Dow und NASDAQ kann ich noch halbwegs verstehen, die USA sind mit die größten Profiteure vom Russland-Ukraine-Krieg. Allerdings sind die beiden Indizes in Bezug auf die aktuellen Zinsen in den USA auch schon mehr als sehr gut bewertet. Da braucht man über weitere Zinserhöhungen gar nicht weiter nachzudenken.
Der DAX hat sich sowieso schon von der Realität verabschiedet. Da geht es nur noch um Abzocken von Anlegern durch Banken und Hedgefonts, jetzt sind die Shorter dran, im neuen Jahr dann alle, die sich die "billigen" Aktien ins Depot gelegt haben und nicht sofort die Reißleine ziehen, sobald der DAX wieder nach unten korrigiert.
Angesichts der Energieprobleme und der drohenden Auftragsflaute ab Q2 2023 wird schon jetzt bei vielen Unternehmen der Sparstift angesetzt (vorweg ja, es gibt auch Unternehmen denen geht es noch gut). Viele meiner Kunden kündigen zwar noch nicht, besetzen aber freiwerdende Position wenn möglich nicht mehr nach. So viele Prozessoptimierungs- und automatisierungsanfragen wie jetzt hatten wir noch nie. Allerdings auch noch nie so wenige Zusagen, dass die Projekt tatsächlich realisiert werden. Mit sehr wenigen Aufträgen für Q3 und Q4 2023 im Vergleich zu den letzten Jahren und das mag was heißen, lässt sich schlecht planen und investieren.
Bauunternehmen jammern weil Großprojekt verschoben oder teilweise sogar abgesagt werden. Sogar für Müllverwerter wird es schwieriger, verwertbaren Müll zu bekommen, weil wieder mehr repariert wird. Und die Verarbeitung von Müll ist zum Teil sehr energieaufwendig, rechnet sich eigentlich nicht mehr. Das Thema Energie zieht sich durch viele Branchen.
Sicher kann man behaupten, dass unsere Kunden nur einen Bruchteil der gesamten Wirtschaft darstellt. Da wir aber Kunden in den verschiedensten Branchen von groß bis klein haben, wäre es schon ein Wunder, wenn nur unsere Kunden mit der aktuellen Situation Probleme haben. Sicher gibt es auch noch andere Unternehmen, die bereits die Auftragsbücher 2023 voll haben. Wer weniger Aufträge hat, der bestellt auch weniger und das zieht sich bereits wie ein roter Faden durch die Wirtschaft. Das wird auch bald in Branchen wie z.B. der Autoindustrie ankommen, die aktuell noch tolle Gewinne feiert. Daher gehe ich für 2023 von einem schwierigem Wirtschaftsjahr aus.
Ich hoffe immer noch, dass sich das Blatt in Q1 oder Q2 2023 noch wendet und alles gut wird. Die notwendigen Impulse bleiben aber bis jetzt aus bzw. ist noch gar nicht klar, welcher Impuls das sein soll, der das Blatt wendet. Außer von den Träumereien, dass morgen der Krieg in der Ukraine aufhört und wir dann die Ukraine neu aufbauen dürfen oder dass wir mit Erneuerbaren die Grundlastkraftwerke ersetzen wollen usw. habe ich noch nichts überzeugendes gelesen noch gehört. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich auch nicht alles mitbekomme. Weiters finde ich Erneuerbare grundsätzlich gut, wenn man sie dort einsetzt, wo es Sinn macht.
Wünsche noch ein schönes Wochenende und eine erfolgreiche Borsenwoche!