Grüne sehen Atomausstiegsmodell kritisch
30.05.2011 08:41
BERLIN - Die Grünen bewerten das Atomausstiegsmodell der
Bundesregierung kritisch, wollen sich aber noch nicht auf eine Ablehnung
festlegen. Fraktionschefin Renate Künast sieht "nur ein Zurück zum Status Quo".
Zwar habe einst auch Rot-Grün einen Atomausstieg bis 2022 vorgesehen. "Es ist
zwischendurch aber viel passiert - auch in der technischen Entwicklung", sagte
Künast der Nachrichtenagentur dpa nach dem Treffen im Kanzleramt in der Nacht zu
Montag. Eine Beschleunigung nach der Katastrophe in Fukushima vermisse sie.
Co-Fraktionschef Jürgen Trittin spricht von einem "Schritt in die richtige
Richtung", fürchtet aber Hintertüren. So gebe es "in einem bisher nicht
überprüfbaren Maß die Möglichkeit, Strommengen von einem Atomkraftwerk aufs
andere zu übertragen und auf diese Weise Verlängerungen einzubauen", sagte er im
Bayerischen Rundfunk. Die Grünen wollten nun abwarten, "wie die konkreten
Gesetzentwürfe auch im Detail aussehen".
Grünen-Chefin Claudia Roth sieht "ziemlich viele Fragen sehr, sehr offen",
etwa die zur Suche nach einem Endlager für Atommüll, wie sie im
ZDF-"Morgenmagazin" sagte. Offen sei außerdem, woher der Strom nach der
zurückgenommenen Laufzeitenverlängerung kommen soll. Von einem höheren Anteil
der erneuerbaren Energien wisse sie nichts.
Der Großteil der Meiler soll nach dem Willen der Bundesregierung schon bis
2021 vom Netz. Falls es Probleme bei der Energiewende gibt, sollen die letzten
drei Meiler jedoch erst 2022 abgeschaltet werden. Die nach Fukushima bereits
abgeschalteten acht Atomkraftwerke sollen endgültig stillgelegt werden - bis auf
eines, das für den Fall von Stromengpässen bis 2013 in Reserve gehalten werden
soll.
Greenpeace nannte den vereinbarten Ausstieg bis 2022 "absolut inakzeptabel".
Kanzlerin Angela "Merkel hat ihr Wort gebrochen und nichts aus Fukushima
gelernt. So setzt sie Millionen von Menschenleben noch elf Jahre unnötigerweise
einer hohen Gefahr aus", erklärte die Umweltschutzorganisation.
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen begrüßte die Einigung der
Bundesregierung, sieht aber ebenfalls noch offene Fragen. "Wo werden neue
Kraftwerke gebaut? Was ist beim Leitungsausbau wirklich erforderlich? (.) Die
schwierige Frage, die liegt noch vor uns", sagte der Verbandsvorsitzende Gerd
Billen im Deutschlandradio Kultur. "Hier brauchen wir relativ schnell ein
Programm, aus dem klar wird, wir kriegen an der oder der Stelle ein
Gaskraftwerk, das Strom erzeugt.
www.boerse-frankfurt.de/DE/...px?pageID=41&Tab=CompanyNews