Eine Boeing 777 der Airline Cathay Pacific.
Quelle: - pixabay.com
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Nicolas Fuchs Nicolas Fuchs
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Nicolas ist seit 2016 Redakteur bei ARIVA.DE. Seine Expertise in der technischen Analyse und sein Engagement für genaue Prognosen machen ihn zu einer wertvollen Ressource für die Community, die auf aussagekräftige News angewiesen ist.

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Boeings geheimer 737-Nachfolger – Airbus greift mit dem XLR Lufthansa an

Boeing arbeitet laut Wall Street Journal an einem Nachfolgemodell für die 737 MAX. Währenddessen drängt Airbus mit dem A321 XLR verstärkt in lukrative Langstreckenmärkte vor und das auch zum Nachteil der Lufthansa.
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Boeing startet frühe Entwicklung eines 737-MAX-Nachfolgers Parallel wächst der Druck durch A321 XLR.

Der US-Flugzeugbauer Boeing (ISIN: US0970231058) hat laut einem Bericht des Wall Street Journal mit der frühen Entwicklung eines neuen Schmalrumpfflugzeugs begonnen, das langfristig die 737 MAX ersetzen soll. Die Planungen sind Teil einer strategischen Neuausrichtung des Konzerns, der sich seit Jahren mit Produktionsproblemen, Sicherheitsmängeln und wachsendem regulatorischen Druck konfrontiert sieht. Zugleich wird der Wettbewerbsdruck durch den europäischen Rivalen Airbus, insbesondere durch das Modell A321 XLR, das bei mehreren Airlines bereits als zukunftsweisendes Langstreckenflugzeug eingesetzt wird deutlich spürbarer.

Boeing unter regulatorischer Aufsicht: Sanierung, Produktionsgrenzen und technische Altlasten

Die Boeing (Boeing Aktie) 737 MAX, die erstmals 2017 ausgeliefert wurde, erlebte nach zwei Abstürzen 2018 und 2019 eine beispiellose Krise. Insgesamt kamen dabei 346 Menschen ums Leben. Nach weltweiten Flugverboten, Ermittlungen und einem Einbruch des Unternehmenswerts wurde das Modell erst 2020 mitten in der COVID-19-Pandemie wieder zugelassen. 

Die US-Luftfahrtbehörde FAA entzog Boeing 2019 das Recht, Lufttüchtigkeitszeugnisse für die 737 MAX eigenständig auszustellen. Dieses Recht wird dem Unternehmen nun teilweise zurückgegeben, allerdings unter scharfer Aufsicht: Zertifizierungen erfolgen künftig abwechselnd mit der FAA, alle zwei Wochen.

Trotz Fortschritten bleibt Boeing unter intensiver Beobachtung. Zuletzt hatte ein Vorfall mit einer herausgefallenen Kabinenverkleidung bei einer 737 MAX 9 von Alaska Airlines zu einer erneuten Prüfung durch das US-Justizministerium geführt. Die FAA verhängte Anfang 2024 zudem eine Produktionsobergrenze von 38 Einheiten pro Monat für das Modell.

CEO Kelly Ortberg, der Boeing seit etwa einem Jahr führt, betonte auf einer Investorenkonferenz von Morgan Stanley, das man daran arbeite, die Produktionsrate zu stabilisieren und hoffe, diese künftig mit Zustimmung der FAA erhöhen zu können.

Neuer Jet in Planung: Gespräche mit Rolls-Royce – aber noch keine finalen Entscheidungen

Nach Informationen des Wall Street Journal hat Boeing bereits erste technische Konzepte für ein neues Cockpit-Layout eines Schmalrumpfflugzeugs entworfen. Darüber hinaus fanden Gespräche mit Rolls-Royce über ein mögliches Triebwerkskonzept statt. Rolls-Royce lehnte einen Kommentar dazu ab, Boeing reagierte bislang nicht auf Anfragen.

Der Bericht weist jedoch darauf hin, dass sich das Projekt in einem frühen Planungsstadium befindet. Eine endgültige Entscheidung über Produktionsbeginn, Design und Markteinführung sei noch nicht getroffen.

Derzeit liegt der Fokus von Boeing weiterhin auf dem Abbau eines Auftragsrückstaus von über 6.000 Verkehrsflugzeugen sowie der Zertifizierung bereits angekündigter Modelle wie der 777X und neuen Varianten der 787.

Airbus A321 XLR: Eine neue Herausforderung für etablierte Hub-Strategien

Während Boeing auf Stabilisierung setzt, beschleunigt Airbus (ISIN: NL0000235190) mit dem A321 XLR seine Marktoffensive. Der „Extra Long Range“-Ableger des A321neo bietet mit einer Reichweite von bis zu 8700 Kilometern neue Möglichkeiten auf Langstrecken – insbesondere von dezentralen Flughäfen ohne großes Zubringernetz.

Mehr als 550 Bestellungen liegen bereits vor. Erste Auslieferungen erfolgten im Oktober 2024. Zu den Kunden zählen unter anderem:

  • American Airlines

  • Iberia

  • Aer Lingus

  • Wizz Air

  • Aegean Airlines

Diese Airlines planen Direktverbindungen von sekundären Airports in Europa in die USA – ohne Umstieg an großen Hubs. American Airlines richtet bereits eine eigene Pilotentrainingsbasis für das neue Modell ein. Auch Verbindungen ab Hamburg oder Stuttgart nach Houston oder Detroit gelten laut Experten als realistisch.

Lufthansa gerät unter Druck – Konzern verzichtet bewusst auf den XLR

Für die Lufthansa (ISIN: DE0008232125) bedeutet diese Entwicklung wachsenden Druck. Die Airline betreibt ein klassisches Hub-Modell mit ihren Hauptdrehkreuzen in Frankfurt und München, ergänzt durch Hubs in Zürich, Wien, Brüssel und künftig Rom. Doch das Konzept gerät durch Direktverbindungen mit dem A321 XLR ins Wanken.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat sich gegen die Anschaffung des XLR ausgesprochen – aus zwei Gründen:

  1. Geringe Frachtkapazität: Die zusätzlichen Tanks sowie größere Wasser- und Abwassertanks für Langstreckenflüge verringern das Ladevolumen.

  2. Kostenstruktur: Laut Spohr könne Lufthansa (Lufthansa Aktie) den XLR wirtschaftlich nicht profitabel betreiben, da er nicht in das bestehende Netzwerk integrierbar sei.

Das bringt die Lufthansa in eine schwierige Position. Während Air France-KLM und IAG (British Airways, Iberia, Aer Lingus) auf große Metropolregionen wie Paris und London zurückgreifen können, ist Lufthansa auf Zubringerverbindungen aus kleineren Städten angewiesen. Diese könnten künftig wegfallen, wenn Passagiere direkt vom Regionalflughafen aus Langstreckenverbindungen nutzen können.

Wettbewerb innerhalb von Partnernetzwerken – Joint Ventures unter Druck

Ironischerweise droht Lufthansa auch innerhalb ihrer Allianzen Konkurrenz. Die Partner United Airlines und Air Canada, beide Teil des transatlantischen Joint Ventures „Atlantic Plus Plus“, haben den A321 XLR bestellt und planen dessen Einsatz.

United-Verkaufschef Thorsten Lettnin äußerte sich begeistert über die neuen Einsatzmöglichkeiten, ohne jedoch konkrete Routen zu nennen. Doch klar ist: Der XLR wird genutzt, um Märkte zu erschließen genau dort, wo Lufthansa bisher auf ihre Hubs setzte, die bisher von Großraumflugzeugen nicht effizient bedient werden konnten.

Fazit: Boeing vor technologischem Umbruch und Lufthansa vor strategischer Herausforderung

Während Boeing mit der frühen Konzeption eines neuen Schmalrumpfflugzeugs ein erstes Signal für die post-MAX-Ära setzt, konsolidiert Airbus seine Position mit dem erfolgreichen A321 XLR. Das Modell trifft insbesondere klassische Netzwerk-Carrier wie Lufthansa empfindlich. Zum einen durch neue Konkurrenz auf bestehenden Strecken, zum anderen sondern auch durch strukturelle Änderungen im Markt.

Der Wandel von zentralen Drehkreuzen hin zu punktuellen Direktverbindungen dürfte den Luftverkehr in den kommenden Jahren entscheidend prägen. Wie schnell Boeing mit einem wettbewerbsfähigen Nachfolger für die 737 MAX auf den Markt kommt und ob Lufthansa ihre Strategie entsprechend anpassen kann bleibt bisher offen. Sicher ist jedoch: Die Dynamik im globalen Luftfahrtmarkt nimmt erneut an Fahrt auf und könnte zu kurzfristiger Kursvolatilität führen. 


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