05.04.2002 11:12
Spaßfernsehen: Stefan Raab stiehlt Claudia Pechstein die Eislauf-Show
Berlin (dpa) - Am Schluss ging es auch beim Eisschnelllauf im Spaßfernsehen um Zehntelsekunden: Mit einem Hechtsprung warf sich TV- Moderator Stefan Raab in der Ostberliner Eishalle ins Ziel, und Claudia Pechstein, gefeierte Olympiasiegerin von Salt Lake City, hatte nach dem Fünfeinhalb-Minuten-Rennen um eine Nasenlänge das Nachsehen. «Ich dachte, der Schlittschuh zählt, und nicht der Bauch», witzelt Pechstein später am Donnerstagabend.
Ob sie es dem rundlichen Raab mit 900 Metern gewährtem Vorsprung auf der 3000-Meter-Distanz im ungewohnten Shorttrack zu leicht gemacht hat? Egal, es war für sie ja kein sportliches Ereignis, sondern ein spaßiges - «nicht Olympia», stellte Pechstein klar.
Für den Blödel-Moderator Raab zählt die Zuschauerquote seiner Sendung «TV Total» vielleicht auch mehr als sein knapper Sieg - immerhin schauten 3,9 Millionen Menschen bei dem Wettrennen am späten Abend zu. In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen erreichte Raab damit einen Marktanteil von 31,6 Prozent. Zuletzt waren es kaum noch 15 Prozent - deutlich unter den Erwartungen.
Wo Raab seine Fans hat, verraten die Ränge der ausverkauften Berliner Eissporthalle schnell: Es ist ein junges Publikum, wortkarge Jungs mit Flaum-Bärten und langmähnige Mädchen, die über seine halbseidenen Witze kichern und Despektierliches noch cool finden. Zugleich kamen auch die Fans von Claudia Pechstein, der Ostberlinerin, die ihre Sportkarriere auf diesem Sportgelände begann. Von der 30-Jährigen wollen die Jugendlichen Leistung sehen, nicht nur Klamauk.
Das «TV on Ice» entspricht der Erwartung des Publikums: Claudia Pechstein, fünffache Weltrekordlerin und deutsches Gold-Wunder, betritt mit der inzwischen berühmten schwarz-rot-goldenen Perücke das Eis. Stefan Raab läuft sich telegen im Supermann-Outfit warm und nennt sich im hautengen Overall eine «Sex-Maschine». Ein Damenclub hält ein Transparent in die Höhe: «Gib Gas, Dicker.»
Für beide Kontrahenten ist das Shorttrack-Skaten Neuland. Pechstein läuft sonst auf Klappschuhen, Raab spielt als Hobby ein wenig Eishockey, kann sich aber sonst «mehr für Eisdielen» erwärmen, Spezialdisziplin Stracciatella. Pechsteins 3500 Kilometern Eislauf- Strecken im Jahr setzt er 20 000 Kilometer im Auto entgegen.
Dass Raab trotz eines Sturzes das Rennen machen wird, haben weder er noch das Publikum erwartet. «Willste 'ne Revanche?», fragt er die Rivalin keck. Nein, lieber nicht, Pechstein muss ihre Blasen verarzten. Raab konnte auch Schanzenspringer Sven Hannawald nicht für ein neues quotenträchtiges Sportprogramm gewinnen. «Das ist echt gefährlich», warnte Hannawald: «Geh lieber Fußball spielen oder Radfahren.»
(quelle:dpa)