Nicolas Fuchs
Nicolas Fuchs
Kupfer, lange Zeit ein unspektakulärer Industriewerkstoff, hat sich binnen weniger Jahre zu einem strategisch wichtigen Rohstoff entwickelt. Die Europäische Union stufte das Metall 2023, getrieben durch den enormen Bedarf für Energiewende, E-Mobilität, Rechenzentren und die Infrastruktur für Künstliche Intelligenz offiziell als „strategisch wichtig“ ein.
Der Bergbaukonzern BHP rechnet damit, dass der jährliche Bedarf ausgehend von 26 Mio. Tonnen im Jahr 2024, bis 2035 um rund 1 Mio. Tonnen wächst. Gleichzeitig stagnieren die Fördermengen in klassischen Produktionsländern wie Chile, Peru oder den USA.
Der Preis spiegelt die Knappheit wider: Innerhalb einer Dekade hat sich der Kupferpreis auf knapp 11.000 US-Dollar pro Tonne verdoppelt. Rohstoffinvestor Pierre Andurand sieht sogar Potenzial für bis zu 40.000 US-Dollar pro Tonne in den kommenden Jahren. Diese Prognose, erhöht den Druck auf neue Projekte weiter.
Auf rund 3.500 Metern Höhe in der argentinischen Provinz San Juan liegt eines der größten unerschlossenen Kupfervorkommen der Welt in Los Azules. Geplant ist ein Tagebau mit einer Fläche von 2,5 mal 4 Kilometern, der jährlich rund 180.000 Tonnen Kupfer liefern könnte. Damit würde Los Azules zu den 20 größten Kupferminen weltweit zählen.
Argentinien besitzt nach Einschätzung der Londoner Analysefirma Hallgarten & Company geologisch das Potenzial, Peru oder der Demokratischen Republik Kongo Konkurrenz zu machen. Chile, der Weltmarktführer, bleibt allerdings vorerst unangefochten.
Michael Meding, deutscher Manager und Kupferchef beim kanadischen Konzern McEwen Mining, benennt die drei zentralen Probleme:
Hohe Investitionskosten: Allein die Machbarkeitsstudie schlägt mit 232 Mio. USD zu Buche, der Minenbau mit weiteren 2,5 Mrd. USD.
Fehlende Infrastruktur: Straßen, Schienen und Stromleitungen in die Anden müssen erst geschaffen werden.
Politisches Risiko: Argentiniens wechselhafte Investitionspolitik und frühere Fehlschläge wie die gestoppte Pascua-Lama-Mine von Barrick Gold (Goldkurs) erschweren Finanzierungszusagen.
Trotz der Hürden gibt es namhafte Unterstützer:
Stellantis investierte 275 Mio. USD, um künftig Kupfer für seine E-Autos zu sichern.
Rio Tinto steuerte 100 Mio. USD bei und liefert die „Bio-heap-leaching“-Technologie, bei der Mikroorganismen und eine Säurelösung das Erz umweltfreundlicher aufschließen.
Ziel ist eine CO₂-neutrale Produktion bis 2038 mit geschlossenen Wasserkreisläufen und Strom aus erneuerbaren Quellen des argentinischen Versorgers YPF.
Unter Präsident Javier Milei wurde das Investitionsklima verbessert. Mit dem Programm „Rigi“ sollen Großinvestoren steuerliche Entlastungen, Kapitalverkehrsfreiheit und internationale Schiedsgerichtsbarkeit für einen Zeitraum von 30 Jahren erhalten. Los Azules strebt die Aufnahme in dieses Programm an.
Meding sieht die jüngsten Engagements großer Bergbaukonzerne als positives Signal: „Vertrauen gewinnt man in Gramm – und verliert es in Kilogramm.“
Parallel zum Kupferboom sorgt auch der Goldmarkt für Schlagzeilen. Der Preis je Feinunze stieg in nur drei Jahren von unter 2.000 auf über 3.000 USD und könnte bis 2026 die Marke von 4.000 USD erreichen. In Mali unterzeichneten drei Goldproduzenten, darunter Endeavour Mining, trotz höherer Steuern und verstärkter staatlicher Beteiligung eine Einigung mit der Regierung zu einem neuen Bergbaugesetz.
Für Investoren bedeutet dies: Rohstoffmärkte stehen vor einer Phase tiefgreifender struktureller Veränderungen, in denen sowohl Angebot als auch regulatorische Rahmenbedingungen neu definiert werden.Gleichzeitig scheint die globale Nachfrage derzeit nur eine Richtung zu kennen: Nach oben.
Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.