Auch wenn es gestern nochmal extrem aufwärts ging im Dax (ca. + 2,4 %) habe ich gerade meine letzten Dax-Positionen (BASF und Adidas) verkauft, weil ich glaube, dass es innerhalb der nächsten sechs Monate im Gesamtmarkt nochmal einen starken Einbruch geben wird. Insofern baue ich trotz hoher Inflation gerade Liquidität auf, weil ich denke, dass Aktien in nicht allzu ferner Zukunft noch mal sehr viel günstiger zu haben sein werden. Sollte es in Verbindung mit einer weltweiten Rezession tatsächlich einen großen Crash geben, werden nach meiner Erwartung alle Märkte und damit sämtliche Assetklassen (auch Anleihen, Gold, Kryptowährungen) stark an Wert einbüßen. Dann gibt es erstmal nur Verlierer. Die Frage ist, wer nach einem möglichen Crash noch über genügend Liquidität verfügt, um dann die Qualitätsaktien zu Dumpingpreisen einzusammeln. Wer hier ein gutes Timing hinbekommt, ist der King. Aber das ist natürlich leichter gesagt als getan, da es sehr viele Variablen gibt. Ich gehe allerdings zumindest für Unternehmen die im Wesentlichen in Europa agieren und ggf. auch produzieren davon aus, dass deren Gewinne stark einbrechen werden, weil:
1. Hohe Energie und sonstige Rohstoffkosten, die ggf. nicht zu 100% an den Kunden weitergegeben werden können
2. Höhere Kosten durch steigende Löhne und zu erwartende Tarifkämpfe/Streiks
3. Wegbrechende Umsätze, da die Konsumenten aufgrund der Inflation und Energiekosten zum Konsumverzicht gezwungen sein werden
4. Höhere Zins/Finanzierungskosten für anstehende Refinanzierungen von Bestandsschulden
Hinzu kommt, dass dem Finanzmarkt über das Handeln der Zentralbanken im Rahmen der Inflationsbekämpfung Liquidität entzogen werden könnte. Darüber hinaus werden voraussichtlich auch private Anleger Geld aus dem Aktien/Anleihemarkt abziehen bzw. Aktien/Fondssparpläne ruhen lassen, weil sie die Liquidität brauchen. Die Sparquote ist zwar in jüngster Vergangenheit sogar gestiegen aber es ist davon auszugehen, dass dieses Geld als eiserne Reserve auf Sparbüchern und Tagesgeldkonten vorgehalten und nicht in den Wertpapiermarkt investiert wird.
Das einzige Argument für Aktien ist aus meiner Sicht die immer noch bestehende Alternativlosigkeit am Anlegermarkt. Die Anleihekurse werden mit steigendem Zins garantiert weiter in den Keller rutschen und parallel wird das Ausfallrisiko der Unternehmensanleihen bei einer Rezession stark ansteigen.
Alles nur meine Meinung. Ich wäre auch nicht traurig, wenn ich falsch liege aber auf Basis der momentan bekannten Fakten erwarte ich in der Tendenz eher fallende Kurse in den nächsten 6 bis 12 Monaten.