Tabaksteuer: Raucher können Erhöhung leicht umgehen
Diese Wahl fiel Hans Eichel leicht. Als der Bundesfinanzminister Milliarden zur Finanzierung der Terrorbekämpfung benötigte, entschied er sich für eine Erhöhung der Tabaksteuer. Auf diese Einnahmequelle war bislang stets Verlass: Sie spült mit rund zwölf Milliarden Euro bereits heute mehr Geld in die Staatskasse als der Solidaritätszuschlag, und die Bundesländer bekommen davon keinen Cent. Das Schönste für den Minister ist, dass die Erhöhung meist ohne großen Aufwand über die Bühne geht: Um die Steuer kümmern sich bundesweit lediglich 29 Finanzbeamte. Die sitzen im westfälischen Bünde und geben die Steuerzeichen für sämtliche Zigarettenpackungen in Deutschland aus.
Die Neuerung
Ob Eichels diesmal die Rechnung mit den Rauchern machen kann, ist zweifelhaft. Ab 2002 können die ihren Bedarf ohne große Probleme in anderen EU-Staaten decken. Pro Einkauf sind 800 Zigaretten erlaubt. Das Erfreuliche: Bundesbürger brauchen nicht mehr selbst ins Ausland zu fahren. Sie können sich die Zigaretten für private Zwecke auch per Post besorgen: Am preiswertesten in Griechenland und Portugal. Dort sind Zigaretten rund die Hälfte günstiger als bei uns. Da rechnet sich das Paket mit vier Stangen, trotz Porto und Verpackung von etwa sieben Euro. Schon sitzen die Händler jenseits der Grenze in den Startlöchern, um die neue Steuererleichterung zu nutzen.
Einkauf im Internet
Wohl der erste Anbieter, der auf diese neuen gesetzlichen Möglichkeiten reagiert hat, ist die Firma Canar Trading. Sie bietet deutschen Raucher unter der Webadresse www.eurotabacco.com seit dem 14. November Zigaretten zum Schnäppchenpreis an. Knapp 20 Prozent Ersparnis sind drin – die Versandkosten schon eingerechnet. Wie oft geordert werden darf, hängt vom eigenen Verbrauch ab. Ab 2002 ist der Versand von vier Stangen völlig legal. Geht ein Raucher einmal pro Monat auf dieses Onlineangebot ein, spart er rund 270 Euro pro Jahr.
Einkauf bis Silvester
Die Steuererhöhung kurzfristig umgeht, wer Zigaretten bis Silvester noch zum alten Preis bunkert. Sie bleiben mindestens sechs Monate frisch. Es wird in den ersten Wochen des neuen Jahres kein Problem sein, noch bei Zigaretten zum alten Preis zuzugreifen. Maßgebend für die höhere Steuer ist nämlich nur der Tag, an dem die Packung das Lager des Herstellers verlässt und nicht der Verkauf über die Theke. Dieser Vorrat dürfte aber spätestens im Februar aufgebraucht sein.
So funktioniert die Steuer
Wer seinen Nikotinbedarf trotz der neuen Ausweichmöglichkeiten auch im kommenden Jahr am Kiosk oder Automaten um die Ecke deckt, zahlt 72,4 Prozent vom Preis einer Packung Marlboro an den Fiskus. Die Zigarettensteuer besteht aus einem fixem und einem variablem Teil: 2002 fallen pro Glimmstängel 5,59 Cent an, im Jahr 2003 sind das 6,17 Cent, unabhängig davon, wie teuer die Packung ist. Zusätzlich fordert Eichel 23,31 Prozent Tabaksteuer, 2003 schon 24,23 Prozent, sowie 16 Prozent Umsatzsteuer, bezogen auf den Verkaufspreis. Konsequenz: Bei der Aldi-Marke Boston zu 2,30 Euro ist die Abgabe an den Fiskus geringer als bei einer Marlboro zu 3 Euro. Damit subventioniert alleine der Finanzminister 36,5 Prozent der Preisdifferenz.Qualitativ gibt es keine Unterschiede zu etablierten Marken. Die Mixtur schmeckt den Rauchern. Lag der Anteil der No-Name-Zigaretten 2000 noch unter zehn Prozent, wird er Ende dieses Jahres bereits 16 Prozent betragen.
Der komplette Beitrag steht in Capital 25/2001.
www.eurotabacco.com