Man muss bei den Optionen auf den SP-500, die am Freitag auslaufen, je nach Basispreis unterscheiden, ob es mehr Calls oder mehr Puts gibt. In der Tabelle unten, die alle Geld-nahen Optionen auf den SP-500 vom nächsten Freitag (Oktober-Verfall) auflistet, habe ich diejenigen, bei denen es mehr Calls als Put gibts, mit grünen Kästchen gekennzeichnet. Umgekehrt habe ich die, bei denen es mehr Puts als Calls gibt, rot umrandet.
Typischerweise erreicht der SP-500 am Freitag einen Stand, bei dem möglichst viel Call- und Put-Besitzer leer ausgehen bzw. möglichst wenig verdienen. Das wäre, wenn ich mir die Liste unten ansehe, etwa bei einem SP-500 Stand von 1335 bis 1360 der Fall. Zurzeit steht der SPX bei 1365. Er hat von daher nur leichtes Abwärtspotenzial. Dass er unter 1330 fällt, wo eine deutlich Überzahl an Puts Geld verdienen würde, ist unwahrscheinlich.
Andererseits muss man berücksichtigen, dass die Käufer von SP-500-Optionen meistens andere Aktien- oder Short-Positionen damit absichern (Index-Hedging). Dies verfälscht das wahre Bild etwas. Eine hohe Zahl an Aus-dem-Geld-Puts kann daher bedeuten, dass viele Leute ihre Long-Positionen in Aktien trotz der hohen Indexstände weiter halten wollen, sich aber gegen etwaige Kursverluste absichern - was in der Summe eine eher bullische Einstellung ergibt. Würden die Index-Puts hingegen "nackt" gekauft, sprächen sie für eine bärische Einstellung. Leider sieht man ihnen nicht an, zu welchem Zweck sie gekauft wurden.
Eine weitere Unsicherheitsquelle bei der Beurteilung sind Shortverkäufe von Calls und Puts, die Hedgefonds machen: Als "Stillhalter" erhoffen sie sich einen wertlosen Verfall dieser Optionen. Sie erhalten zum Zeitpunkt des Leerverkauf die Optionsprämie auf ihr Konto gutgeschrieben, und wenn die Option wertlos verfallt, ist das ein Reingewinn. Dieses Geschäft ist umso lohnender, je höher die Volatilität ist. Man sagt daher auch, dass Hedgefonds "die Vola verkaufen". Besonders riskant ist der Leerverkauf von Put-Optionen, weil dann bei einem Index-Absturz riesige Beträge an den Put-Halter gezahlt werden müssten - während, wenn alles gut geht, die Leerverkaufserlöse wegen der zurzeit extrem niedrigen Vola nur klein sind.
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