Bert ist an allem Schuld

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Bert ist an allem Schuld vega2000

Bert ist an allem Schuld

 
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Sommer im Winter
Am Mittwoch könnte es sogar 20 Grad warm werden


Wer in diesen Tagen über rammdösige Autofahrer, nervöse Kollegen oder launische Partner klagt, sollte wissen: Das Hoch „Bert“ ist an allem Schuld. Schuld auch an den orkanartigen Böen der Stärke neun, die gestern die Stadt durchpusteten, an den rekordträchtigen Temperaturen und daran, dass die Münchner derzeit auf dem Balkon Cappuccino trinken. Und natürlich ist „Bert“ auch für die leicht gereizten Reaktionen von wetterfühligen Zeitgenossen verantwortlich.

Bis zu 15,2 Grad maß der Deutsche Wetterdienst gestern in München – „absolut untypisch für diese Jahreszeit“, wie Meteorologe Hansjörg Lieske feststellt. Nur um ein paar Zehntelgrad hat „Bert“ den Rekord vom 28. Januar 1990 verpasst. Damals kletterte das Thermometer auf 15,6 Grad. Lieske und seine Kollegen sind sich sicher, dass der Frühling im Winter einstweilen noch nicht vorbei ist: „Am Mittwoch könnten wir vielleicht sogar die 20-Grad-Marke überspringen.“ Dass der Wärmeeinbruch so dramatisch sei, liege an mehreren Faktoren: Zum einen gibt es keine Schneedecke mehr, die die Warmluftströme aus dem Südwesten abkühlen könnte. Zum anderen sorgen außergewöhnlich starke Windgeschwindigkeiten dafür, dass die tropischen Luftmassen, die ihren Ursprung im Golf von Mexico haben, über die Azoren und Frankreich ungebremst bis nach Bayern ziehen können. „Die lassen die Alpen rechts liegen.“

Brauereien und Wirtschaften sind indes noch nicht vorbereitet auf den Frühlingseinbruch – die Bierbänke bleiben auch wegen des Windes vorerst im Keller. Am Chinesischen Turm im Englischen Garten harrten gestern dennoch fünf Frankfurter Touristen aus, die sich am Kiosk mit Getränken eingedeckt hatten. Mehr Betrieb herrschte auf dem Viktualienmarkt und beim „Donisl“ am Marienplatz, wo die Gäste im Freien saßen. Noch bis zum Wochenende soll es warm bleiben, dann erst prophezeien die Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst ein Ende der Wetterkapriolen.

Wer jetzt bereits auf Frühling programmiert ist, sollte aber vorsichtig sein. Denn dass sich der Winter endgültig verabschiedet hat, hält Lieske für ausgeschlossen. „Mitte Februar kommen traditionell die kältesten Tage – dann kann es noch einmal locker minus 20 Grad kalt werden.“ Bis dahin hat Hoch „Bert“ noch Gelegenheit, das Gefühlsleben der Münchner durcheinander zu wirbeln. Besonders sensible Menschen, die auch bei Föhn mit Kopfschmerzen oder Unwohlsein reagieren, lassen sich von den Temperaturschwankungen aus der Bahn werfen. „Man merkt das im Straßenverkehr – einige Leute fahren aggressiver als sonst“, sagt Hansjörg Lieske.

Keine Sorgen machen sich die Veranstalter des Snowboard-Weltcups am Olympiaberg, der am kommenden Wochenende stattfinden soll. Der Wettbewerb werde auf jeden Fall stattfinden, heißt es bei der Olympiapark GmbH. Schon seit Wochen laufen die Schneemaschinen auf Hochtouren. Der künstliche Winter im falschen Frühling ist also garantiert.

Quelle: Süddeutsche Zeitung


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