Lululemon im Rückwärtsgang: JPMorgan zieht Reißleine

Zwar habe Lululemon im internationalen Vergleich noch Nachholpotenzial bei der Markenbekanntheit. Doch die Erwartungen an das Wachstum, vor allem in China, müssten neu justiert werden. Die Untersuchungen von JPMorgan deuten auf eine Normalisierung des Wachstums in Festlandchina hin. Ausgerechnet eine Region, die in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich stark zur Expansion beigetragen hatte.

In den USA kämpft Lululemon laut Boss mit einer schwachen Resonanz auf neue saisonale Kernfarben, die rund 40 Prozent des Lagerbestands ausmachen. Das Unternehmen reagierte mit der Verkaufsaktion "Summer Scores", die am 1. Juli startete und prominent auf der Website sowie per E-Mail-Marketing beworben wird. Ziel sei es, überschüssige Lagerbestände gezielt abzubauen.

"Unsere Feldforschung zeigt, dass diese Rabattaktion notwendig wurde, weil sich die neue Kollektion unter den Kunden als schwer verkäuflich erwiesen hat", schrieb Boss in seiner Analyse. Das moderatere Umsatzwachstum in den USA trifft dabei auf steigende Fixkosten, was die Margen auf absehbare Zeit belaste.

Besonders kritisch sieht JPMorgan auch die Entwicklung in China. Dort nähere sich Lululemon dem langfristigen Wachstumsziel des Managements von durchschnittlich 30 Prozent pro Jahr bis 2026. Im Geschäftsjahr 2023/24 lag das Wachstum noch bei 48 Prozent im Vergleich zu 2021. Boss spricht von einer "längeren Normalisierungskurve" und warnt, dass sich das hohe Wachstum der Vorjahre nicht fortschreiben lasse.

Mit der Abstufung reagiert JPMorgan auf eine Mischung aus strategischen, konjunkturellen und operativen Herausforderungen, die kurzfristig das Ertragspotenzial von Lululemon begrenzen könnten.

Insgesamt bewerten Analysten Lululemon überwiegend positiv. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei ungefähr 297 US-Dollar, was gegenüber dem aktuellen Kurs ein deutliches Potenzial von über 30 Prozent signalisiert. Die Analystenstimmung ist insgesamt "bullish". Laut SeekingAlpha wird für das Jahr 2025 mit einem Forward-KGV von 15,69 gerechnet, das sich im Jahr 2026 in ähnlichen Gefilden bewegen soll. Die Beharrlichkeit der Bullen könnte sich noch auszahlen.

Autor: sbh-redaktion/neb