Guten Morgen !
Inzwischen hat auch Solventis das Research aktualisiert und der Kurs der Aktie hat sich inzwischen oberhalb der von mir als realistisch eingeschätzten Bandbreite etabliert.
Ich habe ja schon mehrfach darauf hingewiesen, dass ich die Zahlen von Solventis für am besten recherchiert halte (mein persönlicher Eindruck und "wissenschaftlich" nicht zu belegen).
Solventis bewegt sich bei den EpS Schätzungen für das laufende und die kommenden beiden Jahre diesmal aber auf einem sehr ähnlichen Niveau wie die DZ Bank. Geht diese für die drei Jahre von EpS von (in Reihe) 41; 45 und 48 Cent aus, schätzt Solventis die Ergebnisse je Aktie mit 35; 44 und 47 Cent.
Ich persönlich halte diese Schätzungen für zu hoch und glaube daher, dass jemand, der die BL Aktie kauft und sich auf diese Gewinne verlässt, ein hohes persönliches Enttäuschungspotential hat, was dem Aktienkurs dann zwar kurzfristig auf die Sprünge hilft (wenn man die Zahlen der Analysten anlegt, steht BL selbst beim gestrigen Schlusskurs von 4,36 Euro ja bei einem KGV von unter 10, wenn man sich die EpS Schätzungen für das kommende Jahr anschaut - und damit wäre BL dann eine der absolut günstigsten Aktien am Markt - und zudem noch Dividendenzahler!), dem Kurs aber langfristig schaden dürfte, grade weil der Wert sehr markteng ist. Ich würde es daher für besser halten, wenn die Aktie nicht zu hoch gejazzt wird sondern sich analog der Erträge entwickelt.
Die größte Abweichung bei den Schätzungen gibt es für das laufende Jahr - 41 Cent (DZ) gegenüber 35 Cent (Solventis). Diese Differenz beruht ausschließlich auf Finanzergebnis und vor allem Steueraufwand - ich hatte es ja bereits gestern ausgeführt - die DZ Bank schätzt eine Steuerquote von 22%, Solventis dagegen 35%). Beim EBIT liegen beide noch etwa gleichauf - 7,3 Mio Euro (DZ) und 7,6 Mio Euro (S).
Meine Kritik an den beiden Ergebnisreihen setzt einmal (siehe meinen Beitrag von gestern) an den mMn zu setzenden Fragezeichen hinter der konkreten Ermittlung des EpS vor allem bei der Studie der DZ Bank - Finanzergebnis und Steuerquote - sowie meiner Vermutung an, dass man im Verlagsgeschäft, im Gegensatz zu anderen Branchen eben keine stetig steigenden Umsätze und dadurch bedingte Skaleneffekte mit stetig wachsenden Ergebnissen erwarten darf, weil es eben Jahre mit vielen Bestsellern und solche mit wenigen gibt, was ein Verlag zwar durch ein gutes und erfahrenes Lektorat (und das hat BL) abfedern aber eben nie absolut verhindern kann (wenn Follett im kommenden Jahr kein neues Buch schreibt, kann man in Köln eben auch keins verlegen und verkaufen). Beide Studien gehen aber von stetig steigenden Umsätzen aus, was mMn wie gesagt aber keinesfalls ausgemacht ist.
Daneben wird aber in meinen Augen auch nicht hinreichend berücksichtigt, dass das EBIT für das laufende Jahr nicht wiederkehrende Sondererträge beinhaltet.
Im laufenden Jahr hat BL 1,1 Mio Euro aus dem Vergleich mit den ehemaligen Organmitgliedern kassiert und noch einmal 0,6 Mio Euro aus der entkonsolidierten Beteiligung Daedlic (einschließlich Veräußerung).
Das rein "organische Ebit" beträgt nach der Prognoseanhebung demnach zwischen 5,3 und 6,3 Mio Euro. MMn müsste man dieses dann auch zur Grundlage der Ergebnisschätzungen für die Folgejahre machen und nicht das "unbereinigte" EBIT.
Durch den Erwerb von Smarticular gibt es zugegebenermaßen und erfreulicherweise auch einen gegenteiligen Effekt - Solventis schätzt, dass der übernommene Verlag plus Plattform einen Umsatz in mittlerer einstelliger Höhe erwitschaftet und dabei eine zweistellige EBITmarge erzielt (ausgehend von der Aussage des Vorstands, dass durch den Erwerb das EpS um 20% wächst (wobei es hier ja entscheidend darauf ankommt, welche Grundlage man für die 20% nimmt - das EpS einschließlich der oben beschriebenen Sondereffekte oder das EpS ohne diese Effekte).
Ich persönlich würde davon ausgehen, dass Smarticular etwa 5 Mio Euro Umsatz macht und etwa 0,6 Mio Euro EpS Beitrag abliefert - das wären dann knapp 5 Cent EpS - und damit die ca. 20% auf das EpS ohne einmalige Erträge.
Im laufenden Jahr würde ich persönlich (einschließlich einmaliger Erträge) von einem EBIT von 7,8 Mio Euro ausgehen - davon abgezogen werden dann noch der Zinsaufwand (saldiert 0,8 Mio Euro) und die Ertragssteuern (33% etwa), verbleibt ein JÜ von 4,69 Mio Euro, entsprechend 35 Cent (wobei ich da mal "Anteile Dritter" weglasse).
35 Cent EpS würden sicher den aktuellen Kurs rechtfertigen (dann würde das KGV leicht über 12 liegen).
ABER wie gesagt, darin enthallten sind eben nicht wiederkehrende Einmalerträge - ohne diese würde das EpS eher bei 26 Cent liegen- und damit das KGV dann schon bei 17.
Wenn ich mir dann aber anschaue, wie die Analysten die nächsten Jahre schätzen, kann ich nicht mehr ganz folgen.
Klar, die Umsätze erhöhen sich durch Smarticular im kommenden Geschäftsjahr schon um gut 5 Mio Euro und das EpS um ca. 0,6 Mio Euro (vielleicht sogar beide Kennziffern plus x, falls man es schafft, schon im nächsten Jahr Synergien zu heben und den Output an Ratgebern zu erhöhen).
Auf der anderen Seite entfallen im nächsten Jahr neben den ja in Bezug auf die Vergleichszahlungen nicht umsatzwirksamen Sondererträgen aber auch die Umsätze aus den Bestsellern von Follett und Rossmann.
Rechnet man das bereinigte EpS aus dem laufenden Jahr und die zusätzlichen Erträge aus der Smarticularübernahme zusammen, kommt man auf 26 Cent plus 5-6 Cent macht 31 Cent. Wie gesagt ist aber nicht garantiert, dass der Buchumsatz (und damit die Ergebnisse) im nächsten Jahr ohne Follett und Rossmann wieder genauso hoch ist wie im laufenden Jahr.
Gegenläufige Effekte dürften sich durch Effizienzgewinne und dadurch ergeben, dass man vielleicht bei Smarticular noch Potential sieht. Dennoch glaube ich persönlich nicht daran, dass man sehr viel mehr als 35 Cent je Aktie verdienen wird (sofern es nicht irgendwelche ganz überraschenden Bestseller gibt, mit denen man aber eben nicht kalkulieren kann).
Damit würde ich mit meinen Schätzungen sehr deutlich hinter denen der Analysten zurückbleiben.
Aber ich halte es nicht für wirklich realistisch, wie die beiden Analysten zu glauben, aus Mehrumsätzen von gut 10 Mio Euro (S) bzw. sogar nur ca. 5 Mio Euro (DZ) EBITsteigerungen von 3 Mio Euro (S) bzw. 2,5 Mio Euro (DZ) darstellen zu können (zur Methode: man muss mMn die geschätzten EBIT im laufenden Jahr um die Sondererträge von 1,7 Mio Euro kürzen und dann mit den EBITschätzungen für das kommende Jahr vergleichen). Dementsprechend glaube ich derzeit nicht an EpS von weit jenseits der 40 Cent ab dem nächsten Jahr (und wenn ich mich da täuschen sollte, werde ich nicht traurig sein ;) )
Nur um das klarzustellen. Ich habe eine Menge BL-Aktien in meinem Depot (BL ist immer noch mit Abstand mein größter Wert und insgesamt habe ich in dieses Unternehmen eine für meine Verhältnisse sehr hohe Summe investiert und dementsprechend von den Kurssteigerungen der letzten Tage sehr profitiert) und ich freue mich wie jeder andere Aktionär über gute Zahlen. Ich persönlich bin aber kein Fan von Phasen, in denen Aktien hochgejubelt werden und man überbordende Phantasie ans Werk lässt. Mir sind langsame und kontinuierliche Anstiege lieber als disruptive Aus- und dann meistens folgende Einbrüche - eben weil die in der Hochphase geweckten Erwartungen nicht eingehalten werden konnten - und die Gefahr sehe ich hier schon. Anleger, die mit der Aussicht auf 45 Cent EpS heute in die Aktie gelockt werden, könnten bei einem EpS von vielleicht 35 oder 36 Cent im nächsten Jahr extrem enttäuscht werden und dann ihre Aktien wieder schmeißen (mit entsprechenden Folgen für den Kurs des marktengen Werts) - und das obwohl 35 oder 36 Cent objektiv gesehen sehr gute Ergebnisse wären.
Wenn ich von meinen Ergebniserwartungen ausgehe, lassen sich derzeit sicher auch Kurse von 4,20 Euro rechtfertigen (das wäre für das laufende und das kommende Jahr jeweils ein KGV von 12). Wenn man meine Beiträge hier verfolgt hat, weiß man, dass das für BL in meinen Augen ein wirklicher Meilenstein ist (derart hohe Kurse habe ich vor ein paar Monaten noch für vollkommen utopisch gehalten - auf der Basis der seinerzeit vorliegenden Zahlen).
Nun hat man Smarticular übernommen und die Effizienzsteigerungsmaßnahmen, die noch vom Vorgängervorstand initiiert worden sind, greifen immer besser. Zudem wird BL schon ab dem laufenden Jahr wieder Dividende zahlen. Das alles sind für mich sehr, sehr gute Nachrichten, die ein Hochlaufen des Kurses (in gewissen Grenzen) rechtfertigen.
Aber eben, jedenfalls in meinen Augen, nicht auf 5 oder gar 6 Euro, weil ich die Grundlage für EpS von 45 Cent oder mehr derzeit nicht sehe.
Einen angenehmen Tag allerseits.