Alstom: Deutschlandchef sieht Werk "vernünftig ausgelastet"
Schwung aus Paris erreicht Mannheim noch nicht
Von unserem Redaktionsmitglied Matthias Kros
Mannheim. Der französische Alstom-Konzern kommt wieder in Schwung. Das Unternehmen, das seinen Deutschland-Sitz in Mannheim hat, rechnet für das laufende Vierteljahr mit zusätzlichen Aufträgen von mehr als einer Milliarde Euro. "Wir erwarten ein starkes Quartal", erklärte Konzernchef Patrick Kron gestern. Vor allem in den Schwellenländern spüre man eine aktive Nachfrage. Alstom war in den vergangenen Jahren in die Krise gerutscht und hatte deshalb umfangreich Stellen gestrichen.
Weiterhin Kurzarbeit
Das Werk Mannheim, wo über 2000 Mitarbeiter in der Energiesparte des Konzerns beschäftigt sind, leidet noch immer darunter. Der deutsche Kraftwerksmarkt sei "weiterhin schwierig", sagte Thomas Kresser, Finanzchef der Alstom Deutschland AG und kommissarischer Sprecher des Vorstands, gestern. Die staatliche Förderung der erneuerbaren Energien habe zu einer "regelrechten Wettbewerbsverzerrung" geführt. Zudem habe sich die Hoffnung, dass zusätzliche Gaskraftwerke gebaut würden, um bei Ausfall von Wind- oder Sonnenenergie einzuspringen, nicht erfüllt: "Ich kenne in Deutschland kein einziges aktuelles Projekt", so Kresser.
Auch die Arbeitnehmervertretung kann die gute Stimmung in Paris nicht unbedingt teilen: "Wir haben hier noch nicht die heile Welt", sagt Betriebsrat Peter Schoder. Weil Aufträge nach wie vor fehlten, sei vor allem die Turbinenfabrik mit ihren 600 Beschäftigten das Sorgenkind. Nach wie vor wird hier kurz gearbeitet. Das Mannheimer Werk sei derzeit "vernünftig ausgelastet", findet dennoch Kresser. "Natürlich könnte es noch etwas mehr sein". Bis wann noch Kurzarbeit notwendig sein wird, sagte er nicht.
Hoffnung setzt der Manager in das in Mannheim angesiedelte sogenannte Retrofit-Geschäft, eine Art Runderneuerung für Kraftwerke. "In Deutschland ist jedes zweite Kraftwerk älter als 30 Jahre", sieht Kresser großes Potenzial. Ausbauen will er zudem das margenstarke Servicegeschäft, das auch schon heute vergleichsweise gut läuft.
Unterdessen läuft der Personalabbau in Mannheim weiter. Laut Betriebsrat soll in diesen Wochen Mitarbeitern in Altersteilzeit ein Wechsel in eine Transfergesellschaft angeboten gemacht werden. Dadurch könnten am Standort nochmals rund 100 Arbeitsplätze wegfallen.