517 (1,1569) Euro.
ftd.de, Di, 5.2.2002, 8:06, aktualisiert: Di, 5.2.2002, 18:03
Quelle: FTD.de
Der Dax verlor bis zum Abend 1,5 Prozent auf 4909 Punkte. Die Anleger mieden auch die 70 mittelschweren Werte im MDax: Der Nebenwerteindex verlor 0,5 Prozent auf 4382 Punkte. Wie bereits in den vergangenen Tagen sei das Eigenleben des deutschen Aktienmarktes gleich Null, sagten Händler. Die Stimmung sei insgesamt nervös, weil die Gefahr eines Ausbruchs des Dax aus der Handelsspanne der vergangenen Monate bestehe. Die Aktien von Schering legten nach der Vorlage von Geschäftszahlen um bis zu zwei Prozent zu. Die Banken litten unterdessen unter anderem unter den Spekulationen um eine mögliche Zahlungsunfähigkeit der Kirch Gruppe.
Der technische Analyst Klaus Tafferner von Concord Effekten sagte, der Dax habe bei rund 4870 Punkten eine starke Unterstützung: "Auf Sicht von mehr als zwei Tagen liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die Marke hält, bei vielleicht zehn Prozent." Eine deutliche Korrektur des starken Aufschwungs seit dem 21. September 2001 stehe noch aus und wäre nicht ungewöhnlich. Nicht auszuschließen sei ein Rückfall bis auf etwa 4360 Punkte. Tafferners Kollege Ludwig Gutmann von der Bayerischen Landesbank beurteilte die weiteren Aussichten des Dax ähnlich. "Wer gegen weitere Kursverluste nicht abgesichert ist, handelt leichtsinnig", fügte er in seiner Marktbeurteilung vom Dienstag hinzu.
Die schwachen US-Konjunkturdaten deuteten darauf hin, dass die US-Konjunktur nicht so schnell wieder anspringen werde wie erhofft, sagte der Derivatehändler Wolfgang Kuhl von SEB. Der US-Serviceindex war im Januar auf 49,6 Punkte nach 50,1 Zählern im Dezember zurückgegangen. Der Index des Auftragseingangs im Dienstleistungssektor verringerte sich unterdessen auf 49,4 Punkte von 51,5 Zählern. Ein Wert unter 50 Stellen deutet auf eine Schrumpfung der Wirtschaft hin.
Schering überrascht Analysten
Die Aktien von Schering legten um 1,46 Prozent auf 65,95 Euro zu. Zuvor hatte der Pharmakonzern über den Analystenerwartungen liegende Geschäftsergebnisse für 2001 veröffentlicht. Der Gewinn stieg um 24 Prozent auf 418 Mio. Euro und der Umsatz um zehn Prozent auf 4,84 Mrd. Euro.
Größter Gewinner im Dax waren die Metro-Papiere, die um drei Prozent auf 39,41 Euro anzogen. Händler konnten allerdings keine konkreten Gründe für diese Entwicklung ausmachen.
Der Branchenindex der Bankenwerte im Dax verlor 3,1 Prozent. An der Spitze der Verlierer lagen die Aktien der Deutschen Bank und der HypoVereinsbank , die um 4,1 Prozent auf 66,93 Euro beziehungsweise um 4,4 Prozent auf 33,65 Euro nachgaben. Die beiden Institute gehören zu den größten Kreditgebern der insgesamt mit rund sechs Mrd. Euro verschuldeten Kirch-Gruppe. Zuvor hatte es aus Bankenkreisen geheißen, der Münchener Medienkonzern könne möglicherweise keine weiteren Kredite erhalten. Die im Nebenwerte-Index MDax gelisteten Aktien der von Kirch kontrollierten TV-Senderkette Pro Sieben Sat 1 gaben um 8,3 Prozent auf 4,40 Euro nach. Deutsche Bank und HypoVereinsbank wurden unterdessen zusätzlich von den kürzlich veröffentlicht schwachen Geschäftszahlen mehrerer Banken unter Druck gesetzt.
Preussag weiter auf Talfahrt
Die Titel von Preussag setzten ihre Talfahrt fort und verbilligten sich um 3,1 Prozent auf 32,55 Euro. Ein Börsianer sagte, das Papier könne nach dem Scheitern an der Marke von 35 Euro auf bis zu 30 Euro zurückgehen. Andere Händler sprachen von erneuten Gewinnmitnahmen.
Die T-Aktie lag am Abend zwei Prozent im Minus bei 15,60 Euro, nachdem sie zuvor bis zu 1,63 Prozent im Plus gelegen hatte. Der Grund für die starken Schwankungen waren Händlern zufolge Spekulationen um die Zukunft des TV-Kabelnetzes, nachdem das Bundeskartellamt Einwände gegen den Verkauf US-Konzern Liberty Media erhoben hat. Das Geschäft hätte ein Volumen von 5,5 Mrd. Euro. Nach Informationen der FTD entwirft die Deutsche Telekom zudem für den Fall des Scheiterns des Kabelnetz-Verkaufs an Liberty Media intern bereits konkrete Alternativ-Szenarien. So steht unter anderem zur Diskussion, das Breitbandkabelnetz zunächst in eigener Regie weiter zu betreiben und die Suche nach einem Käufer hinten anzustellen.
Auf der Verliererseite standen auch die Deutsche Lufthansa (minus 1,7 Prozent auf 16,80 Euro). Lufthansa-Konkurrent Ryanair hat am Dienstag Geschäftszahlen vorgelegt. Danach hat der Billigfluganbieter im dritten Quartal die Analystenerwartungen bei Gewinn und Passagierzahl übertroffen. "Solche Zahlen lassen bei vielen Investoren offenbar Ängste aufkommen, dass die Iren der Lufthansa Marktanteile abjagen", sagte ein Händler in Frankfurt.
Kursverluste auch bei Tecnikwerten
Auch die Hightechs fanden sich auf den Verkaufslisten wieder: SAP gaben 1,8 Prozent auf 157,47 Euro nach, Siemens fielen 1,9 Prozent auf 65,50 Euro. Epcos büßten 1,5 Prozent auf 44,82 Euro ein, und Infineon verbilligten sich um 2,8 Prozent auf 23,85 Euro. Die Meldung, wonach die Verhandlungen zwischen dem angeschlagenen südkoreanischen Halbleiterhersteller Hynix und Micron Technology kurz vor der Einigung stehen, belastete offenbar die Infineon-Aktie.
Euro behauptet
Der Kurs des Euro ist am Dienstag gestiegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs bei 0,8683 (Montag: 0,8644) $ fest. Der Dollar kostete damit 1,1517 (1,1569) Euro.
ftd.de, Di, 5.2.2002, 8:06, aktualisiert: Di, 5.2.2002, 18:03
Quelle: FTD.de