Wie der Ölpreis-Schock die Wirtschaft bedroht

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Wie der Ölpreis-Schock die Wirtschaft bedroht

 
27.10.04 16:21

Seit Monaten notiert der Preis für Rohöl auf Rekordniveau. Inzwischen hat das Erdölkartell Opec (Organisation Erdöl Exportierender Länder) gefordert, die USA sollten ihre strategischen Reserven zur Senkung des Ölpreises einsetzen. SPIEGEL ONLINE beantwortet die wichtigsten Fragen zum Ölpreis und zu den möglichen Folgen für die Wirtschaft.

War Öl schon jemals so teuer wie heute?


Ja. Mit einem Preis von 55,58 Dollar je Barrel (159 Liter) wurde in New York am Montag zwar der höchste nominale Preis aller Zeiten festgestellt. In der Vergangenheit lagen die inflationsbereinigten Ölpreise allerdings deutlich höher. Nach den Preismaßstäben von heute entsprach der Preis je Barrel im Februar 1981 etwa 80 Dollar - das war der absolute Rekord.

Wie lange wird der Ölpreis auf dem derzeitigen Niveau bleiben?

Hier gehen die Meinungen der Experten weit auseinander. Die Argumente der Öl-Bären: Die Weltwirtschaft kann nicht ewig mit mehr als vier Prozent jährlich wachsen. Folglich wird die Nachfrage nach ÖL mittelfristig zurückgehen. Produzenten außerhalb des Opec-Kartells werden nach Meinung der Bären das Gesamtangebot an Öl deutlich erhöhen. In der Folge ist ein Barrelpreis von 22 Dollar oder weniger wahrscheinlich. Die Argumente der Öl-Bullen: Öl ist eine begrenzte Ressource und die Nachfrage wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur (IEA) wird sie weltweit bis 2030 um 1,6 Prozent jährlich anziehen. Entsprechen ist nach Meinung von Öl-Bullen wie Deborah White von Société Générale Wie der Ölpreis-Schock die Wirtschaft bedroht 1689053 ein Preis von bis zu 80 Dollar je Barrel möglich.

Wie der Ölpreis-Schock die Wirtschaft bedroht 1689053

Manchmal wird in den Nachrichten ein Ölpreis von 55 Dollar zitiert, manchmal einer von 48 Dollar. Gibt es verschiedene Ölpreise?

Es gibt Dutzende von Ölsorten, die an verschiedenen Terminbörsen zu unterschiedlichen Preisen gehandelt werden. Die wichtigsten sind Light Sweet Crude (wird vor allem in New York gehandelt), Nordsee-Brent (London) sowie Opec-Öl (Wien). In der Regel handelt man Öl in Form von Terminkontrakten. Das sind normalerweise standardisierte Verträge über die Lieferung von 1000 Barrel zum Quartalsende.

Besteht die Gefahr, dass uns das Öl ausgeht?

Fest steht: Die Ressource Öl wird irgendwann aufgebraucht sein. Dank verbesserter Förder- und Erschließungsmethoden sind die Schätzungen des weltweiten Ölbestands in den vergangenen Jahren jedoch immer wieder nach oben korrigiert worden. Zurzeit ist noch ausreichend Öl vorhanden (siehe Grafik).

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Warum ist dann der Preis so stark gestiegen?

Das Kernproblem ist nach Ansicht von Ölanalysten, dass die großen Ölproduzenten in den späten neunziger Jahren nicht mit einer steigenden Nachfrage gerechnet haben. Entsprechend investierten sie nur wenig in neue Förderanlagen und Raffinerien. Einem seit Jahren kaum veränderten Ölangebot steht eine boomende Nachfrage gegenüber: In diesem Jahr wird der Ölbedarf weltweit um 2,7 Millionen Barrel pro Tag steigen - das liegt vor allem am Wirtschaftsboom in China und anderen asiatischen Ländern sowie an dem ständig steigendem Energieverbrauch der USA.

Wieso steigt der Ölpreis so schnell an?

Weil Öl äußerst knapp ist, reagiert der Markt extrem empfindlich auf externe Schocks, also unvorhersehbare Ereignisse. Zuletzt ließ die Angst vor einem Streik im Ölland Norwegen die Preise rasant in die Höhe schnellen. Ähnlich wirkten sich zuvor bereits die Hurrikanserie in den USA, die russische Yukos-Krise oder die instabile Lage im Irak aus. Die ständige Ungewissheit, ob weitere Probleme das Angebot weiter verknappen, resultiert in einer Angstprämie auf jeden gehandelten Barrel. White von Société Générale schätzt, dass dieser "Furcht-Faktor" bei neun Dollar liegt.

Haben Spekulanten den Ölpreis nach oben getrieben?

Diese These lässt sich nur schwer belegen - allerdings sind sowohl spekulative Hedgefonds als auch größere Publikumsfonds in den vergangenen Monaten auf den Rohstoff-Zug aufgesprungen. Denn während am Aktienmarkt Flaute herrscht, lassen sich mit Öl und Gold derzeit traumhafte Renditen erwirtschaften. Sogar Kleinanleger mischen über Optionsscheine und andere Derivate verstärkt auf dem Ölmarkt mit.

Wieso produzieren die Mineralölkonzerne nicht einfach mehr Öl?

Das Nadelöhr ist die zu geringe Raffinieriekapazität, die sich nicht von heute auf morgen aufstocken lässt. Heute getätigte Investitionen führen erst mit einer Zeitverzögerung von fünf bis zehn Jahren zu einem größeren Rohölangebot.

Wie groß ist der Einfluss der Opec?

Die Organisation Erdöl Exportierender Länder (Opec) produziert etwa ein Drittel der täglich verbrauchten Rohölmenge. Auch die meisten Opec-Länder haben die Nachfrage lange Zeit unterschätzt und können nun nicht gegensteuern. Opec-Präsident Purnomo Yusgiantoro bleibt nun nichts anderes übrig, als die weltweite Rohölversorgung tapfer als "angemessen" zu bezeichnen. Die Opec hat die USA am Mittwoch aufgefordert, ihre strategischen Öl-Reserven zur Senkung des Ölpreises einzusetzen. Der Appell ist ein weiteres Eingeständnis von Schwäche. Bisher hatte das Kartell staatliche Ölreserven als Bedrohung für ihren eigenen Markteinfluss betrachtet.

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Würgt der hohe Ölpreis die Konjunktur ab?

Lange Zeit hatte die Mehrheit der Volkswirte die Gefahr eines Ölpreis-Schocks als sehr gering eingeschätzt. Nachdem der Preis nun aber bereits seit Monaten über 40 Dollar liegt, mehren sich die warnenden Stimmen. Das Bundesfinanzministerium schreibt in seinem jüngsten Monatsbericht, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die schwindende Dynamik bei den deutschen Experten "erste Vorboten eines ölpreisinduzierten Abflauens der Weltkonjunktur" seien. Deutlich pessimistischer äußerte sich unlängst Morgan Stanleys Chefökonom Stephen Roach. Sollte der Ölpreis weitere zehn Wochen jenseits der 50-Dollar-Marke liegen, hält der Volkswirtschaftler einen "ausgewachsenen Ölschock" für wahrscheinlich, der in eine globale Rezession münden könnte. Seiner Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft hat Roach bereits reduziert.

Gibt es weitere negative Auswirkungen? Welche Branchen sind besonders betroffen?

Für den Einzelnen gilt: Die Lebenshaltungskosten steigen. Von September bis Oktober erhöhten sich die Verbraucherpreise im Schnitt um 0,3 Prozent. Die Preise für Mineralölprodukte schossen in den vergangenen zwölf Monaten um rund 40 Prozent in die Höhe. Betroffen sind vor allem energieintensive Branchen, die die höheren Kosten wegen eines intensiven Wettbewerbs nicht ohne weiteres an die Verbraucher weitergeben können - wie etwa Fluglinien. Den Mineralölkonzernen beschert der Rekordölpreis hingegen goldene Zeiten: Der britische Ölkonzern BP Wie der Ölpreis-Schock die Wirtschaft bedroht 1689053 hat im dritten Quartal seinen Gewinn vor Sonderposten um 43 Prozent auf 3,937 Milliarden Dollar gesteigert.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,324961,00.html

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Öl: An der Kapazitätsgrenze

 
28.10.04 12:15
Die goldenen Zeiten billigen Öls gehen zu Ende. Hinreichende Alternativen existieren bislang nicht


Der Preis für das schwarze Gold klettert auf neue Rekordhöhen. Und mit 55 Dollar pro Fass dürfte nicht einmal die Obergrenze erreicht sein. Doch die Aufregung hält sich in Grenzen. Bislang jedenfalls. Alan Greenspan, Chef der amerikanischen Zentralbank, wiegelte sogar ein bisschen ab. Ernst werde es für die Weltwirtschaft nur, wenn Öl so teuer werde wie in den 70er-Jahren. In der Tat müsste sich heute das Fass Rohöl auf 80 Dollar verteuern, um, inflationsbereinigt, dem Preisniveau früherer Krisen zu entsprechen und eine ähnlich negative konjunkturelle Wirkung zu erzielen. Die Internationale Energie Agentur macht sogar in verhaltenem Optimismus. Sie glaubt bereits Indizien für eine sinkende Nachfrage nach Öl zu erkennen.

Doch sollten wir uns nichts vormachen. Der derzeitige Rohölpreis wird unvermeidlich unangenehme konjunkturelle Schleifspuren hinterlassen. Ein höherer Ölpreis schlägt stets noch mit einer Verzögerung von rund 18 Monaten auf die Volkswirtschaften durch. Wichtig ist es auch, sich nicht den Blick verstellen zu lassen für die neue Dimension der derzeitigen Ölkrise. Öl ist eine endliche Ressource, ganz gleich wer im Dauerdisput der Experten über den Umfang globaler Reserven Recht hat. Die Geologen, die eine bald schon rapide sinkende Förderkurve und das Ende des Überflusses voraussagen. Oder die Ölindustrie, die mit ungebrochenem Optimismus ein Öldorado verheißt, das noch viele Dekaden blühen wird.

In der Erde mag ein unerschöpflich wirkender Vorrat des Saftes liegen, auf dem unsere Zivilisation basiert. Doch die Förderkosten für Öl aus Schiefer, Sand und der Tiefe der Meere sind enorm. Unkonventionelle Reserven anzuzapfen rechnet sich nur, wenn der Preis für Öl dauerhaft auf, wenn nicht noch ein gutes Stück oberhalb des Niveaus liegt, über das Industrie und Autofahrer heute schon jammern.

Dazu wird es immer schwerer, den wachsenden Öldurst einer Welt zu stillen, in der China binnen kurzer Zeit zum zweitgrößten Ölimporteur aufgestiegen ist. Chinas und auch Indiens fulminantes Wachstum ist eine der Ursachen für den steilen Preisanstieg der vergangenen Monate. In den 70ern fürchtete die industrielle Welt, die Lieferungen aus dem Golf könnten unterbrochen werden. Niemand sorgte sich damals um zu niedrige Förderkapazitäten oder erschöpfte Ölfelder. Heute vermag selbst eine Förderung an der oberen Kapazitätsgrenze die rasante Nachfrage nur mühsam zu befriedigen.

Selbst die Situation der Saudis hat sich schlagartig verändert. Bislang waren sie die einzigen Swingproducer der Welt; wenn erforderlich, vermochten sie die Hähne weiter aufzudrehen. Ihre ungenutzten Förderkapazitäten beliefen sich noch vor 12 Monaten auf 4 bis 5 Millionen Fass pro Tag. Heute können die Saudis kaum noch nachlegen; ihre Förderreserven schrumpften auf 1 bis 1 ½ Millionen Fass, zu wenig, um wirkungsvoll einspringen zu können, sollte irgendwo auf der Welt der Nachschub ins Stocken geraten, ob durch Streiks in Venezuela, Hurrikans im Golf von Mexiko, ethnische Konflikte in Nigeria oder Terroranschläge auf irakische Pipelines.

Manche Optimisten hoffen, dass durch das Kyoto-Abkommen, das Russland nun doch ratifiziert, die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen gedämpft wird. Doch das scheint mehr als fraglich. Kyoto verlangt eine Reduzierung des Treibhausgases Kohlendioxid, allerdings nur von den etablierten Industrieländern des Westens, nicht aber von den neuen Wirtschaftsgiganten Asiens. Es ist nicht zu erwarten, dass die europäischen Regierungen ihren angeschlagenen Wirtschaften in Zeiten teuren Öls auch noch zusätzliche Kosten für verschärfte Emissionsauflagen aufbürden werden oder dass ein teurer Handel mit Emissionsablässen beginnt, auf den man jetzt in Russland hofft.

Ein weiterer Negativfaktor ist die Geologie des Öls, sie macht die Situation komplizierter. Der Löwenanteil der Reserven liegt im islamischen Halbmond, von Kasachstan bis zum Golf. Die Macht der Opec, voreilig als Papiertiger abgeschrieben, wird weiter wachsen. Die fünf Golfstaaten der Opec, neben den Saudis sind es Iran, Irak, Kuweit und die Emirate, kommen ihrem Ziel, Nachfrage wie Preis zu kontrollieren, inzwischen erheblich näher. George W. Bush, dem doch glänzende Beziehungen zu den Saudis unterstellt werden, ist die angestrebte Wiederwahl gewiss nicht durch billigeres Öl erleichtert worden. Wir sollten uns darauf einstellen, dass die goldenen Zeiten billigen Öls zu Ende gehen. Öl bleibt teuer. Hinreichende Alternativen existieren noch lange nicht. Die Umrüstung unserer Ölgesellschaften auf andere Energieträger ist enorm teuer und langwierig. Pessimisten meinen, man hätte damit schon längst beginnen müssen, da der Umrüstungsprozess mindestens zwei Dekaden braucht. Eines ist gewiss: Die Anpassung an die harsche Realität teuren Öls wird nicht ohne Schmerzen vonstatten gehen.

www.zeit.de/2004/44/oelpreis  
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Öl, interessante Entwicklung

 
29.10.04 06:26
Uwe Wagner, Handelsexperte bei der S-T Systemtrade AG, stellt im Verlauf des Ölpreises eine interessante Entwicklung fest.

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Brent-Crude-Oil habe sich per gestern um 4.34 % abgeschwächt, ein Sachverhalt, der für sich genommen den Fortbestand der jüngst ausgebildeten Konsolidierungs- / Schiebezone zumindest bestätige. Wagner habe, so dessen Angaben, bereits mehrfach auf die schwindende Schwungkraft im Ölpreisanstieg hingewiesen, ein Sachverhalt, der sich fortsetze.

Naturgemäß bliebe damit ein erhöhtes Reaktionsrisiko bestehen. Komme es hier tatsächlich zu der erwarteten Abschwächung / Korrektur, könne es die Aktienseite mittelfristig entlasten.

Zur Orientierung führt der Profi-Trader an, dass Brent-Crude-Oil sich wieder der unteren Begrenzung der jüngst ausgebildeten Konsolidierungszone bei 49.46 / 48.63 USD annähere.

Es sei aktuell wahrscheinlich, dass „entlastende“ Indikationen vom Öl für die Aktienseite zu erwarten seien, wobei man beachten müsse, dass die Grundtendenzen unverändert intakt sei, d.h. es dominierten übergeordnete Aufwärtstrends.

194.97.1.200/analysen/default_an.asp?sub=5&AnalysenID=501231
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