Die Spekulationen gehen in die nächste Runde!
Konkurs-Aktien Aktie der Gontard & Metallbank steigt nach Bericht über Reaktivierung |
20. Januar 2006 Um rund 40 Prozent legt am Freitag die Aktie der Gontard & Metallbank nach Börseneröffnung zu. Der Grund: Das „Handelsblatt” hat einen Bericht veröffentlicht, wonach eine Investorengruppe aus dem insolventen Institut eine Direktbank für den Mittelstand schaffen will.
Zu diesem Zweck hätten die Investoren schon sechs Millionen Euro in die Vorbereitung des Projekts und in die derzeit bei 25 Cents notierende Aktie gesteckt, heißt es weiter. Dies würde nachträglich den starken Kursanstieg der Aktie im Sommer des vergangenen Jahres erklären. Seinerzeit hatte sich die Aktie vom Kursniveau bei vier Cents binnen drei Wochen auf 39 Cents annähernd verzehnfacht.
Keine neue Meldung ...
Danach gab sie rasch nach, hält sich aber seitdem in einer Handelsspanne zwischen 16 und 26 Cents. Vermutlich sprangen damals einige Trittbrettfahrer auf, die ebenso rasch wieder ausstiegen. Zwar kamen bereits Anfang August erste Spekulationen darüber auf, daß jemand den Börsenmantel kaufen wolle, doch war die mehrheitliche Meinung in Internet-Foren, daß es sich um einen „Abzocke” handele.
Ganz neu ist die Meldung indes nicht. Bereits am 17. August wurde im Internet kolportiert, daß der Name und die Historie der Gontard Bank „vermutlich wieder reaktiviert (würden) durch eine deutsche Mittelstandsvereinigung, die sich auf die Fahne geschrieben hat, eine echte Mittelstandsbank zu begründen”.
Circa 500 Unternehmer hätten einen Pool gebildet, der Teile der Bank übernehmen wolle. Am 13. August war in der Börsenzeitung eine Meldung veröffentlicht worden, daß die Aktienclubs Köln mittlerweile ein größeres Paket an der AG hielten, was am 20. September auf 25 Prozent beziffert wurde.
... aber ein neuer Stellenwert
Jetzt erhalten die Meldungen indes durch die Verbreitung in einer seriösen Wirtschaftszeitung einen anderen Stellenwert. Laut dem „Handelsblatt” hält die Investorengruppe nach deren Recherchen mittlerweile annähernd 60 Prozent der Aktien, wogegen diese diesen Wert selbst mit knapp 30 Prozent angebe.
Der Initiator und Gründer der Aktienclubs Köln, der Kölner Finanz- und Unternehmensberater Alexander Lichtenberg, sagte der Zeitung, man wolle die übrigen Gontard-Eigner jetzt ins Boot holen, um die Gläubiger zum Forderungsverzicht zu bewegen. Er glaubt noch im Herbst oder Winter des Jahres die ersten Kunden gewinnen zu können.
Lichtenberg kommt laut Biographie auf der Website des Aktien-Clubs Köln aus der Finanzbranche, wo er für Versicherer Firmenkunden betreut habe und bei der Dresdner Bank im Rahmen der Übernahme durch die Allianz für Personal- und Beratungsoptimierungen zuständig gewesen sei.
Umsetzung bislang nur in Ansätzen
Doch bislang scheint es sich eher um hochfliegende Pläne zu handeln, die der Realisierung noch harren. Bislang habe die Gruppe laut Bericht weder bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht eine Banklizenz beantragt noch Vorstände mit der erforderlichen Kompetenz benannt. Auch Insolvenzverwalter Klaus Pannen sei noch nicht angesprochen worden.
Damit scheint es aber bei den wahrhaft wesentlichen Schritten zur Reaktivierung des Instituts noch keine Erfolge zu geben. Weder sind die Schulden neu verhandelt, noch die rechtlichen Grundlagen geschaffen, noch ist der Insolvenzplan außer Kraft gesetzt. Das bedeutet, daß das Vorhaben noch an jedem einzelnen Punkt scheitern kann.
Wer sich daher jetzt bei der Aktie einkauft, geht ein extrem hohes Risiko ein. Ein größerer Einstieg von Anlegern könnte den Kurs des marktengen Wertes stark hochtreiben. Kann das Vorhaben dann am Ende nicht durchgeführt werden, könnte es praktisch zum Totalverlust kommen, indem sich die Geschichte praktisch wiederholt. 1999 war die Aktie zu 25,05 Euro gestartet, verlor aber rasch an Wert, bevor sie im Zuge der Insolvenz im Mai 2002 auf ein Niveau um zwei Cents abstürzte. Dort blieb sie über drei Jahre.
Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.
HANDELSBLATT, Freitag, 20. Januar 2006, 13:28 Uhr
Vier Fragen an Alexander Lichtenberg
„Eine Citibank für Mittelständler“
Alexander Lichtenberg ist Finanz- und Unternehmensberater in Köln. Im Interview über die Zukunft der insolventen Gontard & Metallbank.
Handelsblatt: Herr Lichtenberg, was haben Sie mit der Gontard & Metallbank vor, einem der spektakulärsten Pleitefälle des Neuen Marktes?
Alexander Lichtenberg: Wir möchten daraus die erste deutsche Direktbank für den Profikunden aus dem Mittelstand und seinen Finanzierungsbedarf machen. Herzstück wird eine Online-Plattform sein mit einfachen und transparenten und vor allem auch schnellen Prozessen: Kredit per Mausklick. Und wir wollen auch offen legen, warum wir einen Kredit verweigern. Damit wollen wir die Schweigemauer der Banken durchbrechen, der sich viele Mittelständler ausgesetzt fühlen. Vor allem aber wollen wir etwas gegen die Kreditklemme unternehmen, die den deutschen Mittelstand ausbluten lässt. Und wir glauben, dass wir auf Grund des Direktbank-Prinzips und des geringen Verwaltungsaufwandes bessere Konditionen werden bieten können und dabei sehr schnell gut verdienen können – eine Citibank für den Mittelstand. Denn wir sind keine karitative Organisation, sondern wir denken unternehmerisch und gewinnorientiert.
... und wer ist wir?
Wir, das sind die zu diesem Zweck gegründeten Kölner Aktienclubs, die derzeit knapp 30 Prozent der Aktien an der Gontard&Metallbank halten. Und darüber hinaus gibt es mehrere hundert interessierte Investoren, die gemeinsam für rund 100 Millionen Euro Investment in die neue Gontard & Metallbank gut sind. Im Februar wollen wir mit allen Aktionären und Schuldnern über deutliche Verbesserungsmöglichkeiten gegenüber dem Status quo diskutieren: raus aus der Insolvenz und Wiedereintritt in den Markt mit einem soliden Finanz- und Personalkonzept.
Was sind die nächsten Schritte?
Gegenwärtig verhandeln wir mit dem Einlagensicherungsfonds als Hauptgläubiger und mit den Rest-Gläubigern über eine Einigung mit Blick auf die Verbindlichkeiten. Eine Einigung mit dem Einlagensicherungsfonds ist machbar und realistisch. Den Rest-Gläubigern wird ein attraktiver Besserungsschein für den Verzicht auf ihre Forderungen angeboten. Sobald diese Verhandlungen abgeschlossen sind, soll eine Hauptversammlung die Reaktivierung und eine Kapitalerhöhung beschlossen und ein neuer Vorstand gewählt werden. Ich glaube, dass wir noch im Herbst oder Winter diesen Jahres die ersten mittelständischen Kunden gewinnen können.
Das klingt ziemlich mühselig und teuer. Warum kaufen Sie nicht eine Bank mit Lizenz und legen sofort los?
Gontard&Metallbank hat im Rheinland und in Frankfurt einen guten Klang. Einen neuen Namen so bekannt zu machen würde mindestens zehn Millionen Euro Marketing erfordern. Im Übrigen arbeiten wir schon seit vier Jahren an diesem Projekt und haben bereits sechs Millionen investiert, die zum Teil verloren wären. Vor allem: Solche Traditionen wie Gontard&Metallbank müssen einfach erhalten werden.
HANDELSBLATT, Freitag, 20. Januar 2006, 13:29 Uhr
Gonthard & Metallbank
Dichter und Banker
Die Muse Wenn Geld der Liebe entgegensteht, entstehen die schönsten Gedichte. „Nur einen Sommer lebt ich wie Götter, und mehr bedarfs nicht“, schreibt Hölderlin 1796, Hauslehrer bei der Frankfurter Bankiersfamilie Gontard, über seine Liebe zu Tochter Susette. Die Liebe scheitert an den Standesschranken.
Die Glücksritter
Die 1726 gegründete Bank lockt immer wieder Glücksritter. Das benachbarte Bankhaus Cohen wird 1875 von der Metallgesellschaft aufgefangen und begleitet dann als „Metallbank“ Bergwerksunternehmen der Gründerzeit an die Börse. 1996 erwirbt der Goldzack-Großaktionär Dietrich Walther, der die Jungstars der New-Economy-Szene später an den Neuen Markt bringt, das Bankhaus Heinrich Gontard und kauft zwei Jahre danach von der Schmidt-Bank die Metallbank.
Der Rausch
Es ist eine dieser berauschenden Erfolgsstories: Jeder Börsengang wird ein Kassenschlager, und Gontard & Metall verdient stets zweimal: an der Börsenplatzierung und an der Kurssteigerung der Aktien im eigenen Bestand. Als der Neue Markt im März 2000 sein Rekordhoch überschreitet und die Kurse nur noch sinken, schrumpfen die 27 Beteiligungen zu Penny-Stocks. Seit im Sommer 2001 Bilanzskandale in den USA die Börsen weltweit auf Talfahrt schicken, muss die Bank immer mehr Kredite abschreiben. Die einst 70 Prozent stolze Eigenkapitalquote schmilzt auf 4,6 Prozent.
Der Kollaps
Am 6. Mai 2002 schließt die Bankenaufsicht die Schalter. Vorher hat Bankchef Lothar Mark noch eine Stiftung gegründet, die Übersetzer unterstützt – eine Verbeugung vor der literarischen Tradition. Ein Retter taucht auf, verschwindet. Der Kurs dümpelt bei drei Cent, und verzehnfacht sich, wenn wieder ein Phantasiefunke durch die Chatrooms irrlichtert. Für Tage nur, nie mehr einen ganzen Sommer lang.
Die Wiederbelebung
Bin der Meinung dass es hier kurzfristig bis auf 1€ hoch gehen könnte!
G 10ME