Die Ethik des Mehrens (Aktionär 37/5.9.07)
Wie Peter Pühringer mit seinem Team ein hochrentables Parallel-Fondsuniversum aufbaut, das eigenen Spielregeln gehorcht.
Wenn DER AKTIONÄR auf fünf Seiten über Peter Pühringer und seine ZZ-Fonds berichtet, bedarf dies einer Rechtfertigung. Denn so herausragend die Wertentwicklung der Fonds auch ist, private wie institutionelle Anleger haben kaum Möglichkeiten zu investieren. "Wir wehren fremde Gelder erfolgreich ab", sagt Pühringer. Vom verwalteten Fondsvolumens in Höhe von 1,3 Milliarden Euro entfallen 70 Prozent auf die "Pühringer Gruppe" inklusive der P0K Pühringer Privatstiftung und Leverage. Der Reiz eines Portraits liegt aber genau darin, dass die ZZ-Fonds ein Beispiel dafür sind, was aktives Fondsmanagement zu leisten vermag, das frei von äußeren Zwängen ist. Die ZZ-Vermögensverwaltung lebt nicht von Gebühren, betreibt kein Marketing und kann unabhängig von Zu- oder Abflüssen von Kunden agieren. Was dabei herauskommt und was Privatanleger vom Beispiel ZZ lernen können, lesen Sie in diesem Bericht.
Geld machen, Gutes tun
Am Beginn der ZZ-Vermögensverwaltung steht ein großer Irrtum. Als der Gründer Peter Pühringer 1995 von Berlin nach Wien geht, plant er seine Zukunft eigentlich als Privatier. Das dafür notwendige finanzielle Polster hat er sich mit der Altbausanierung und mit Investments an den internationalen Rentenmärkten verdient.
Ganze sechs Monate hält er durch. "Das war nichts für mich", so der 65Jährige. "Ich dachte mir dann, die Zinszyklus- und Währungsstrategien haben lange Jahre gut funktioniert, jetzt messen wir uns doch mal mit dem Markt." Dies ist die Geburtsstunde der ZZ-Vermögensverwaltung. Dass diese ihren Sitz in Wien hat, hängt nicht etwa damit zusammen, dass der in Ostdeutschland geborene Bauingenieur einen österreichischen Pass hat. Vielmehr bietet das Stiftungsrecht Österreichs großzügig Möglichkeiten, Steuern zu sparen. Pühringer nutzt die Möglichkeiten mit seiner P0K Pühringer Privatstiftung. Dabei denkt er nicht nur ans eigene, sondern auch ans Gemeinwohl. "Wenn man mehr als genug Vermögen für sich und seine Familie hat, muss man etwas geben", sagt Pühringer. "Ich will ja nicht der Reichste auf dem Friedhof sein, sondern etwas bewegen."
So fördert die Stiftung mit Millionenbeträgen Theater und die Wiener Sängerknaben, finanziert Kunstausstellungen, vergibt Leistungsstipendien an Schüler und betreibt in enger Zusammenarbeit mit der Universität Wien Kapitalmarktforschung.
Pühringer verfolgt mit den ZZ-Fonds eine - wie er es nennt - Ethik des Mehrens. "Das Ziel muss lauten: Zukunftssicherung durch Kapitalbildung", so der Kopf der Stiftung. "Kapitalbildung im doppelten Sinn: Mit Kapital sollte Bildung gefördert werden." Profan ausgedrückt heißt das, man scheffelt mit mutigen Investitionen möglichst viel Geld, um möglichst viel Gutes für die Gesellschaft zu tun.
Geschlossene Gesellschaft
Das Pech für den Privatanleger: Mit wachsendem Erfolg und Fondsvolumen bleibt für ihn weniger Platz in der ZZ-Welt. "Wir sind vor allem in ineffizienten Märkten aktiv, in denen man mit seinen Transaktionen schnell die Kurse beeinflusst", so der Investmentstratege.
Außerdem beeinträchtigt eine zu hohe Quote an Fremdkapital die Handlungsfreiheit. Pühringer: "Ein Crash ist die einzige Phase an den Finanzmärkten, in der zum Einstieg geklingelt wird. Aber zeigen Sie mir einen Fondsmanager, der in einem Crash beherzt kaufen kann. Im Gegenteil: Kunden, die ihr Kapital abziehen, zwingen ihn zu verkaufen. In diese Situation will ich nicht geraten."
Der Wahl-Wiener hatte im vergangenen Jahr den Versuch gemacht, mit dem ZZ Trend einen Mischfonds mit äußerst günstigen Gebühren speziell für Kleinanleger anzubieten. Wenn er heute über das Thema spricht, klingen schlechte Erfahrungen durch: "Wir möchten nicht von Leuten abhängig sein, die selbst keine Ideen haben und sagen: Hier hast du mein Geld, jetzt bist du mein Diener
Hatte Pühringer nicht eine Botschaft, die ihm am Herzen liegt, würde er die Öffentlichkeit vielleicht komplett meiden: "Wir Europäer haben eine viel zu große Risikoaversion. Wir verzichten auf Kapitalerträge, die wir sinnvoll investieren könnten. Wenn sich daran nichts ändert, werden uns die Schwellenländer in zehn bis zwanzig Jahren den Rang ablaufen."
Lesen, lesen, lesen
Womit ein zentraler Punkt der ZZErfolgsstory angesprochen ist, die Schwellenländer. "Ich investiere seit Jahrzehnten in Emerging Markets", sagt Pühringer. "Schließlich leben dort 8o Prozent der Menschen, es herrscht eine unbändige Dynamik."
Eine einfache Wahrheit und so simpel fängt auch der ZZ-Investmentprozess an: Zu Beginn werden so viele Informationen wie möglich zusammengetragen, um sich ein Bild von der Welt, wirtschaftlichen Trends und Kapitalströmen zu machen.
Pühringer reserviert 20 Stunden wöchentlich für Wirtschaftspresse, Finanzmagazine sowie ein halbes Dutzend Börsenbriefe. "An den Finanzmärkten wird die Zukunft gehandelt, da muss ich eine Vorstellung von der Zukunft haben", erklärt er.
Maßgeschneidert investieren
Gegenwärtig ist eines der zentralen Investmentthemen des Rentenfonds ZZ2 die Türkei. "Hier werden mit 16 Prozent im 5-Jahres-Bereich die weltweit höchsten Zinsen geboten", erklärt Pühringer. "Zieht man 6,9 Prozent Inflation ab, bleiben mehr als 900 Basispunkte Ertrag übrig. Damit ist noch genügend Spielraum vorhanden, um etwaige Währungsverluste auszugleichen."
Mit den Zinsen begnügt sich Pühringer aber nicht: "Wir spekulieren mit langlaufenden Zerobonds auf Kursgewinne aus sinkenden Zinsen." Da es am Markt nur wenige türkische Bonds mit mehr als fünf Jahren Laufzeit gibt, werden Angebote von internationalen Großbanken für Papiere mit einer Laufzeit von zehn oder mehr Jahren eingeholt.
,,8o Prozent der Anleihen im ZZ2 werden speziell für uns und unsere Markterwartungen konzipiert", erklärt Pühringer. Neben der Türkei hält der Fonds Positionen in Indonesien und - mit abnehmender Tendenz Brasilien. Die nächsten Kandidaten stehen schon bereit: Island, Südafrika und sogar die USA befinden sich auf der Watchlist.
1,5 zu 0,5
Das Management nutzt im ZZ2 auch Optionen, um die angepeilte Elastizität von 1,5 zu erreichen. Der Wert bedeutet, dass die ZZ-Fonds 15 Prozent Wertzuwachs erzielen sollen, wenn der Markt um zehn Prozent zulegt.
Diese offensive Seite der Investmentstrategie hat sich herumgesprochen. Selbst für Investmentprofis dürfte es jedoch überraschend sein, dass Pühringer sich in Abwärtstrends mit einer Elastizität von o,5 ebenfalls sehr ambitionierte Ziele setzt. Verliert der Markt also zehn Prozent, sollen ZZ-Fonds nur fünf Prozent abgeben. Starke Outperformance in jeder Marktlage ist in der Investmentbranche in etwa gleichbedeutend mit "das Unmögliche möglich machen". "Minusmärkte sind wir früher einfach voll investiert durchgefahren", sagt "Europas Fondsmanager des Jahres 2006" (Finanzdienst Citywire). "Hier wollen wir unsere Bilanz verbessern." Dass gerade jetzt die Risikokontrolle im Fokus der Anstrengungen steht, ist kein Zufall. "Wenn ich drei Jahre 50 Prozent Rendite mache und dann nicht vorsichtig werde, bin ich selbst schuld", so Pühringer.
Feinheiten mit Fachchinesisch
Belässt man es bei diesem groben Überblick über den Investmentprozess, sind die Aktivitäten der ZZ-Strategen nachvollziehbar. Die Wiener starten top down bei der Wahl der Märkte und ,,basteIn" sich Wertpapiere, die zum erwarteten Marktszenario optimal passen.
Wer versucht, Details der Investmentphilosophie zu verstehen, gerät dagegen schnell an Grenzen. Hier kommen ADDED-Strategien (eine hauseigene Begriffsschöpfung) ins Spiel, eine Abkürzung für adjustierbare, dynamisierbare, ertragsdominierte Strategien. "Die Maximierung der rechnerischen Rendite mithilfe von differenzierten Ertragsquellen", lautet eine von acht Management-Maximen im Investmentprozess. Je tiefer man in diesen Prozess vordringt, desto mehr stochert man hilflos im Nebel.
Klar ist aber das Alleinstellungsmerkmal der Wiener: Von wissenschaftlichen Erkenntnissen über Verhaltenspsychologie, Fundamentalanalyse und Charttechnik bis zur Intuition des Fondsmanagers fließt alles in den Prozess ein, was einen Mehrwert erbringen kann. Auch mit der Ausnutzung der Volatilitäten, Reduzierung von Transaktionskosten und Steueroptimierung versucht die Mannschaft die Rendite weiter zu steigern. Kurzum, es wird kein eindimensionaler Stil wie ,,Value" oder ,,Growth" verfolgt, sondern sämtliche Register gezogen. Der kürzlich aufgelegte Rohstofffonds ZZ Ltd. ist zum Beispiel darauf spezialisiert, marktneutral aus den Preiserwartungen der Anleger (Backwardation und Contango) Kapital zu schlagen. 26 Prozent Wertzuwachs lautet hier die Bilanz des Fondsmanagers Elmar Diener zur Jahreshälfte.
Das Gesetz des Marktes
So beispiellos die Resultate der ZZFonds sind, es gilt für sie wie für alle anderen Fonds: Ergebnisse aus der Vergangenheit sind keine Gewähr für die Zukunft. Peter Pühringer ist ein Unternehmer, der in den vergangenen Jahrzehnten viel gewagt hat und sich auch durch Rückschläge nicht hat aus der Ruhe bringen lassen. Es ist möglich, dass sich auch die eine oder andere der kompromisslos auf Renditemaximierung ausgerichteten Investmentideen des Hauses irgendwann als Fehlschlag erweist. Somit sind die ZZ-Fonds für nervenschwache Anleger nur bedingt geeignet.
Wer meint, das passende Nervengerüst für die Fonds zu haben und eine chancenreiche Langfristanlage sucht, kann sein Glück im Börsenhandel oder bei einem wohlgesonnenen Banker versuchen, der ihm den Fonds verkauft, obwohl er nichts daran verdient. Denn anders als andere Fondsgesellschaften hat die ZZ-Vermögensverwaltung keine Vertriebsvereinbarungen mit Banken und beteiligt diese weder an Ausgabeaufschlägen noch laufenden Gebühren. Der Klassiker ZZ2 profitiert von 25 Jahren Erfahrung Pühringers in den Zins- und Währungsmärkten. Der ZZ3 erzielt seit 2003 sehr gute Renditen an den Aktienmärkten. Der kostengünstige ZZ Trend ist dank seiner breiten Streuung über viele Assetklassen eine passende Wahl für Privatanleger. Die fehlende Vertriebszulassung des ZZ Trend für Deutschland kann jedoch steuerliche Nachteile zur Folge haben.
Die Grund-Philosophie des Hauses ZZ lässt sich im Übrigen auch mit anderen Fonds umsetzen: "Es ist ein Fehler, nicht investiert zu sein. Aber es ist ein noch größerer Fehler, nicht handlungsfähig zu sein." Es kann also nicht schaden, in einem reifen Haussemarkt wie jetzt Pulver trocken zu halten. Und falls einmal eine größere Korrektur kommt, gilt es, diese als Kaufchance zu begreifen.