Vor allem Bauunternehmen, Anlagenbauer und Ölzulieferer gefragt - Auch deutsche Firmen dürften profitieren
von Daniel Eckert
Berlin - Börsen gelten nicht gerade als pietätvolle Einrichtungen. So ist es nicht überraschend, dass bereits vor Kriegsausbruch Aktien solcher Unternehmen gestiegen sind, die am Wiederaufbau des Iraks Geld verdienen könnten. Noch ehe die ersten Marschflugkörper in Bagdad einschlugen, kletterten an der Wall Street die Dividendenscheine des Ölzulieferers Halliburton, des Bauunternehmens Fluor Corp und des Baumaschinenherstellers Caterpillar in die Höhe. Auslöser für die Kurssteigerungen waren Berichte, die Gesellschaften hätten vom Pentagon bereits Aufträge erhalten. Allein in dieser Woche legten sie um bis zu acht Prozent zu und ließen damit den Dow Jones Industrial, der lediglich fünf Prozent gut machen konnte, hinter sich. "Viele erwarten, dass diese Unternehmen als erste gefragt sein werden, wenn die Kampfhandlungen am Persischen Golf vorüber sind", erklärt Thomas Schüßler, Fondsmanager bei der Investmentgesellschaft DWS.
Jenseits aller Bedenken gegen die moralische und völkerrechtliche Legitimität des Krieges, dürfte das Potenzial der "Wiederaufbau-Papiere" längst nicht ausgereizt sein. Vorerst sind Aufträge in Höhe von 900 Mio. Dollar vergeben worden. Nach Berechnungen der American Academy of Arts and Science könnten in den nächsten zehn Jahren jedoch bis zu 105 Mrd. Dollar in die Wiederherstellung der irakischen Infrastruktur fließen. Zum Vergleich: Dem besiegten Deutschland stellten die USA nach dem Zweiten Weltkrieg in heutige Kaufkraft umgerechnet knapp 140 Mrd. Dollar zur Verfügung.
"Wir reden hier nicht nur über die Schäden des aktuellen Krieges, sondern auch über die Modernisierung des ganzen Landes", so Thomas Hueck, Volkswirt bei der Hypo-Vereinsbank. Seit 20 Jahren seien im Irak praktisch kaum noch große Infrastrukturprojekte verwirklicht worden, die nicht der militärischen Aufrüstung oder der Verherrlichung von Diktator Saddam Hussein dienten. Besonders bitter: Durch seinen Ölreichtum hätte das Land dafür durchaus die Mittel gehabt. Doch nach mehr als dreißig Jahren Diktatur und drei verlorenen Kriegen liegt die irakische Wirtschaft danieder. "Die ersten Aufbaumaßnahmen werden daher der Öl-Industrie gelten", sagt Klaus Breil, Stratege bei Cominvest. Durch die Öl-Einnahmen könnten die Iraker den Wiederaufbau dann zum großen Teil selbst finanzieren.
Breils Meinung nach bieten sich bei den zu erwartenden Projekten aber nicht nur für US-Unternehmen Chancen. Eine der europäischen Gesellschaften, die recht bald von der Wiederinstandsetzung und Erneuerung der irakischen Ölanlagen profitieren könnte, ist die italienische Saipem SpA, die Förderanlagen und Pipelines errichtet. Doch auch in anderen Bereichen des Wiederaufbaus könnten die Europäer zum Zuge kommen. "Politische Ressentiments hin oder her - alleine können das die Amerikaner gar nicht machen", ist sich Hueck sicher. Mittel- und langfristig werde sich auch die EU am Wiederaufbau des Irak beteiligen. Bei den entsprechenden Ausschreibungen dürften dann auch deutsche Firmen zum Zuge kommen.
Vor allem bei international tätigen Unternehmen der Baubranche sowie des Maschinen- und Anlagenbaus könnten sich dann die Auftragsbücher füllen. Angesichts der Tatsache, dass seit mehr als zehn Jahren in Bagdad kein neues Krankenhaus mehr gebaut worden ist, dürften zudem auch Medizintechnikhersteller gefragt sein. "An den Deutschen kommen sie dann gar nicht vorbei", sagt Breil. Potenzielle Nutznießer seien Unternehmen wie Hochtief, Bilfinger-Berger, Linde, MAN oder Siemens.
Hueck warnt jedoch vor überzogenen Erwartungen: "Niemand sollte denken, dass dies ein gigantisches Konjunkturprogramm für die deutsche Wirtschaft wird. Dafür sind die Auftragsvolumina dann doch nicht groß genug."
von Daniel Eckert
Berlin - Börsen gelten nicht gerade als pietätvolle Einrichtungen. So ist es nicht überraschend, dass bereits vor Kriegsausbruch Aktien solcher Unternehmen gestiegen sind, die am Wiederaufbau des Iraks Geld verdienen könnten. Noch ehe die ersten Marschflugkörper in Bagdad einschlugen, kletterten an der Wall Street die Dividendenscheine des Ölzulieferers Halliburton, des Bauunternehmens Fluor Corp und des Baumaschinenherstellers Caterpillar in die Höhe. Auslöser für die Kurssteigerungen waren Berichte, die Gesellschaften hätten vom Pentagon bereits Aufträge erhalten. Allein in dieser Woche legten sie um bis zu acht Prozent zu und ließen damit den Dow Jones Industrial, der lediglich fünf Prozent gut machen konnte, hinter sich. "Viele erwarten, dass diese Unternehmen als erste gefragt sein werden, wenn die Kampfhandlungen am Persischen Golf vorüber sind", erklärt Thomas Schüßler, Fondsmanager bei der Investmentgesellschaft DWS.
Jenseits aller Bedenken gegen die moralische und völkerrechtliche Legitimität des Krieges, dürfte das Potenzial der "Wiederaufbau-Papiere" längst nicht ausgereizt sein. Vorerst sind Aufträge in Höhe von 900 Mio. Dollar vergeben worden. Nach Berechnungen der American Academy of Arts and Science könnten in den nächsten zehn Jahren jedoch bis zu 105 Mrd. Dollar in die Wiederherstellung der irakischen Infrastruktur fließen. Zum Vergleich: Dem besiegten Deutschland stellten die USA nach dem Zweiten Weltkrieg in heutige Kaufkraft umgerechnet knapp 140 Mrd. Dollar zur Verfügung.
"Wir reden hier nicht nur über die Schäden des aktuellen Krieges, sondern auch über die Modernisierung des ganzen Landes", so Thomas Hueck, Volkswirt bei der Hypo-Vereinsbank. Seit 20 Jahren seien im Irak praktisch kaum noch große Infrastrukturprojekte verwirklicht worden, die nicht der militärischen Aufrüstung oder der Verherrlichung von Diktator Saddam Hussein dienten. Besonders bitter: Durch seinen Ölreichtum hätte das Land dafür durchaus die Mittel gehabt. Doch nach mehr als dreißig Jahren Diktatur und drei verlorenen Kriegen liegt die irakische Wirtschaft danieder. "Die ersten Aufbaumaßnahmen werden daher der Öl-Industrie gelten", sagt Klaus Breil, Stratege bei Cominvest. Durch die Öl-Einnahmen könnten die Iraker den Wiederaufbau dann zum großen Teil selbst finanzieren.
Breils Meinung nach bieten sich bei den zu erwartenden Projekten aber nicht nur für US-Unternehmen Chancen. Eine der europäischen Gesellschaften, die recht bald von der Wiederinstandsetzung und Erneuerung der irakischen Ölanlagen profitieren könnte, ist die italienische Saipem SpA, die Förderanlagen und Pipelines errichtet. Doch auch in anderen Bereichen des Wiederaufbaus könnten die Europäer zum Zuge kommen. "Politische Ressentiments hin oder her - alleine können das die Amerikaner gar nicht machen", ist sich Hueck sicher. Mittel- und langfristig werde sich auch die EU am Wiederaufbau des Irak beteiligen. Bei den entsprechenden Ausschreibungen dürften dann auch deutsche Firmen zum Zuge kommen.
Vor allem bei international tätigen Unternehmen der Baubranche sowie des Maschinen- und Anlagenbaus könnten sich dann die Auftragsbücher füllen. Angesichts der Tatsache, dass seit mehr als zehn Jahren in Bagdad kein neues Krankenhaus mehr gebaut worden ist, dürften zudem auch Medizintechnikhersteller gefragt sein. "An den Deutschen kommen sie dann gar nicht vorbei", sagt Breil. Potenzielle Nutznießer seien Unternehmen wie Hochtief, Bilfinger-Berger, Linde, MAN oder Siemens.
Hueck warnt jedoch vor überzogenen Erwartungen: "Niemand sollte denken, dass dies ein gigantisches Konjunkturprogramm für die deutsche Wirtschaft wird. Dafür sind die Auftragsvolumina dann doch nicht groß genug."