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EZB/Stark: Staatspleite Griechenlands nicht das wahrscheinlichste Szenario
15.06.2011 09:39
FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Staatspleite des hoch verschuldeten Griechenlands
ist nach Einschätzung von Jürgen Stark, dem Chefvolkswirt der Europäischen
Zentralbank (EZB), nicht das wahrscheinlichste Szenario. Zudem sei die
Gemeinschaftswährung Euro nicht durch den Ausgang der Griechenland-Krise
gefährdet, sagte Stark am Mittwoch im Interview mit dem Radiosender
"Deutschlandfunk". "Der Euro ist eine starke Währung." Darüber hinaus
unterstrich der Chefökonom der Europäischen Zentralbank die vergleichsweise
geringe wirtschaftliche Bedeutung Griechenlands für den Euroraum. Der Anteil des
südosteuropäischen Staates an der gesamten Euro-Wirtschaftsleistung liegt
zwischen zwei und drei Prozent.
Stark rief nicht nur besonders finanzschwache Länder wie Griechenland,
Irland und Portugal zum Sparen auf. Vielmehr müssten alle entwickelten
Volkswirtschaften für nachhaltig Staatsfinanzen sorgen, auch die USA.
Griechenland wiederum müsse "seine Hausaufgaben erledigen". Nicht zuletzt müsse
Athen Fortschritte bei der Privatisierung von Staatseigentum erzielen und die
Bedingungen des Reformprogramms erfüllen, um sich wieder selbständig an den
Finanzmärkten refinanzieren zu können. So lange sich Griechenland an die
Bedingungen des Programms halte, könne es auch auf Unterstützung seiner
Partnerstaaten zählen.
Darüber hinaus bekräftigte Stark die Position der EZB, dass eine Einbindung
privater Gläubiger in das zweite Rettungspaket für Griechenland freiwillig
erfolgen müsse. Andererseits drohten Turbulenzen an den Finanzmärkten,
möglicherweise auch Ansteckungseffekte auf andere Euro-Länder. Jede Art einer
zwanghaften Beteiligung privater Investoren wie Banken und Versicherungen könne
letztlich zu einer Zahlungsunfähigkeit Griechenlands führen.