Anleger flüchten aus Dollar in Euro und Gold

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Anleger flüchten aus Dollar in Euro und Gold

 
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Aus der FTD vom 5.11.2004
Renten und Devisen: Anleger flüchten aus Dollar in Euro und Gold
Von Ingmar Höhmann, Elisabeth Atzler und Heike Buchter

Der Dollar ist auf breiter Front abgestürzt. Händler sprachen von einer Flucht aus der US-Währung.

Der Dollar-Index, der die Wertentwicklung des Greenback gegen die sechs wichtigsten Weltwährungen abbildet, fiel auf den tiefsten Stand seit 1995. Gegen 20 Uhr MEZ lag der Index bei 84,51 Punkten, nach 84,79 Punkten am Vorabend. Der Euro kletterte von 1,2822 $ auf 1,2862 $. Marktteilnehmer bezeichneten den Kursgewinn als Trendwende und rechnen mit einem weiteren Euroanstieg.

"Die Anleger flüchten in sichere Anlagen", sagte Carsten Fritsch, Devisenstratege bei der Commerzbank. Vor allem Gold sei gefragt. Der Preis sprang zeitweise auf ein 16-Jahres-Hoch und überwand die psychologisch wichtige Marke von 430 $. Das Edelmetall verteuerte sich bis auf 432,95 $. Der Anstieg beim Goldpreis beruhe auf dem schwachen Dollarkurs, sagte Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Produktmanager Edelmetalle bei Dresdner Kleinwort Wasserstein.

Neben dem Euro gewannen auch die anderen wichtigen Währungen gegenüber dem Dollar kräftig. Der Schweizer Franken, der traditionell als sicherer Hafen gilt, stieg auf den höchsten Stand seit Anfang 1996. Ein Dollar kostete 1,1881 Franken. Gegenüber dem Yen fiel der Dollar auf 106,07. Das britische Pfund fiel dagegen leicht auf 1,8424 $. Der Euro sei das Hauptventil, sagte Eugen Keller, Devisenstratege beim Bankhaus Metzler.

Trichet räumt Weg für starken Euro frei

Auftrieb erhielt die Einheitswährung durch die Äußerungen Jean-Claude Trichets. Marktbeobachter werteten die Aussagen des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag noch nicht als deutliches Anzeichen, dass die Notenbank eingreifen wird. Trichet bezog sich auf ein vorheriges Statement der G7, wonach "ungeordnete Bewegungen der Wechselkurse unerwünscht" seien. Im Januar hatte er die Kursentwicklungen als "brutal" bezeichnet.

"Trichet hat den Weg freigeräumt für einen starken Euro", sagte Hans Gunter Redeker, Leiter der Devisenstrategie bei BNP Paribas in London. "Die Währung macht den Job, die Gefahren des hohen Ölpreises einzufangen", sagte er. In Euro bewege sich der Ölpreis, der in Dollar berechnet wird, nur marginal über den Ständen aus dem Jahr 2000.

Als Hauptgrund für die Schwäche des Dollars nannten Devisenexperten aber das Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit der USA. Sie rechnen nicht damit, dass der wiedergewählte US-Präsident George W. Bush dieses Doppeldefizit abbaut. "Die Regierung wird ihre Finanzpolitik kaum fundamental ändern", sagte Paul Mackel, Devisenstratege bei ABN Amro in London. "Die Trends wie Steuersenkungen und hohe Verteidigungsausgaben werden sich fortsetzen", sagte Redeker. Die erste Amtsperiode des Präsidenten sei wegen des hohen Leistungsbilanzdefizits auch für Goldanleger sehr gut gelaufen, sagt Metall-Analyst Tom Boustead vom Futuresbroker Refco.

Bushs Politik belastet Dollar

Als belastend für den Dollar bezeichneten Währungsstrategen zudem Bushs internationale Politik. "Das Iran-Thema kommt jetzt wieder auf", sagte Redeker. "Das geopolitische Problem im Nahen Osten bleibt hoch", sagte auch Chris Furness vom Beratungshaus 4Cast. "Das verstärkt die Unsicherheit."

Sollten die US-Arbeitsmarktzahlen am Freitag schlecht ausfallen, rechnen die Experten mit einem weiteren Euroanstieg. "Dann dürfte der Euro neue Hochs markieren", sagte Keller vom Bankhaus Metzler. Redeker hob seinen Prognosekurs für das Jahresende auf 1,34 $ an.

Auch den Anleihemarkt dürften die amerikanischen Arbeitsmarktdaten bewegen. Sollten die Zahlen schlecht ausfallen, rechnen die Rentenexperten mit weiter steigenden Kursen, besonders von europäischen Staatsanleihen. Experten rechnen mit 175.000 neuen Arbeitsplätzen. Bereits am Donnerstag kletterten vor allem die Bondkurse in der Euro-Zone. Der Terminkontrakt auf zehnjährige Bundesanleihen (Bund-Future) erhöhte sich um 37 Stellen auf 117,17 Punkte.

Der Anstieg der Bondkurse sei vor allem auf den schwachen Dollar zurückzuführen, sagte Anleihestratege José Sarafana von Société Générale. Bisher sei die Haupttriebfeder der hohe Ölpreis gewesen. "Obwohl die Anleihen schon auf einem hohen Niveau stehen, kaufen die Investoren weiter", sagte er. "Wenn der US-Arbeitsmarkt enttäuscht, kann der Bund-Future schnell auf 117,60 Punkte steigen", sagte Birgit Figge, Rentenstrategin bei der DZ Bank. Am Anleihemarkt in den USA zogen die Kurse hingegen nur leicht an. Zehnjährige US-Treasuries rentierten am Abend kaum verändert bei 4,01 Prozent.

http://www.ftd.de/bm/ma/1099117015823.html?nv=mn

 

 

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