ftd.de, Do, 8.8.2002, 2:00
Geldanlage: Acht Regeln für die Baisse
Von Richard Davidson
Die aktuelle Krise übersteigt fast alle bisher da gewesenen. Doch es besteht kein Grund zur Resignation.
Der aktuelle Bärenmarkt ist heftiger und dauerhafter als der von 1973/74. Doch man kann mehr tun als Aktien abstoßen oder vom Markt fernbleiben. Hier meine acht Baisse-Regeln, die sich bereits bewährten:
1. Geduld. Heißt: skeptisch bleiben; erst auf klare Hinweise warten, dann handeln; Verluste vermeiden. Dass immer mehr auf eine Stabilisierung des Aktienmarktes und eine Wende beim Gewinnzyklus hindeutet, macht Mut.
2. Überreaktion wegen früherer Fehler. So verständlich eine Verkaufspanik sein mag, Tatsache ist: Aktien sind so günstig wie erst zweimal seit 1970.
3. Preise müssen nicht rational sein. Wie schon Keynes sagte: "Die Märkte können länger irrational bleiben als du solvent."
4. Das letzte der vier Stadien eines Bärenmarktes (das wir nun durchleben) ist stets das brutalste. Die Panik setzt ein, verzweifelte Verkäufer treffen auf einen Käuferstreik - so geschehen 1974 oder beim Nikkei von 1990 bis 1992.
5. Zinssenkungen oder Fiskalpolitik müssen Aktien nicht nützen. Erst eine Wende bei den Fundamentaldaten abwarten, dann Vertrauen fassen.
6. Disziplin bewahren, auch in harten Zeiten. So meldet unser Bewertungsindikator, der sich auch für Japan in den 90ern bewährte, für Europa klare Kaufsignale.
7. Wichtig: Dividenden machen langfristig ein Drittel der Gesamtrendite von Aktien aus - was so bleiben dürfte. Umsatzwachstum, freier Cash-Flow und Dividendenrendite bleiben die drei Schlüsselkriterien für die Aktienauswahl.
8. Action! Nun ist ein guter Zeitpunkt, Aktien zu kaufen, auch wenn wir in den nächsten fünf Jahren wohl mit geringen Renditen werden leben müssen. Auch am Ende früherer Bärenmärkte gab es keine sofortige, V-förmige Erholung der Kurse, sondern eine Stabilisierungsphase von bis zu drei Monaten, in der das Vertrauen langsam wuchs und in einen Aufschwung mündete. Die Stabilisierungsphase scheint nun sehr nahe. Anfang 2002 rechneten wir mit Kurssteigerungen bis Jahresende und einem Rückgang im Jahr 2003. Nun erwarten wir für 2003 einen Aufwärtstrend. Barclays, HSBC, Credit Suisse, Glaxo oder auch Novartis empfehlen wir mit "buy".
Richard Davidsonist Leiter der Europa-Strategie Morgan Stanleys.
Geldanlage: Acht Regeln für die Baisse
Von Richard Davidson
Die aktuelle Krise übersteigt fast alle bisher da gewesenen. Doch es besteht kein Grund zur Resignation.
Der aktuelle Bärenmarkt ist heftiger und dauerhafter als der von 1973/74. Doch man kann mehr tun als Aktien abstoßen oder vom Markt fernbleiben. Hier meine acht Baisse-Regeln, die sich bereits bewährten:
1. Geduld. Heißt: skeptisch bleiben; erst auf klare Hinweise warten, dann handeln; Verluste vermeiden. Dass immer mehr auf eine Stabilisierung des Aktienmarktes und eine Wende beim Gewinnzyklus hindeutet, macht Mut.
2. Überreaktion wegen früherer Fehler. So verständlich eine Verkaufspanik sein mag, Tatsache ist: Aktien sind so günstig wie erst zweimal seit 1970.
3. Preise müssen nicht rational sein. Wie schon Keynes sagte: "Die Märkte können länger irrational bleiben als du solvent."
4. Das letzte der vier Stadien eines Bärenmarktes (das wir nun durchleben) ist stets das brutalste. Die Panik setzt ein, verzweifelte Verkäufer treffen auf einen Käuferstreik - so geschehen 1974 oder beim Nikkei von 1990 bis 1992.
5. Zinssenkungen oder Fiskalpolitik müssen Aktien nicht nützen. Erst eine Wende bei den Fundamentaldaten abwarten, dann Vertrauen fassen.
6. Disziplin bewahren, auch in harten Zeiten. So meldet unser Bewertungsindikator, der sich auch für Japan in den 90ern bewährte, für Europa klare Kaufsignale.
7. Wichtig: Dividenden machen langfristig ein Drittel der Gesamtrendite von Aktien aus - was so bleiben dürfte. Umsatzwachstum, freier Cash-Flow und Dividendenrendite bleiben die drei Schlüsselkriterien für die Aktienauswahl.
8. Action! Nun ist ein guter Zeitpunkt, Aktien zu kaufen, auch wenn wir in den nächsten fünf Jahren wohl mit geringen Renditen werden leben müssen. Auch am Ende früherer Bärenmärkte gab es keine sofortige, V-förmige Erholung der Kurse, sondern eine Stabilisierungsphase von bis zu drei Monaten, in der das Vertrauen langsam wuchs und in einen Aufschwung mündete. Die Stabilisierungsphase scheint nun sehr nahe. Anfang 2002 rechneten wir mit Kurssteigerungen bis Jahresende und einem Rückgang im Jahr 2003. Nun erwarten wir für 2003 einen Aufwärtstrend. Barclays, HSBC, Credit Suisse, Glaxo oder auch Novartis empfehlen wir mit "buy".
Richard Davidsonist Leiter der Europa-Strategie Morgan Stanleys.