Britische Notenbank gibt Entwarnung
von Mark Schrörs (Frankfurt)
Die britische Notenbank hat Hoffnungen auf einen Wendepunkt in der Finanzkrise geweckt. In ihrem halbjährlichen Stabilitätsbericht schrieb die Bank of England, die Korrektur an den Finanzmärkten sei womöglich zu weit gegangen.
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Diesen Artikel jetzt anhören Obwohl Abwärtsrisiken bestünden, sei es wahrscheinlich, "dass Vertrauen und Risikoappetit in den nächsten Monaten allmählich zurückkehren", sagte John Gieve, Vizechef der Bank of England (BoE). Die Londoner Zentralbanker äußerten heftige Kritik an den jüngsten Schätzungen über die Folgen der Turbulenzen. Die zirkulierenden Summen zum Schaden für das Finanzsystem seien möglicherweise erheblich übertrieben. Der Internationale Währungsfonds hatte die Gesamtverluste für den Finanzsektor jüngst auf knapp 1000 Mrd. $ geschätzt, zudem sieht er die Gefahr einer globalen Rezession.
Die BoE ist die erste der weltweit wichtigen Finanzinstitutionen, die den Tiefpunkt der Krise erreicht sieht. Das Desaster am US-Häuser- und Hypothekenmarkt hatte sich seit August vergangenen Jahres rasant ausgebreitet. Weltweit mussten Banken mehrere Hundert Milliarden Dollar abschreiben, die globalen Börsen verzeichneten teils massive Verluste. Manche Experten sahen sogar die schlimmste Krise seit den 30er-Jahren.
Die britischen Währungshüter äußern sich nun zuversichtlich, dass an den Finanz- und Kreditmärkten inzwischen eine Talsohle durchschritten ist. Die Preise an einigen Kreditmärkten seien stärker gefallen, als es die Fundamentaldaten rechtfertigten. "Die Bedingungen sollten sich verbessern, wenn die Marktteilnehmer erkennen, dass einige Wertpapiere gemessen an den zugrunde liegenden Krediten billig erscheinen", hieß es. Die negative Stimmung und die fortschreitende Entschuldung der Banken stellten aber Risiken dar.
Auch in Europa hatten zuletzt einige Politiker und Notenbanker, darunter Bundesbankchef Axel Weber, von ersten vorsichtigen Signalen gesprochen, dass das Schlimmste überstanden sein könnte. So deutlich wie die BoE waren sie aber nicht. Einige Topbanker hatten darauf verwiesen, dass es in einigen zwischenzeitlich ausgetrockneten Märkten wieder Handel gebe.
Krise zu Beginn stark unterschätzt
Beobachter wiesen dem Bericht der BoE auch deshalb besondere Bedeutung zu, weil die britische Notenbank die Lage in der Vergangenheit nie schöngemalt habe. Allerdings hatte auch die BoE die Finanzkrise anfänglich massiv unterschätzt, ehe sie die Beinahepleite der Hypothekenbank Northern Rock zur Kehrtwende zwang. Bislang hat die BoE ihren Leitzins von 5,75 auf 5,0 Prozent gesenkt, um den Märkten mehr Liquidität zu verschaffen. Zudem nimmt sie britischen Banken verbriefte Hypothekenkredite ab und gibt ihnen dafür solide Staatsanleihen.
Die positive Einschätzung der BoE steht derzeit im Widerspruch zur Beurteilung der US-Notenbank. Die Fed hatte am Mittwochabend den Leitzins um weitere 25 Basispunkte auf nunmehr 2,0 Prozent gesenkt - im vergangenen September hatte der Leitsatz noch bei 5,25 Prozent gelegen. Die US-Notenbank hielt an der Formulierung fest, dass die Märkte weiter "unter erheblichem Stress" stünden. Wenngleich die Fed eine mögliche Zinspause andeutete, ließ sie die Tür für weitere Senkungen offen. Fed-Chef Ben Bernanke sagte am Donnerstag, es sei derzeit unmöglich vorherzusagen, wann die Zinssenkungen und die übrigen Maßnahmen der Notenbanken zu einer Stabilisierung der Finanzmärkte führten.
von Mark Schrörs (Frankfurt)
Die britische Notenbank hat Hoffnungen auf einen Wendepunkt in der Finanzkrise geweckt. In ihrem halbjährlichen Stabilitätsbericht schrieb die Bank of England, die Korrektur an den Finanzmärkten sei womöglich zu weit gegangen.
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Die BoE ist die erste der weltweit wichtigen Finanzinstitutionen, die den Tiefpunkt der Krise erreicht sieht. Das Desaster am US-Häuser- und Hypothekenmarkt hatte sich seit August vergangenen Jahres rasant ausgebreitet. Weltweit mussten Banken mehrere Hundert Milliarden Dollar abschreiben, die globalen Börsen verzeichneten teils massive Verluste. Manche Experten sahen sogar die schlimmste Krise seit den 30er-Jahren.
Die britischen Währungshüter äußern sich nun zuversichtlich, dass an den Finanz- und Kreditmärkten inzwischen eine Talsohle durchschritten ist. Die Preise an einigen Kreditmärkten seien stärker gefallen, als es die Fundamentaldaten rechtfertigten. "Die Bedingungen sollten sich verbessern, wenn die Marktteilnehmer erkennen, dass einige Wertpapiere gemessen an den zugrunde liegenden Krediten billig erscheinen", hieß es. Die negative Stimmung und die fortschreitende Entschuldung der Banken stellten aber Risiken dar.
Auch in Europa hatten zuletzt einige Politiker und Notenbanker, darunter Bundesbankchef Axel Weber, von ersten vorsichtigen Signalen gesprochen, dass das Schlimmste überstanden sein könnte. So deutlich wie die BoE waren sie aber nicht. Einige Topbanker hatten darauf verwiesen, dass es in einigen zwischenzeitlich ausgetrockneten Märkten wieder Handel gebe.
Krise zu Beginn stark unterschätzt
Beobachter wiesen dem Bericht der BoE auch deshalb besondere Bedeutung zu, weil die britische Notenbank die Lage in der Vergangenheit nie schöngemalt habe. Allerdings hatte auch die BoE die Finanzkrise anfänglich massiv unterschätzt, ehe sie die Beinahepleite der Hypothekenbank Northern Rock zur Kehrtwende zwang. Bislang hat die BoE ihren Leitzins von 5,75 auf 5,0 Prozent gesenkt, um den Märkten mehr Liquidität zu verschaffen. Zudem nimmt sie britischen Banken verbriefte Hypothekenkredite ab und gibt ihnen dafür solide Staatsanleihen.
Die positive Einschätzung der BoE steht derzeit im Widerspruch zur Beurteilung der US-Notenbank. Die Fed hatte am Mittwochabend den Leitzins um weitere 25 Basispunkte auf nunmehr 2,0 Prozent gesenkt - im vergangenen September hatte der Leitsatz noch bei 5,25 Prozent gelegen. Die US-Notenbank hielt an der Formulierung fest, dass die Märkte weiter "unter erheblichem Stress" stünden. Wenngleich die Fed eine mögliche Zinspause andeutete, ließ sie die Tür für weitere Senkungen offen. Fed-Chef Ben Bernanke sagte am Donnerstag, es sei derzeit unmöglich vorherzusagen, wann die Zinssenkungen und die übrigen Maßnahmen der Notenbanken zu einer Stabilisierung der Finanzmärkte führten.