Am 5. Juni 2025 zeigt sich die Allianz-Aktie (WKN: 840400) mit einem leichten Plus von 0,26 Prozent auf 353,80 Euro nahezu unverändert gegenüber dem Vortag. Damit reiht sich das Papier des Münchener Versicherungskonzerns ins Mittelfeld des DAX ein, der im Tagesverlauf ebenfalls um 0,25 Prozent zulegen konnte. Die Kursbewegung spiegelt eine Fortsetzung der Seitwärtsbewegung der letzten Tage wider, was Anlegern derzeit wenig Anlass für Neupositionierungen gibt.
Mit einem aktuellen Börsenwert von rund 136,06 Milliarden Euro gehört die Allianz (Allianz Aktie) zu den Schwergewichten im DAX – nur SAP, Siemens und die Deutsche Bank bringen mehr Marktkapitalisierung auf die Waage. Die Aktie notiert aktuell rund 3,91 Prozent unter dem 52-Wochen-Hoch von 368,20 Euro, das Tief des letzten Jahres lag bei 228,45 Euro.
Das Handelsvolumen belief sich zur Mittagszeit auf 231.384 Stück, deutlich unter dem Vortagesvolumen von 635.049 Aktien. Das legt nahe, dass institutionelle Investoren trotz strategischer Neuorientierungen vorerst abwarten.
Die Allianz SE vollzieht im Segment Infrastruktur eine einschneidende Korrektur. Das Gemeinschaftsunternehmen Unsere Grüne Glasfaser (UGG), eine Kooperation der Allianz mit der spanischen Telefónica, stellt den Ausbau neuer Glasfasergebiete vorerst vollständig ein. Nach Informationen der WirtschaftsWoche wurde das Expansionsteam bereits entlassen. UGG begründet die Entscheidung mit einer Konsolidierung der Geschäftsaktivitäten und dem Ziel, „Synergien zu nutzen“.
Bereits im Oktober hatte die Allianz das Glasfaserunternehmen Infrafibre übernommen – zu einem symbolischen Kaufpreis von einem Euro, inklusive umfangreicher Schulden. Die damalige Übernahme umfasste unter anderem die Marken BBV und Leonet, die sich nun auf den Abschluss bereits begonnener Projekte beschränken sollen. Die aktuellen Maßnahmen zeigen, dass auch UGG nun einem harten Sparkurs unterliegt.
Die Allianz betont dennoch, dass sie die Ausbauziele von UGG weiterhin unterstütze. Der Fokus liege nun auf der Aktivierung bereits angebundener Haushalte, nicht auf neuen Netzerschließungen. Brancheninsider vermuten, dass der Konzern damit vor allem versucht, bereits investiertes Kapital besser zu verwerten und unnötige Betriebskosten zu vermeiden.
Gleichzeitig kursieren in der Branche Gerüchte, wonach Allianz Capital Partners, die Beteiligungstochter der Allianz, ihre Infrastruktursparte veräußern könnte. Diese verantwortet aktuell mit einem Volumen von 24,4 Milliarden Euro rund ein Drittel des gesamten von ACP verwalteten Vermögens (60,5 Milliarden Euro). Die Allianz dementiert diese Pläne ausdrücklich. Erst im März wurde die strategische Relevanz des Segments unterstrichen, indem eine neue CIO-Position eigens für Infrastruktur geschaffen wurde.
Die internen Probleme bei UGG dürften auch mit einem überambitionierten Wachstumsansatz zusammenhängen. In Branchenkreisen wird kritisiert, dass Prozesse und Skalierung nicht ausreichend vorbereitet waren. Aktuell arbeitet das Unternehmen gemeinsam mit der Boston Consulting Group (BCG) an einer strategischen Neuausrichtung. Telefónica soll zudem zu optimistisch davon ausgegangen sein, dass sich Erfahrungen aus dem spanischen Markt eins zu eins auf Deutschland übertragen ließen.
Nicht nur UGG, auch andere Anbieter wie GVG Glasfaser aus Kiel stellen ihre Expansion vorübergehend ein. Der Rückzug vieler Unternehmen vom flächendeckenden Ausbau („homes passed“) hin zu punktuellem Anschluss („homes connected“) stellt die Gigabit-Strategie der Bundesregierung zunehmend in Frage. Deutschland befindet sich im OECD-Ranking für Glasfaseranschlüsse derzeit nur auf Platz 35 von 38.
Parallel zur Konsolidierung im Infrastrukturbereich verfolgt die Allianz offenbar Wachstumspläne im Asset-Management. Wie Bloomberg berichtet, laufen derzeit Gespräche über den möglichen Kauf des dänischen Investmenthauses Capital Four mit Sitz in Kopenhagen. Das Unternehmen verwaltet über 23 Milliarden Euro, davon acht Milliarden in Private-Credit-Anlagen.
Ein solcher Zukauf würde zur strategischen Linie der Allianz passen, das Asset-Management-Geschäft weiter auszubauen – insbesondere im Bereich Private Credit, einem Segment mit stetig wachsender Bedeutung für institutionelle Investoren. Die Allianz selbst ist in diesem Bereich bereits über Pimco und Allianz Global Investors (AGI) aktiv. Tobias C. Pross, CEO von AGI, hatte zuletzt im Interview mit Bloomberg erklärt, man sei offen für anorganisches Wachstum, insbesondere im Geschäft mit privaten Märkten.
Private Credit – also nicht börsennotierte Unternehmensfinanzierungen – gewinnt bei Versicherern an Bedeutung, da diese Anlagen gut zu den langfristigen Verpflichtungen gegenüber den Versicherten passen. Zudem erlaubt die vollständige Übernahme eines Asset-Managers in diesem Bereich mehr Kontrolle und niedrigere Kosten gegenüber der Beauftragung externer Partner.
Mit dem möglichen Zukauf von Capital Four würde sich die Allianz in eine Reihe jüngster Marktbewegungen einreihen: M&G, ein britischer Lebensversicherer, hat sich dieses Jahr mehrheitlich an P Capital Partners beteiligt. Legal & General Group hält bereits Anteile an Pemberton Asset Management. Diese Transaktionen zeigen die strategische Relevanz von Private Credit für große Versicherungsunternehmen.
Während der Aktienkurs der Allianz derzeit auf stabilem Niveau verharrt, befindet sich der Konzern strategisch in einer wichtigen Transformationsphase. Die Entscheidung, die Expansion im Glasfasersektor zu stoppen, zeigt eine klare Priorisierung von Kapitalallokation und Effizienz. Gleichzeitig deutet die angestrebte Akquisition von Capital Four auf einen gezielten Ausbau profitabler Geschäftsbereiche im Asset-Management hin.
Für Anleger und Marktbeobachter bleibt die Allianz ein solides, breit diversifiziertes Unternehmen, das auch in volatilen Marktphasen Stabilität ausstrahlt – wenngleich operative Umstrukturierungen und strategische Anpassungen in einzelnen Geschäftsfeldern notwendig bleiben.
Hinweis: ARIVA.DE veröffentlicht in dieser Rubrik Analysen, Kolumnen und Nachrichten aus verschiedenen Quellen. Die ARIVA.DE AG ist nicht verantwortlich für Inhalte, die erkennbar von Dritten in den „News“-Bereich dieser Webseite eingestellt worden sind, und macht sich diese nicht zu Eigen. Diese Inhalte sind insbesondere durch eine entsprechende „von“-Kennzeichnung unterhalb der Artikelüberschrift und/oder durch den Link „Um den vollständigen Artikel zu lesen, klicken Sie bitte hier.“ erkennbar; verantwortlich für diese Inhalte ist allein der genannte Dritte.