Guten Morgen !
Nachdem ja in den letzten Tagen eher Mutmaßungen über die Absichten der Firma Zeitfracht hinsichtlich des angestrebten 25% Beteiligung an BL im Mittelpunkt der Diskussionen über Bastei Lübbe standen, stehen heute die Zahlen und Aussichten im Rampenlicht.
Ich hab mir diese im kurzen Überflug angeschaut und kann ehrlich sagen, dass ich das Zahlenwerk mehr als überzeugend finde.
Es war ja klar, dass das absolute Ergebnis wegen der verheerenden Entwicklung um Daedalic schlecht ausfallen würde - und auf den ersten Blick erfüllt ein EpS von -46 Cent genau die Erwartungen.
Man sollte sich aber schon die Mühe machen, hinter diese Zahl zu schauen.
BL hat Daedalic ja inzwischen bis auf einen Restanteil von 10% veräußert - der Geschäftsbereich "Games" wird ab dem laufenden Geschäftsjahr nicht mehr fortgeführt - erfreulicherweise, wie ich anmerken möchte.
Schaut man sich die verbliebenen Geschäftsbereiche "Buch und Roman" gesondert an, hellt sich das Zahlenbild merklich auf.
Auf Seite 107 des Geschäftsberichts findet sich die Segmentübersicht - und daraus lässt sich mMn klar erkennen, dass das seinerzeit aufgelegte Effizienzsteigerungsprogramm insbesondere im Bereich Buch Früchte trägt.
Betrachtet man nur die fortgeführten Geschäftsbereiche, hat BL im abgelaufenen Geschäftsjahr bei einem Umsatz von 81,5 Mio Euro ein Ebit von 4,8 Mio Euro erzielt, wobei darin, soweit ich das überblicke, im Bereich Roman ein Sonderertrag aus der Veräußerung der Rätselheftsparte enthalten ist - ohne diesen Effekt, würde sich das Ebit wohl auf etwa 4,2 Mio Euro belaufen. Bemerkenswert ist dabei, wie schon gesagt, der Bereich Buch, der trotz sinkender Umsätze (das hatte der Vorstand ja so kommuniziert, weil man in den Zeiten der Krise nicht so viel wie sonst üblich in neue Bücher und Autoren investieren konnte) das Ebit kräftig steigern konnte. Die Marge im Bereich Buch stieg von 2,5 auf 4,5 %!
Auch der Ausblick ist mMn erfreulich: Der Umsatz soll leicht gesteigert werden und die Marge soll sich auf knapp 6% verbessern. Mittelfristig strebt man weiterhin einen Umsatz von 100 Mio Euro (soll sowohl durch organisches Wachstum als auch durch Übernahmen erreicht werden) und eine Ebitmarge von zwischen 6 und 8% an.
Damit ist jedenfalls für mich ersichtlich, dass der derzeitige Kurs von etwa 2,50 Euro auch fundamental absolut gerechtfertigt ist und die Aussichten auf höhere Kurse besser denn je sind. Würde man einmal 7 Mio Euro Ebit anlegen (die Mitte der Marge bei einem Umsatz von 100 Mio Euro), würde sich nach Abszug der Finanzaufwendungen (angesetzt 1,1 Mio Euro) und einem Steuersatz von 30% bei 13,2 Mio ausstehenden Aktien ein EpS von 31 Cent ergeben - mithin ein KGV von etwa 8.
Weitere Highlights im Geschäftsbericht
- Man hat durch die Coronakrise für mich erstaunlicherweise kaum Umsätze verloren - obwohl Geschäftte geschlossen waren, liegt man kaum unter dem geplanten Umsatz.
- Die Dividendenfähigkeit wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr hergestellt. So wie von mir schon weiter oben vermutet, hat man den Bilanzverlust durch Entnahme aus der Kapitalrücklage ausgeglichen, so dass die formalen Voraussetzungen für die Zahlung einer Dividende nunmehr gegeben sind. Da man das ja nicht ohne Grund macht, könnte ich mir vorstellen, dass bei einem einigermaßen normalen Geschäftsverlauf für das laufende Jahr dann auch eine Dividende ausgeschüttet werden sollte.
- Absolut überzeigend ist für mich die Entwicklung der Nettoverschuldung. Diese liegt nunmehr nur noch bei 0,6 Mio Euro - das nur wenige Jahre nach einer existenzbedrohenden Überschuldung des Unternehmens erreicht zu haben, ist eine nicht zu unterschätzende Leistung.
- Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit lag erneut bei 14 Mio Euro, was die erhebliche Innenfinanzierungskraft des Unternehmens eindrucksvoll dolumentiert.
Alles in allem sehe ich Bastei Lübbe derzeit auf einem sehr positiven Kurs. Das Unternehmen ist derzeit nahezu schuldenfrei, erwirtschaftet hohe Cashflows, hat das Portfolio bereinigt und damit die Bilanzrisiken deutlich verringert, macht sehr solide Gewinne im Kerngeschäft und hat die Perpektive in diesem Kerngeschäft auch Wachstum zu generieren.
Man kann dem (leider!) ausscheidenden Vorstand gar nicht genug dafür danken, dass er - zusammen mit den Mitarbeitern, denen man sicher auch für die gemeinsame Anstrengung danken muss - das Unternehmen vor dem Untergang gerettet und auf mehr als solide Beine gesetzt hat.
Die Aktie ist mit den derzeit 2,50 Euro sicher nicht zu hoch bewertet. Wenn man mal die Mitte der Prognose für das nächste Jahr nimmt, kommt man auf ein Ebit von 5,5 Mio Euro, wieder 1,1 Mio Euro Finanzaufwand und 30% Steuern vorausgesetzt, ergibt sich daraus dann ein Jahresüberschuss von gut 3 Mio Euro - mithin knapp 23 Cent. DIe Dividendenquote von 40-50%, die von BL immer wieder als Ziel genannt wird, würde sich daraus eine Dividende von 9 Cent ergeben, mithin knapp 4% Rendite - für den Anfang auch nicht schlecht - und es gibt, wie schon gesagt, weiteres Potential...
Daraus ergibt sich für mich eindeutig, dass ich meine Aktien lieber selber behalte als sie Zeitfracht zu diesem perspektivisch niedrigen Kurs zu geben, damit die die Ernte einfahren, die jetzt schon kräftig auf dem Acker wächst.
Wir hatten schon deutlich schlimmere Tage, wenn BL seinen Jahresabschluss veröffentlicht hat
Natürlich sind das nur meine persönlichen Gedanken und keine Aufforderung an andere Marktteilnehmer!