Ehepaar Schnabel gesteht
Bodo Schnabel und seine Frau Ingrid haben im Bilanzskandal um den Telematik-Anbieter Comroad ein umfassendes Geständnis abgelegt. Die Münchener Staatsanwaltschaft bestätigte nun einen entsprechenden Bericht der "Süddeutschen Zeitung".
Der frühere Vorstandsvorsitzende und seine Frau hätten eingeräumt, Rechnungen selbst verfasst zu haben, schrieb die Zeitung unter Berufung auf die Münchener Staatsanwaltschaft. Die Rechnungen lauteten auf den Namen der nicht existierenden Hongkonger Firma VT Electronics und sollten den überwiegenden Teil der Comroad-Umsätze belegen.
Den Anstoß für die Geständnisse soll eine Durchsuchung der Privaträume der Schnabels gegeben haben. Die Erkenntnisse aus der Durchsuchung führten dazu, dass Ingrid Schnabel festgenommen wurde. Sie wurde aber mittlerweile gegen Auflagen auf freien Fuß gesetzt. Die Frau des ehemaligen Comroad-Chefs soll zugegeben haben, dass sie von den Geschäften ihres Mannes gewusst hat.
Überwiegend sei Bodo Schnabel die treibende Kraft bei den Fälschungen gewesen, erklärte der zuständige Staatsanwalt Peter Noll. Nun werde geprüft, ob Ingrid Schnabel weiterhin nur die Beihilfe zu Kursbetrug und Insiderhandel angelastet wird, oder sogar die Mittäterschaft. Zu Ermittlungen gegen weitere Personen wollte Noll sich nicht äußern.
Anfang April hatte eine Sonderprüfung des Telematik-Anbieter ergeben, dass nahezu alle ausgewiesenen Umsätze des Unternehmens fingiert gewesen sein mussten. Von den Anfang des Jahres gemeldeten Umsätzen in Höhe von 93,6 Mio. Euro für 2001 verblieben laut Prüfungsbericht nur 1,3 Mio. Euro bestätigte Umsätze - also lediglich 1,4 Prozent.
Die Prüfungsgesellschaft Rödl & Partner fand heraus, dass es angebliche Vertragspartner von Comroad im Prüfungszeitraum teilweise nicht oder nicht mehr gab. Im Mittelpunkt standen dabei insbesondere die Umsätze durch die asiatische VT Electronics. Insgesamt 96,4 Prozent seiner Umsätze soll der Konzern mit diesem Unternehmen erwirtschaftet haben - doch Nachweise, dass die Firma überhaupt jemals exisitierte, konnten nicht erbracht werden.
Noch Anfang März hatte das Unternehmen beteuert, Gerüchte über einen Umsatzeinbruch seien "absoluter Blödsinn". Vorstandschef Bodo Schnabel musste damals jedoch seinen Hut nehmen. Seit Ostern sitzt er in Untersuchungshaft.