Die Trendwende blieb bisher aus. Wir nehmen Diageo deshalb erneut unter die Lupe und prüfen für dich, wo die zum Teil hausgemachten Problemfelder von Diageo liegen, und klären, warum allgemein die Spirituosenbranche, der Anleger jahrelang eine Premiumbewertung zubilligten, weiterhin unter Druck steht.
Welche Ereignisse der letzten Monate haben den Aktienkurs von Diageo bewegt und werden für den Erfolg der nächsten Quartale entscheidend sein? In dieser Analyse haben wir die Entwicklungen der letzten Monate analysiert.
Die jüngsten Geschäftsentwicklungen sorgen bei Aktionären für Misstrauen und Ärger. Das zeigt sich besonders am Beispiel eines institutionellen Investors. So verwaltet der britische Investor Terry Smith unter seinem Investmentfonds Fundsmith über 20 Milliarden US-Dollar. Smith hat Anfang dieses Jahres den Finger auf die Wunden von Diageo gelegt und damit eine Führungsdebatte mit späteren personellen Konsequenzen eingeleitet. Sein Investmentfonds veräußerte die komplette Diageo-Position, da er vor allem wachsende Zweifel an der Managementqualität, mangelnde Transparenz und strukturelle Risiken für das Geschäftsmodell sah. In seinem Aktionärsbrief erläutert Smith, dass sich Diageo unter dem Management von CEO Debra Crew nicht verbessert habe. Zudem kritisierte er eine unzureichende Informationslage rund um das Lateinamerika-Geschäft, das 2023 in eine deutliche Absatzschwäche und eine Gewinnwarnung mündete.
Hinzu kam für Smith die Einschätzung, dass GLP‑1‑Gewichtsverlustmedikamente wie beispielsweise Ozempic einen langfristigen Gegenwind für den Alkoholkonsum darstellen könnten. Deshalb beendete sein Investment das Engagement in Diageo, einem ehemaligen Kerninvestment, vollständig, hielt aber interessanterweise an der Beteiligung am Wettbewerber Brown‑Forman fest.
Die Entscheidung eines so prominenten Langfristinvestors wirkte reputationsseitig wie ein Misstrauensvotum gegen das Management von Diageo und verstärkte den bereits bestehenden Druck vonseiten der Investoren, die Wachstumsziele, die Governance und die Kapitalallokation zu überdenken. Kurzfristig trug der Ausstieg zu einer Verschlechterung der Marktstimmung rund um die Diageo Aktie bei und fiel in eine Phase, in der die Aktie ohnehin unter Gewinnwarnungen, der Aufgabe mittelfristiger Wachstumsziele und makroökonomischem Gegenwind litt. Dadurch verschärfte sich der Kursrückgang der letzten Jahre weiter.
Nach dem Verkauf des Investmentfonds verlor die Aktie nochmal über 30 Prozent
Nach dem plötzlichen Tod des früheren CEO Ivan Menezes im Juni 2023 stand Debra Crew früher als geplant als Nachfolgerin an der Spitze des britischen Konzerns, unter der Diageo seine langjährige Wachstumslogik unter dem Titel „Premiumisierung“ allerdings nicht mehr überzeugend in Ergebnisse übersetzen konnte. In ihrer nur zweijährigen Amtszeit kam es zu Gewinnwarnungen, zur Aufgabe von Wachstumszielen und zu einem Kursrückgang von rund 60 Prozent ausgehend vom Allzeithoch. Unter Crew wurden Schlüsselpositionen im Management – etwa die Leitung Nordamerika – neu besetzt, ohne dass sich die Performance des für Diageo zentralen US-Geschäfts erkennbar stabilisierte. Nordamerika, traditionell ein Margenanker und eine Cashcow für Diageo, entwickelte sich zum performanceschwachen Segment, was an Defiziten bei Marktbearbeitung, Pricing-Strategie und operativer Steuerung lag. Letztlich verspielte die US-Amerikanerin ihren Vertrauenskredit bei den Aktionären.
Die abrupte Trennung von Debra Crew „im gegenseitigen Einvernehmen“ und die sofortige Ernennung des Finanzvorstands Nik Jhangiani zum Interim‑CEO signalisierten, dass der Aufsichtsrat die Lage wohl als äußerst akut einschätzt. Dass der CFO in der Übergangsphase die Rolle übernimmt, betont kurzfristig die Aspekte Kostenkontrolle, Cashflow- und Margensicherung, unterstreicht aber gleichzeitig die Lücke an überzeugenden, klar positionierten Leadern im bestehenden Top-Management.
Die Häufung strategischer Kehrtwenden innerhalb der letzten 5 Jahren deutet zudem auf Spannungen innerhalb von Diageo und seinen Investoren über die Richtung und Geschwindigkeit des strategischen Kurses hin. In der Ära Menezes waren Schuldenaufbau und hohe Wachstumsambitionen akzeptiert. Im nachgelagerten Zins- und Nachfrageumfeld offenbarten sich diese Entscheidungen nun als Belastung, die das neue Management ausbaden musste.
In dem vom Board angestoßenen globalen Suchprozess nach einem permanenten CEO fiel die Wahl auf einen in Großbritannien bekannten Geschäftsmann. Die externe Besetzung mit Dave Lewis, der zum 1. Januar seinen Posten antritt, zeigt, dass der Aufsichtsrat bewusst auf Turnaround- und Branchenexpertise setzt.
Designierter CEO Sir Dave Lewis (Quelle: Offizielle Website)
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