Ich glaube der Bericht is schon raus, der Artikel liest sich zumindest so....
Ölpest im Golf von Mexiko Das große Versagen
11.01.2011, 17:58
Von Moritz Koch, Silvia Liebrich und Jeanne Rubner
Der Untersuchungsbericht zur Ölpest im Golf von Mexiko offenbart: Alle haben versagt, der Staat, BP und auch andere Firmen. Doch Konsequenzen zieht niemand.
Nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko im vergangenen Jahr geraten die amerikanischen Aufsichtsbehörden zunehmend unter Druck. Die offizielle Untersuchungskommission der Regierung wirft den Behörden in ihrem Abschlussbericht, der am Dienstag vorgelegt wurde, schwere Versäumnisse vor. Die Experten fordern darin eine umfassende und strengere Regulierung für die Ölförderung in der Tiefsee. Bei der Explosion der von BP betriebenen Ölplattform Deepwater Horizon starben im April elf Menschen, knapp 800 Millionen Liter Öl flossen über mehrere Wochen unkontrolliert ins Meer.
File photo of fire boat response crews battling the blazing remnants of the offshore oil rig Deepwater Horizon off Louisiana Bild vergrößern
Wer hat Schuld an der Ölkatastrophe? Die offizielle Untersuchungskommission sagt: alle. (© Reuters)
Der Bericht entlastet den britischen Ölkonzern BP, dem die Hauptschuld an dem schweren Unglück zugewiesen wird, und seine Partner zumindest teilweise. "Die tieferen Ursachen sind systembedingt und könnten wieder auftreten, wenn es nicht zu spürbaren Reformen in den Geschäftsmethoden der Branche und der Politik der Regierung kommt", stellen die Ermittler fest.
Sie kritisieren insbesondere die Schwäche der amerikanischen Aufsichtsbehörden, die weder über die notwendige Autorität, Mittel und Expertise verfügten, um Sicherheitsverstöße zu verhindern. Die Untersuchungskommission, die von US-Präsident Barrack Obama eingerichtet wurde, hat auch Leitlinien ausgearbeitete, mit denen die Sicherheitsstandards in der Ölindustrie verbessert werden können. Unklar ist allerdings bislang, inwieweit diese auch umgesetzt werden.
Fest steht dagegen schon jetzt: Auf den britischen Ölkonzern BP kommt nach der Ölpest im Golf von Mexiko eine Rekordstrafe zu. Im schlimmsten Fall könnten sich die Forderungen am Ende auf mehr als 50 Milliarden Dollar summieren. Den Briten steht nach Einschätzung von Experten die größte Klagewelle in der amerikanischen Geschichte bevor. Entscheidend für die Gesamthöhe der Zahlungen wird jedoch sein, ob dem Konzern grobe Fahrlässigkeit nachgewiesen kann. Ein Verdacht, den der nun vorgelegte Bericht nicht bestätigt.
Wie hoch die Folgekosten für BP sein werden lässt sich derzeit nur grob schätzen. Den größten Anteil dürfte die Schadensersatzklage ausmachen, die von der US-Regierung Mitte Dezember eingereicht wurde. Für das ausgelaufene Öl könnte ein Betrag zwischen fünf und 21 Milliarden Dollar fällig werden. Hinzu kommen Klagen von geschädigten Fischern, Tourismusfirmen, Kommunen und Sammelklagen von Anlegern mit einem Streitwert den Branchenbeobachter auf sechs bis zwölf Milliarden Dollar schätzen. Darüberhinaus hat BP einen Entschädigungsfonds über 20 Milliarden Dollar aufgelegt, aus Geschädigte bedient werden sollen, die auf eine Klage verzichten.
Gefahren in der Nordsee
Am Wochenende wurde außerdem bekannt, dass wegen "Managementfehlern" weitere Klagen auf BP zukommen könnten. Sollte dies der Fall sein, droht BP eine weitere Strafe in Milliardenhöhe und einzelnen Managern des Unternehmens eine Gefängnisstrafe. Schon seit Juni prüft das Justizministerium diesen Fall. Die Ermittlungen dazu laufen noch. Die Ölindustrie selbst hat bislang aus dem Unfall im Golf von Mexiko keine Konsequenzen gezogen. Die Ölförderung im Meer bleib ein großes Risiko und die US-Untersuchungskommission kommt zu dem Schluss, dass sich ein Unfall wie der im Golf von Mexiko jederzeit wiederholen kann.
Dass entgegen der Beteuerung der Industrie Tiefbohr-Unfälle auch in der Nordsee passieren können, belegt ein neuer Bericht des britischen Parlaments, der die Folgen der Katastrophe im Golf für die Nordsee-Bohrungen abschätzen sollte. Zwar schreibe das Vereinigte Königreich hohe Standards für Offshore-Aktivitäten vor, so die Studie für den Energie- und Klimaausschuss des House of Commons, die Ende vergangener Woche erschienen ist.
Bildstrecke zum Thema
* The House on the Hill Toy Museum BP Offshore Oil Strike
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* Geoff Manaugh/BLDGBLOG, courtesy of the Canadian Centre for Architecture, Montréal BP Spiel Offshore Oil Strike
BP-Spiel Ölpest für daheim
Aber die Firmen, kritisieren die Autoren der Studie, vernachlässigten die Vorsorge vor schweren Unfällen, die wie im Fall der Deepwater Horizon, zwar wenig wahrscheinlich seien - aber katastrophale Folgen hätten. Statt alles zu tun, um solchen Unfällen vorzubeugen, konzentrierten sich die Ölkonzerne zu sehr auf die Beseitigung der Folgen.Die Experten appellieren an die Regierung in London, von der Industrie eine genauere Abschätzung der Risiken von Tiefseebohrung zu verlangen - und sich nicht mehr darauf zu verlassen, dass Unfällen unwahrscheinlich seien. Die Londoner Regierung lehnt Standards für Tiefseebohrungen ab.
Quelle: www.sueddeutsche.de/wirtschaft/...as-grosse-versagen-1.1045231