Sie halten sich wohl für einzigartig, Sie Arschloch! Dabei sind Sie wahrscheinlich nur besserer Durchschnitt. Ob Sie vielleicht zu den Königen der Arschlöcher gehören und welche Arschlöcher es überhaupt gibt, verrät Ihnen dieser wichtige Beitrag.
Ohne mich beklagen zu wollen: Während wichtige Tierarten (etwa das kaum noch anzutreffende politische Rückgrat oder die gierige, aber wegen ihrer kostbaren Brauen gerne gejagte und schon fast ausgestorbene Waigelzecke) von skrupellosen Umweltschützern ausgerottet werden, wachsen andere Spielarten der Natur ständig nach: Die Arschlöcher. Sie sind kaum totzukriegen, halten sie sich doch an die Strategie der Zombies aus den B-Movies: Eben noch ein netter Kerl, verwandelt sich das Gegenüber plötzlich in ein Arschloch. Oft reicht schon ein Satz, ein Ausspruch, ein Bonmot, ein spröder Text wie dieser oder gar ein Blondinenwitz – und Sie wissen, wen Sie vor sich haben:
Ein Arschloch.
Nehmen wir etwa das Arschloch, das alles besser weiß, menschlicher Zahnbelag, für den Gott die Bürste mitzuliefern vergessen hat. Sie stehen zum Beispiel mit einem Kumpel bei einem Bier und sagen
„Hey, der Flugzeugträger USS Enterprise hat 230 000 PS!
Von Null auf Irak in 23 Sekunden, das geht ab wie..."
Schon steht das Arschloch, das alles besser weiß, neben Ihnen und sabbert durch seine Zahnfäule hindurch:
„360 000."
„Wie bitte?" fragen Sie da.
„Die USS Enterprise hat 360 000 Pferdestärken."
Beachten Sie, wie subtil das Arschloch, das alles besser weiß, einflechtet, daß es die geheime Bedeutung der Einheit „PS" kennt. Bemühen Sie sich bitte nicht, dem Arschloch, das alles besser weiß, jetzt eins in die Fresse zu hauen, es sei denn, sie haben statt der rechten Hand eine Bleiprothese, dann lohnt sich’s wenigstens. Langfristig wird daraus dann aber doch nur das Arschloch, das den besten Zahnarzt der Stadt hat.
Spezialformen gibt es zuhauf.
Etwa das Arschloch, das etwas von Hifi zu verstehen glaubt. Denken Sie tatsächlich, Sie müßten nett zu diesem Arschloch sein, nur weil es Ihnen eines Tages mal einen prima Tip geben könnte? Wovon träumen Sie nachts, Mann! Sie wollen doch ohnehin nichts anderes als ein paar neue, billige und optisch coole Lautsprecherboxen... das Arschloch aber interessiert sich nicht für Ihre Wünsche! Es schwallert Sie zu mit Elektrostatendatenblättern und ruft womöglich einen Architekten an, der Ihr Haus Hifi-grecht umbauen soll. Ein paar Kostproben:
Sie, unschuldig: „Ich wollte mir ne Minidisc..."
Er, braunrosettig:
„Minidisc? Bist Du wahnsinnig? Das ist ja schlimmer als der Sound von ‘nem digitalen Anrufbeantworter..."
Oder:
„Platten sollen ja besser sein..."
(Sie Tölpel! Das haben Sie dem Platten-sind-besser-Arschloch doch nicht etwa abgekauft?)
Er, braunschorfrosettig:
„Na ja, ist ja wohl Hype, ne? Echt: CD wär’ im Prinzip voll okay, wenn sie 96 Bit Auflösung bei 176,4 Megahertz Abtastrate hätten; aber so..."
Oder, echte Standards:
„Bitte in diesem Zimmer nicht rauchen, ich habe einen Röhrenverstärker."
Beziehungsweise:
„Sorry wegen des Ozonsgeruchs, aber meine neuen Hochtöner basieren auf einer ionisierten Gasblase..."
Diese Sorte Arschlöcher sind es, die Anti-Arschloch-Gruppen in aller Welt bewogen hat, Pest-Erreger aufzubewahren. Falls diese Arschlöcher zu häufig auftreten, kann man es in ihre Zahnpasta mischen. Aber wahrscheinlich überlebten das zu viele, denn wer kennt sie nicht, die Arschlöcher, die einfach nie krank werden, während man selber sich jahrein, jahraus vom Bandscheibenvorfall zur Krätze grippt.
Das Feld der kleinen und mittelmäßigen Arschlöcher strotzt vor Artenvielfalt. Das gibt es das Arschloch, das auf jede Fete seine eigenen, beschissenen Platten mitbringen muß. Oder das Arschloch, das überall Zigaretten schnorrt. Das Arschloch, das jeden Kuli und jedes Feuerzeug klaut.
Sie sind zu feige, eine Lichterkette Pro-Todestrafe auf die Beine zu stellen? Denken Sie noch mal drüber nach! Denn es gibt Fälle, in denen die Exekution der einzige Weg ist, die Gesellschaft vor den Arschlöchern zu schützen. Zum Beispiel vor dem blöden Arschloch, das auf dem Firmenklo zum Pissen partout nicht das Pissoir benutzen will, sondern statt dessen lieber auf die Klobrille pisst. (Wahrscheinlich fühlt sich letztes Arschloch nur wohl, wenn in seiner Umgebung gelber Urin feucht von den Möbeln rinnt. Klauen Sie also, wenn Sie dieses Arschloch in Ihrer Umgebung endlich identifiziert haben, seine Hausschlüssel, und pissen Sie bei ihm zuhause auf die Designermöbel. Hinterlassen Sie keine Fingerabdrücke, denn Geben ist seliger als Dank-entgegennehmen.)
Auch die Fortschritte in der Technik verändern unsere kulturellen Gepflogenheiten. Kreditkarte oder Windows-CE-Palmtop zu haben ist wirklich nicht schlimm, im Falle des letzteren sind Sie ja genug gestraft. Und auch so ein Handy macht noch lange kein Arschloch, auch wenn das vibrierende Summen und die phallische Form da durchaus gewisse Zusammenhänge nahelegen könnten.
Egal.
Schlimm ist das Arschloch, das ein kleineres Handy hat. Man trifft es überall, leider nicht beim Übungsschießen, und Gondeln meiden sie in letzter Zeit auch. Aber noch akzeptabel, schließlich sind wir ja alle irgendwie Arschlöcher, tief in uns drin.
So richtig eklig ist erst das Arschloch, das gerade den Carrier gewechselt hat und jetzt viel zufriedener ist. Egal, was Sie gerade verwenden: Es ist Out und der neue Anbieter des Arschlochs bietet mehr Service & Leistung für weniger Geld (Arschloch-Tarif). Klauen Sie diesem Arschloch sein Handy und schenken Sie es einem möglichst weiblichen Menschen von etwa 14 Jahren mit dem Hinweis, es könne damit die Freundinnen anrufen. So tut auch das Arschloch mal etwas Gutes. Und Sie schaffen Arbeitsplätze!
Auch im Journalismus gibt es Arschlöcher. Ganz zuletzt kommen die Tageszeitungsexperten von der Meinungsseite. Ganz schlimme Typen, diese Arschlöcher, die meinen, auch hierzu ihre verbale Dünnsäure verklappen zu müssen. Oder jenes aus dem anspruchsvollen TV-Magazinchen, das Journalisten-Arschloch, das übelsten Nonsens über das „Internet" verzapft, begleitet natürlich von SGI-Animationen mit bunten 3D-Datenpaketen und Space-Musik aus dem Dudelsampler Vol. 17. „Journalismus" ist in so einem Fall die Zeitspanne zwischen zwei Tampon-Werbespots.
Nervtötend ist auch das trinkende Arschloch. Sie haben einen Wodka gekauft? – Es ist garantiert der falsche:
„Gorbatschov? Igitt, da kannste ja gleich Gut&Billig--Klaren trinken.
Nimmt doch den Grasovka, der hat einen echten Büffelgrashalm..."
Etc, manchmal ist der Unterschied auch in der Herkunft (Polen oder Rußland) zu suchen. Arschlöcher! Kommt davon, wenn man sich weismachen läßt, Chantré sei ein Kognak.
Noch schlimmer ist der Spezialfall des Whisky-Kenner-Arschlochs. Der greift zu Ihrem Jack Daniels und fragt ohne zu zögern:
„Soll ich den gleich ins Klo kippen oder willst Du lieber einen Molotow-Cocktail daraus machen?"
Möglicherweise haben Sie nur ein Blender-Arschloch vor sich, das glaubt, ein Whisky sei gut, wenn „Reserve" oder „12 years old" draufsteht. Leichtes Spiel: „12 years old"-Noname gibt's auch bei Norma und Lidl, schon sind Sie aus dem Schneider.
Aber vielleicht ist es wirklich ein echtes Whisky-Kenner-Arschloch: Das erkennen Sie daran, daß es die Farbe und Transparenz dieses eitlen Gesöffs prüft und Ihnen dann einen Vortrag hält, in denen die Begriffe „Melasse", „Filter", „Farbe", „Schlieren" und so weiter wahnsinnig essentiell sind.
Steigen Sie in diesem Fall auf Mineralwasser um, aber hüten Sie sich trotzdem vor dem Whisky-Kenner-Arschloch. Es mutiert nämlich blitzschnell zu dem Arschloch, das die Natrium-Werte aller Mineralwässer auswendig kennt.
Vor allem in Großstädten gibt es ja die Möglichkeit, Kassenschlager ohne Niveau auch im englischen Original anzusehen. Hier ist das feuchte Milieu, in dem eine besonderen Art von menschlichem Pilz gedeiht: Hier findet man das Arschloch, das den Film im Original gesehen hat.
„Warste in Starship Troopers?"
„Ja. War aber so lala. Zuwenig Leichen, Verhoeven wird langsam lasch."
„Englisch oder deutsch?"
„Normal halt."
„Ja dann... Im Original, also ich sag Dir, da fetzt so richtig der Wortwitz rüber. Ist ja schon eine Schande, wie die im Deutschen..."
Rhabarber, rhabarber, Niedergang der Synchroniblabla und so weiter. Sie kennen das bestimmt, denn das Arschloch, das den Film im Original gesehen hat, ist in praktisch jedem verfurzten Kaff anzutreffen, sobald es nur einziges popeliges Programmkino hat.
Ganz ähnlich und längst nicht mehr nur in intellektuellen Kreisen anzutreffen ist das Arschloch, das das Buch im englischen Original gelesen hat. Wer kein regelmäßiger ariva-Leser ist, sollte ja noch genug Verstand beisammen haben, um sich gelegentlich mal ein Buch zu kaufen, etwa als Stütze, um den Monitor auf die richtige Höhe zu bringen, oder im Sommer gegen Mücken. Wer aber diese hyperlinklosen Dinger sogar liest, hat schnell ein Problem. Sie sollten deswegen hellhörig werden, wenn jemand, den Sie für einen intellektuell adäquaten Gesprächspartner von gleicher Gesinnung hielten, Sie mitten im Gespräch nach einem Buch fragt.
„Ha, ha, ha, ja. Wie in ‘Vineland’. Haste das mal gelesen?"
„Na klar. Tolles Buch!"
„Ja, wirklich Klasse. Deutsch oder das Original?"
„Äh..." (stotter) „...das normale halt, Taschenbuch. Rowohlt."
„Oh Gott!" (stöhnt) „Die Rowohlt-Übersetzung!"
„Also, ich fand's trotzdem..."
„Du Armer! Mann, da geht ja soviel verloren, bei der Übersetzung. Die Verschandeln doch alles... warum liest Du es nicht mal im Original, .... fasel süelz ... ungelogen fünf mal so gut, und ... bla bla... authentischer..."
Ersparen Sie sich und den umstehenden Kollegen, die sich schon hämisch zufeixen, lahme Ausreden. Es zählen hier keine Fakten (etwa, daß Sie Dödel kein Englisch können, oder das sich „Finnegans Wake" im Original genauso bescheuert liest wie in der Arno-Schmidt-Übersetzung). Schließlich haben Sie es hier mit dem gefürchteten Arschloch zu tun, das das Buch im englischen Original gelesen hat, das ist sozusagen Fleisch gewordenes Finger-in-den-Hals-stecken.
In diesem Fall haben Sie eigentlich nur eine Chance, ein größeres Arschloch zu sein, nämlich mit dieser Antwort.
„Ich kenne den Autor aus Saddams privatem Golfclub und wollte eigentlich sein Manuskript zu Ende bringen, weil der drogensüchtige Suffkopp mal wieder seine Schreibsperre hatte, und, naja, Freunde müssen eben zusammenhalten. Hab dann aber doch die Lust verloren, weil der Anfang so mies war... naja. Aber wenn Du mich fragst: Der Übersetzer hat da echt mehr draus gemacht, als aus diesem megaplatten Original eigentlich herauszuholen war. Aber Dir hat’s gefallen, ja?"
Gruß
Happy End
zyn.de
Ohne mich beklagen zu wollen: Während wichtige Tierarten (etwa das kaum noch anzutreffende politische Rückgrat oder die gierige, aber wegen ihrer kostbaren Brauen gerne gejagte und schon fast ausgestorbene Waigelzecke) von skrupellosen Umweltschützern ausgerottet werden, wachsen andere Spielarten der Natur ständig nach: Die Arschlöcher. Sie sind kaum totzukriegen, halten sie sich doch an die Strategie der Zombies aus den B-Movies: Eben noch ein netter Kerl, verwandelt sich das Gegenüber plötzlich in ein Arschloch. Oft reicht schon ein Satz, ein Ausspruch, ein Bonmot, ein spröder Text wie dieser oder gar ein Blondinenwitz – und Sie wissen, wen Sie vor sich haben:
Ein Arschloch.
Nehmen wir etwa das Arschloch, das alles besser weiß, menschlicher Zahnbelag, für den Gott die Bürste mitzuliefern vergessen hat. Sie stehen zum Beispiel mit einem Kumpel bei einem Bier und sagen
„Hey, der Flugzeugträger USS Enterprise hat 230 000 PS!
Von Null auf Irak in 23 Sekunden, das geht ab wie..."
Schon steht das Arschloch, das alles besser weiß, neben Ihnen und sabbert durch seine Zahnfäule hindurch:
„360 000."
„Wie bitte?" fragen Sie da.
„Die USS Enterprise hat 360 000 Pferdestärken."
Beachten Sie, wie subtil das Arschloch, das alles besser weiß, einflechtet, daß es die geheime Bedeutung der Einheit „PS" kennt. Bemühen Sie sich bitte nicht, dem Arschloch, das alles besser weiß, jetzt eins in die Fresse zu hauen, es sei denn, sie haben statt der rechten Hand eine Bleiprothese, dann lohnt sich’s wenigstens. Langfristig wird daraus dann aber doch nur das Arschloch, das den besten Zahnarzt der Stadt hat.
Spezialformen gibt es zuhauf.
Etwa das Arschloch, das etwas von Hifi zu verstehen glaubt. Denken Sie tatsächlich, Sie müßten nett zu diesem Arschloch sein, nur weil es Ihnen eines Tages mal einen prima Tip geben könnte? Wovon träumen Sie nachts, Mann! Sie wollen doch ohnehin nichts anderes als ein paar neue, billige und optisch coole Lautsprecherboxen... das Arschloch aber interessiert sich nicht für Ihre Wünsche! Es schwallert Sie zu mit Elektrostatendatenblättern und ruft womöglich einen Architekten an, der Ihr Haus Hifi-grecht umbauen soll. Ein paar Kostproben:
Sie, unschuldig: „Ich wollte mir ne Minidisc..."
Er, braunrosettig:
„Minidisc? Bist Du wahnsinnig? Das ist ja schlimmer als der Sound von ‘nem digitalen Anrufbeantworter..."
Oder:
„Platten sollen ja besser sein..."
(Sie Tölpel! Das haben Sie dem Platten-sind-besser-Arschloch doch nicht etwa abgekauft?)
Er, braunschorfrosettig:
„Na ja, ist ja wohl Hype, ne? Echt: CD wär’ im Prinzip voll okay, wenn sie 96 Bit Auflösung bei 176,4 Megahertz Abtastrate hätten; aber so..."
Oder, echte Standards:
„Bitte in diesem Zimmer nicht rauchen, ich habe einen Röhrenverstärker."
Beziehungsweise:
„Sorry wegen des Ozonsgeruchs, aber meine neuen Hochtöner basieren auf einer ionisierten Gasblase..."
Diese Sorte Arschlöcher sind es, die Anti-Arschloch-Gruppen in aller Welt bewogen hat, Pest-Erreger aufzubewahren. Falls diese Arschlöcher zu häufig auftreten, kann man es in ihre Zahnpasta mischen. Aber wahrscheinlich überlebten das zu viele, denn wer kennt sie nicht, die Arschlöcher, die einfach nie krank werden, während man selber sich jahrein, jahraus vom Bandscheibenvorfall zur Krätze grippt.
Das Feld der kleinen und mittelmäßigen Arschlöcher strotzt vor Artenvielfalt. Das gibt es das Arschloch, das auf jede Fete seine eigenen, beschissenen Platten mitbringen muß. Oder das Arschloch, das überall Zigaretten schnorrt. Das Arschloch, das jeden Kuli und jedes Feuerzeug klaut.
Sie sind zu feige, eine Lichterkette Pro-Todestrafe auf die Beine zu stellen? Denken Sie noch mal drüber nach! Denn es gibt Fälle, in denen die Exekution der einzige Weg ist, die Gesellschaft vor den Arschlöchern zu schützen. Zum Beispiel vor dem blöden Arschloch, das auf dem Firmenklo zum Pissen partout nicht das Pissoir benutzen will, sondern statt dessen lieber auf die Klobrille pisst. (Wahrscheinlich fühlt sich letztes Arschloch nur wohl, wenn in seiner Umgebung gelber Urin feucht von den Möbeln rinnt. Klauen Sie also, wenn Sie dieses Arschloch in Ihrer Umgebung endlich identifiziert haben, seine Hausschlüssel, und pissen Sie bei ihm zuhause auf die Designermöbel. Hinterlassen Sie keine Fingerabdrücke, denn Geben ist seliger als Dank-entgegennehmen.)
Auch die Fortschritte in der Technik verändern unsere kulturellen Gepflogenheiten. Kreditkarte oder Windows-CE-Palmtop zu haben ist wirklich nicht schlimm, im Falle des letzteren sind Sie ja genug gestraft. Und auch so ein Handy macht noch lange kein Arschloch, auch wenn das vibrierende Summen und die phallische Form da durchaus gewisse Zusammenhänge nahelegen könnten.
Egal.
Schlimm ist das Arschloch, das ein kleineres Handy hat. Man trifft es überall, leider nicht beim Übungsschießen, und Gondeln meiden sie in letzter Zeit auch. Aber noch akzeptabel, schließlich sind wir ja alle irgendwie Arschlöcher, tief in uns drin.
So richtig eklig ist erst das Arschloch, das gerade den Carrier gewechselt hat und jetzt viel zufriedener ist. Egal, was Sie gerade verwenden: Es ist Out und der neue Anbieter des Arschlochs bietet mehr Service & Leistung für weniger Geld (Arschloch-Tarif). Klauen Sie diesem Arschloch sein Handy und schenken Sie es einem möglichst weiblichen Menschen von etwa 14 Jahren mit dem Hinweis, es könne damit die Freundinnen anrufen. So tut auch das Arschloch mal etwas Gutes. Und Sie schaffen Arbeitsplätze!
Auch im Journalismus gibt es Arschlöcher. Ganz zuletzt kommen die Tageszeitungsexperten von der Meinungsseite. Ganz schlimme Typen, diese Arschlöcher, die meinen, auch hierzu ihre verbale Dünnsäure verklappen zu müssen. Oder jenes aus dem anspruchsvollen TV-Magazinchen, das Journalisten-Arschloch, das übelsten Nonsens über das „Internet" verzapft, begleitet natürlich von SGI-Animationen mit bunten 3D-Datenpaketen und Space-Musik aus dem Dudelsampler Vol. 17. „Journalismus" ist in so einem Fall die Zeitspanne zwischen zwei Tampon-Werbespots.
Nervtötend ist auch das trinkende Arschloch. Sie haben einen Wodka gekauft? – Es ist garantiert der falsche:
„Gorbatschov? Igitt, da kannste ja gleich Gut&Billig--Klaren trinken.
Nimmt doch den Grasovka, der hat einen echten Büffelgrashalm..."
Etc, manchmal ist der Unterschied auch in der Herkunft (Polen oder Rußland) zu suchen. Arschlöcher! Kommt davon, wenn man sich weismachen läßt, Chantré sei ein Kognak.
Noch schlimmer ist der Spezialfall des Whisky-Kenner-Arschlochs. Der greift zu Ihrem Jack Daniels und fragt ohne zu zögern:
„Soll ich den gleich ins Klo kippen oder willst Du lieber einen Molotow-Cocktail daraus machen?"
Möglicherweise haben Sie nur ein Blender-Arschloch vor sich, das glaubt, ein Whisky sei gut, wenn „Reserve" oder „12 years old" draufsteht. Leichtes Spiel: „12 years old"-Noname gibt's auch bei Norma und Lidl, schon sind Sie aus dem Schneider.
Aber vielleicht ist es wirklich ein echtes Whisky-Kenner-Arschloch: Das erkennen Sie daran, daß es die Farbe und Transparenz dieses eitlen Gesöffs prüft und Ihnen dann einen Vortrag hält, in denen die Begriffe „Melasse", „Filter", „Farbe", „Schlieren" und so weiter wahnsinnig essentiell sind.
Steigen Sie in diesem Fall auf Mineralwasser um, aber hüten Sie sich trotzdem vor dem Whisky-Kenner-Arschloch. Es mutiert nämlich blitzschnell zu dem Arschloch, das die Natrium-Werte aller Mineralwässer auswendig kennt.
Vor allem in Großstädten gibt es ja die Möglichkeit, Kassenschlager ohne Niveau auch im englischen Original anzusehen. Hier ist das feuchte Milieu, in dem eine besonderen Art von menschlichem Pilz gedeiht: Hier findet man das Arschloch, das den Film im Original gesehen hat.
„Warste in Starship Troopers?"
„Ja. War aber so lala. Zuwenig Leichen, Verhoeven wird langsam lasch."
„Englisch oder deutsch?"
„Normal halt."
„Ja dann... Im Original, also ich sag Dir, da fetzt so richtig der Wortwitz rüber. Ist ja schon eine Schande, wie die im Deutschen..."
Rhabarber, rhabarber, Niedergang der Synchroniblabla und so weiter. Sie kennen das bestimmt, denn das Arschloch, das den Film im Original gesehen hat, ist in praktisch jedem verfurzten Kaff anzutreffen, sobald es nur einziges popeliges Programmkino hat.
Ganz ähnlich und längst nicht mehr nur in intellektuellen Kreisen anzutreffen ist das Arschloch, das das Buch im englischen Original gelesen hat. Wer kein regelmäßiger ariva-Leser ist, sollte ja noch genug Verstand beisammen haben, um sich gelegentlich mal ein Buch zu kaufen, etwa als Stütze, um den Monitor auf die richtige Höhe zu bringen, oder im Sommer gegen Mücken. Wer aber diese hyperlinklosen Dinger sogar liest, hat schnell ein Problem. Sie sollten deswegen hellhörig werden, wenn jemand, den Sie für einen intellektuell adäquaten Gesprächspartner von gleicher Gesinnung hielten, Sie mitten im Gespräch nach einem Buch fragt.
„Ha, ha, ha, ja. Wie in ‘Vineland’. Haste das mal gelesen?"
„Na klar. Tolles Buch!"
„Ja, wirklich Klasse. Deutsch oder das Original?"
„Äh..." (stotter) „...das normale halt, Taschenbuch. Rowohlt."
„Oh Gott!" (stöhnt) „Die Rowohlt-Übersetzung!"
„Also, ich fand's trotzdem..."
„Du Armer! Mann, da geht ja soviel verloren, bei der Übersetzung. Die Verschandeln doch alles... warum liest Du es nicht mal im Original, .... fasel süelz ... ungelogen fünf mal so gut, und ... bla bla... authentischer..."
Ersparen Sie sich und den umstehenden Kollegen, die sich schon hämisch zufeixen, lahme Ausreden. Es zählen hier keine Fakten (etwa, daß Sie Dödel kein Englisch können, oder das sich „Finnegans Wake" im Original genauso bescheuert liest wie in der Arno-Schmidt-Übersetzung). Schließlich haben Sie es hier mit dem gefürchteten Arschloch zu tun, das das Buch im englischen Original gelesen hat, das ist sozusagen Fleisch gewordenes Finger-in-den-Hals-stecken.
In diesem Fall haben Sie eigentlich nur eine Chance, ein größeres Arschloch zu sein, nämlich mit dieser Antwort.
„Ich kenne den Autor aus Saddams privatem Golfclub und wollte eigentlich sein Manuskript zu Ende bringen, weil der drogensüchtige Suffkopp mal wieder seine Schreibsperre hatte, und, naja, Freunde müssen eben zusammenhalten. Hab dann aber doch die Lust verloren, weil der Anfang so mies war... naja. Aber wenn Du mich fragst: Der Übersetzer hat da echt mehr draus gemacht, als aus diesem megaplatten Original eigentlich herauszuholen war. Aber Dir hat’s gefallen, ja?"
Gruß
Happy End
zyn.de