Was würdest Du wählen ?

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Dan17:

Was würdest Du wählen ?

 
12.03.02 13:55
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Schnorrer:

Das Problem heißt wohl "expectation gap".

 
13.03.02 17:46
Ich zitiere jetzt auch mal etwas, das mir gut gefällt:

"Ich betone nochmals, daß natürlich die Strukturen eines Systems nur einen gewissen Spielraum den handelnden Personen lassen. Dennoch ist die Gestaltung sehr differenziert zu beobachten. Ob ich mich nun für eine Stärkung der traditionellen Familie einsetze, dies über Gesetze (Kindergarten, Anrechnung von Erziehungszeiten etc.) und steuerlich fördere, macht schon einen Unterschied, als wenn ich für die Ehe unter gleichgeschlechtlichen Partnerschaften eintrete. Ebenso für und gegen Atomkraft, für Liberalisierung der Strafgesetze oder dagegen, für eine Wehpflichtarmee oder dagegen usw. Da kann man gewaltige Unterschiede feststellen."

Nur den letzten Satz kann ich so nicht unterschreiben. Die Unterschiede liegen nur in den Ankündigungen, in den Ausführungen ist jeder am "Sachzwang" gescheitert. Wer der Herr Sachzwang oder die Interessenfamilie Sachzwang, habe ich noch nicht herausgefunden, aber ich hätte da schon eine Ahnung. Und weil er sich so gut bedient fühlt, muß er ab und zu auch mal was abgeben vom Kuchen. Und mit wild abwehrenden Gesten nehmen die Parteien das erst dann, wenn sie sicher sein können, daß quer durch die Bank alle bedient wurde und damit der Deckel drauf bleibt.

Eine Petra Kelly mußte doch glatt vor lauter Gram über solches Verhalten Selbstmord begehen?
flexo:

PISA...oder Bildung die nach hinten losgeht.

 
13.03.02 18:25
hjw, hast du nicht doch noch einen tip...aber was neues ;-)
hjw2:

@flexo..doch

 
13.03.02 18:54
viele meiner Bekannten haben sich bereits verpisst...hehe
flexo:

grrrrrrr

 
13.03.02 19:19
<img src=/images/voting.png border=0> Was würdest Du wählen ? 607307home.arcor.de/meischelman/gifs/s/simpsons1.gif" style="max-width:560px" >
fosca:

...

 
14.03.02 06:42
@graziani:
Du betrachtest das aus einer etwas anderen Perspektive. Ich finde den Ausspruch "Religion ist Opium fuer das Volk" durchaus zutreffend. War es denn etwas anderes in der Geschichte. Die Kirche diente als Machtinstrument der oberen Schicht. Wer das irdische ungerechte System angriff lehnte sich gegen Gott gegebenes auf.
Marx war kein Prophet sondern ein Oekonom, der die Geschichte analysierte und Schlussfolgerungen zog. Kommunismus war seine hoechste Form der Dialektik.
Mir ist eigentlich egal ob es Kommunismus oder Humanismus ist. Die Voraussetzung dafuer sind nun mal Menschen, die nicht Egoistisch denken. Liebe Deinen Naechsten wie Dich selbst beinhaltet ebend, dass Du nicht egoistisch bist, wie sollte es sonst funktionieren und das ist nun mal die Voraussetzung fuer ein humanistisches System. Dabei sollte man auch mal ueber den Tellerrand schauen. In solch einem System geht es beispiesweise nicht darum wieviel etwas kostet und das man es deshalb nicht verwirklicht, ob oekologisch oder humanistisch (wobei das eine das andere beinhaltet).

@gandalf
Du haettest mal lieber auf Rindfleisch verzichten sollen.

@SL
> "Ich bin im uebrigen eine von diesen roten Socken, wenn auch mehr vom
> Herzen als im wirklichen Leben." --> Das hast Du wirklich oben
> geschrieben. Also ich verbinde mit roten Socken die PDS. Sollte ich da
> falsch liegen, korrigiere mich bitte.

Da liegst Du falsch. Oder verbindest Du alle Christen mit der CDU? Rot bedeutet fuer mich der Wunsch nach einer humanistischeren Gesellschaft, in der man keine Miniatombomben baut, sparsame Fahrzeuge aufgrund der Oelindustrie nicht baut, lieber Kernkraft statt Solarenergie, auf Kosten anderer lebt ...

kurz eine Gesellschaft in der das Wohl der Umwelt und der Menschen im Vordergrund stehen und nicht ein Tauschmittel wie Geld. Fuer mich beinhaltet das ebenso Tierschutz wie Naturschutz. Eigentlich die Loesung aller Probleme. Klar ich bin ein Traeumer in dieser Beziehung. Wie sieht denn der andere Weg aus? Die Ferengi in Star Trek erinnern mich doch arg an das bestehende System. Nur wird man es nie soweit schaffen. Die oekologischen Schaeden sind jetzt bereits katastrophal und eigentlich glaube ich pragmatisch (SL), dass wir vom Erdball verschwinden.

> Aber wie soll denn Frieden entstehen, wenn keiner dafür kämpft. Dabei
> gehe ich noch nicht einmal vom alttestamentlichen Ansatz aus mit Auge um
> Auge etc., sondern meine auch den intellektuellen, geistigen Kampf.
> Leider wird man es nie erreichen, daß alle Menschen gleich gut und
> friedlich sind.

Das alte Testament ist wohl eines der blutigsten Buecher ueberhaupt. Und wenn Du Dich danach richtest, bist Du ja nicht sonderlich viel wert, denn Du gehoerst nicht zum auserwaehlten Volk (vermute ich einfach mal oder bist Du Jude?).
Dein Buch sollte das Neue Testament sein und da steht nicht von Auge um Auge. Es gibt eine Passage im NT in der Jesus sagt:"Ich bin nicht gekommen den Frieden zu bringen, sondern das Schwert".
Nach der Auslegung der Bibel durch die Kirche ist das wohl geistig gemeint.
Wissenschaftler sehen das anders und glauben in Jesus einen Revolutionaer zu sehen. (In "Das Leben des Brian" wird die Geschichte ganz anders erzaehlt ;) )
Fakt ist, solange Du mit der Keule los rennst und jemandem damit auf die Muetze haust, wirst Du keinen Frieden bekommen, denn der geschlagene wird Dich kaum dafuer moegen.
Das System in dem wir leben braucht jedoch den Krieg. Krieg bedeutet Profit und Wachstum.
Kennst Du den Spruch: "Stell Dir vor es ist Krieg und keiner geht hin"?
Naja, zu Deinem letzten Satz. Du denkst also das gandalf diskutiert?

SchwarzerLor.:

Fortsetzung.

 
14.03.02 07:05
Zum letzten Satz: hjw hat das sehr allgemein formuliert, daher fühlte ich mich auch angesprochen.
Zu den roten Socken: Frag mal in der Öffentlichkeit, was er unter rote Socken versteht. Das Ergebnis wird Dich vermutlich dann doch sehr überraschen!
Zum Alten Testament: Ich schrieb ja, daß ich noch nicht einmal vom AT ausgehe, sondern eher von einer geistigen Ebene argumentiere. Es wäre wünschenswert, wenn es keine Auseinandersetzungen mehr gibt. Solange es aber noch so ist, ist es für Unterdrückte und unschuldig Betroffene wichtig (siehe Afghanistan, Irak), daß jemand für Menschenrechte einsteht. Leider beeindruckt jemanden, der Giftgas produziert, ein liebevoller Appell nicht besonders. Das lehren tausende Jahre Menschheitsgeschichte. Ich sehe es anders: Wer nicht bereit ist für etwas zu kämpfen, hat seine Träume und Vorstellungen bereits verloren gegeben. Und den vorletzten Satz kenne ich selbstverständlich. Nur bringt er nicht weniger Leid hervor als die andere Lösung, sondern mehr. So hat das engagierte Eintreten im 2. Weltkrieg danach für die weitaus größte Zahl der Menschen weltweit Frieden gebracht. Insbesondere in Europa gab es jahrezehntelang Frieden.
Zum Erdball: Das klingt sehr fatalistisch und ist ein Gedanke, der es leicht macht, Problemen auszuweichen. Auch wenn ich Tag für Tag schlechte Dinge auf der Welt sehe, glaube ich doch generell immer noch an das gute im Menschen. Und dafür lohnt es sich zu leben. Ansonsten könnte ich mich doch gleich vor die Glotze setzen, die Tür verriegeln und langsam verhungern.
Außer ein paar Fanatikern wird außerdem kaum einer auf die Idee kommen, die Bibel wörtlich zu nehmen (auserwählt etc.). Auch die historische Rolle des Jesus klart immer mehr auf (empfehlenswert: Das Buch von Baigent/Leigh).
S.Lord
fosca:

...

 
14.03.02 07:28
Es ist mir eigentlich egal was die Oeffentlichkeit unter roter Socke versteht. Es ist halt die menschliche Natur alles in irgend ein Kaestchen stecken zu wollen und moeglichst nicht nachzufragen.

> Solange es aber noch so ist, ist es für Unterdrückte und unschuldig
> Betroffene wichtig (siehe Afghanistan, Irak), daß jemand
> für Menschenrechte
> einsteht. Leider beeindruckt jemanden, der Giftgas produziert, ein
> liebevoller Appell nicht besonders.

Glaubst Du denn im ernst das es dabei um Meschenrechte geht? Es geht um Geld und nichts anderes. Denk mal nicht, dass die amerikanischen Ruestungskonzerne besonders traurig ueber den Anschlag sind. Es ist die Profitquelle schlecht hin. Es gibt ein neues Feindbild und ein willkommener Anlass viel Geld zu verdienen.
Warst Du uebrigens schon mal in Afghanistan. Solltest Du mal hin fahren. Die haben dort Pilotschulen und die Leute leben im totalen Prunk. Mit 18 werden die dann auf Flugzeugen zu Terroristen ausgebildet.
Naja, zum Glueck gibt es die Friedensarmee der USA, die rechtzeitig eingetreten ist um uns vom den Taliban zu befreien. Naja gut, die USA haben die ausgebildet und an die Macht gebracht. Was solls. Das vergessen wir mal schnell wieder.

> So hat das engagierte Eintreten im 2. Weltkrieg danach für die weitaus
> größte Zahl der Menschen weltweit Frieden gebracht.

Du meinst doch hoffentlich nicht die USA damit.
Wie sieht es mit den Deutschen aus, die nach Russland maschiert sind? Die hatten die gleiche Einstellung wie Du. Sie wollten fuer etwas einstehn, fuer etwas kaempfen.
Ich weiss nicht, ob man Kamp immer vermeiden kann. Es ist aber sicher, dass Du durch Kamp keinen Frieden erreichst. Nicht umsonst bezeichnete man Deine erwaehnte Zeit als kalten Krieg.
mod:

Hi fosca

 
14.03.02 09:27
Was viel mehr interessiert:
Berichte doch ab und an einmal kurz von Deiner Arbeit und Deinen persönlichen Eindrücken.
Dann würdest Du allen hier helfen und
unser Weltbild erweitern.
Vielen Dank dafür im voraus.
Viele Grüsse
zit1:

Frank Zappa! o.T.

 
14.03.02 10:11
graziani31:

@fosca

 
14.03.02 12:56
Tut mir leid, daß ich jetzt erst Deine Antwort gelesen habe. Vor allem für diejenigen, die tagsüber lieber was über Aktien wissen wollen... Aber ich bin nun leider nicht "immer" online...
Ja, es ist wohl so, daß bei dieser Diskussion kein gemeinsamer Nenner zu finden ist, was das "Ideal" betrifft und so einige Definitionen. Ich kann Humanismus und Kommunismus nicht gleichsetzen. Sie sind für mich zu verschieden.
Das mit dem "Opium" habe ich selbst erlebt. Es wurde zu "Kalter-Krieg-Zeiten" selten mit den mittelalterlichen Verhältnissen in Verbindung gebracht.
Was den Egoismus betrifft, habe ich es nicht so genau genommen. Sorry, mein Fehler... :-( In diesem Zusammenhang wäre vielleicht ein anderer Begriff besser am Platz gewesen, aber nur zur Erläuterung: Ich meinte, daß jeder Mensch seinen "Nächsten" nur soviel annehmen kann wie sich selbst. Nächstenliebe ist nur dann wirksam, wenn dem gegenüber eine gewisse "Eigenliebe" steht. Dieses "Paradies" ist also nur über Individuen erreichbar (auch wenn es nicht der einzige Faktor ist). Der Kommunismus ist aber kein System von Einzelpersonen. Es ist ein System, was große Ähnlichkeit mit einem Ameisenstaat aufweist.
Was "rot" ideologisch bedeutet, gehen unsere Meinungen auch weit auseinander. Dazu möchte ich aber nur anmerken, daß die "rote Socke", soweit nicht wörtlich gemeint, eine Wortkreation zur "Wendezeit", somit ziemlich eindeutig belegt ist. Darauf brauche ich aber nicht näher eingehen, stimmt's? Die PDS ist meines Erachtens in diesem Zusammenhang zu erwähnen, weil sie sich nicht von gewissen Geschehnissen distanziert. Allerdings heißt das nicht, daß sich nicht auch außerhalb dieser Partei solche Menschen "tummeln".

Zu den "gerechten " Kriegen wollte ich nun noch was sagen: Du erwähntest das neue Testament. Ich bin dahingehend voll Deiner Meinung, daß es genügend Stellen gibt, die zeigen, daß man friedlich leben sollte -größte Gabe ist die Liebe;  andere Wange hinhalten, wenn man vorher geschlagen worden ist; geheiltes Ohr bei Gefangennahme usw. . Doch das neue Testament beinhaltet auch, daß es Grenzen gibt - Rauswurf der Händler aus dem Tempel; die Gebote gelten weiterhin (Originaltext -nicht, wie bei heutigen Übersetzungen- 5. Gebot: Du sollst nicht unschuldig (!) Blut vergießen.) etc. . Wenn man Terroristen und ähnlichen Nächstenliebe entgegenbringt, erinnert mich das ebenfalls an einen Bibelspruch: "... Perlen vor die Säue werfen...".

Puh, jetzt habe ich aber ziemlich viel getippt, hoffentlich war das jetzt nicht ein wenig zuviel...

Gruß

graziani
mothy:

Hoffe ihr habt euch nicht alle totgeschlagen :-) o.T.

 
15.03.02 15:12
hjw2:

rülps... o.T.

 
15.03.02 15:22
mod:

hjw, kein Stil, bei Tisch? *g* o.T.

 
15.03.02 15:23
hjw2:

mod..schwere Kost..*g* o.T.

 
15.03.02 15:29
mod:

Es wird alles nicht so heiss gegessen wie gekocht o.T.

 
15.03.02 15:52
SchwarzerLor.:

mod, Du schreibst es - klar und deutlich. o.T.

 
15.03.02 16:06
fosca:

@mod

 
16.03.02 06:32
Was moechtest Du denn gerne wissen :) ?

@graziani
Danke fuer Deine ausfuehrliche Antwort. Die von Dir erwaehnte Abkehr von der Familie sagt mir auf den ersten Blick auch nicht sonderlich zu.
Allerdings ist es wahrscheinlich ein unabaenderbares Resultat der zu erreichenden Entwicklungsstufe. Denn wenn man es genau nimmt, beginnt doch im Denken an die Familie die Abgrenzung und der Egoismus. Das erweitert sich dann jeh nach Entfernung. Beispielsweise der Nationalstolz und das eintreten fuer das eigene Land. Der Beginn ist dabei oft das eigene Ego. Die Dialektik hat, was Du wahrscheinlich weisst, nicht Marx sondern Hegel begruendet. Hegel sah in der Dialektik eine Entwicklung zum Goettlichen. Diese Dialektik "kombinierte" Marx mit dem durch Feuerbach begruendeten Materialismus und "entfernte" so den goettlichen Hintergrund.
Wieso sollte nun das Ziel, die Hoechste Entwicklungsstufe einer Gesellschaft, so verschieden sein?
Ich denke wir kommen wie Du bereits geschrieben hast, nicht auf einen Nenner. Das sollte ja auch nicht das Ziel einer Diskussion sein. Ich fand es auf jeden Fall interessant.
 
mod:

Hi fosca

 
16.03.02 08:40
Ich finde es toll, was Du da machst.
Es könnte vielen hier in Bezug auf ihr Weltbild helfen, etwas mehr zu erfahren.
Im Grunde genommen interessiert mich alles, was Dein dortiges Leben und Arbeiten betrifft.
Vorschlag meinerseits:
Ein kleiner Thread "fosca berichtet", in dem Du ab und an in wenigen Zeilen Deine Eindrücke schilderst. Bloß  nichts  sehr Negatives, da sich dann viele
hier nur bestätigt fühlen und ihren entsprechenden Kommentar  abgeben.

Viele Grüsse
SchwarzerLor.:

Familie

 
16.03.02 08:59
Ich halte die Familie als Ort der Geborgenheit und Quelle der Stärke, auch wenn das etwas kitschig klingt, für einen der wichtigsten Bereiche des Lebens. Klar, das hat auch etwas mit Egoismus zu tun. Aber selbst wenn man das Ideal der Gleichheit (und Göttlichkeit?) für den Menschen als Ziel setzt, so darf man nie außer acht lassen, das wir es hier mit Individuen zu tun haben. Und der Selbsterhaltungstrieb zwingt uns dazu, immer wieder auch unsere persönlichen Interessen in den Vordergrund zu stellen, was ja nicht immer auf Kosten der anderen sein muß. Auch in der Familie gibt es Streitereien, aber der Zusammenhalt ist dennoch stärker als bei Freundschaften.
Einer der besten Sprüche hierzu ist von Kolping: "Das erste, das der Mensch im Leben vorfindet, das letzte, wonach er die Hand ausstreckt, das kostbarste, was er im Leben besitzt, ist die Familie." [Adolf Kolping, genannt Gesellenvater (1813 - 1865), deutscher katholischer Theologe (Kolpingwerk)]

Die Nation an sich wurde bereits mehrfach hier in den Mittelpunkt von Diskussionen gestellt. Ich halte sie auch für unverzichtbar, weil nicht die Sprache eine unverwechselbare Identität gibt, sondern der Mensch etwas Überschaubares braucht, das ihn kulturell, wirtschaftlich, politisch etc. von anderen abgrenzt. Diese Stufe scheint zwar theoretisch überwindbar, doch plausible Lösungsansätze sind mir bislang noch nicht begegnet.
Reila:

Humanität aus egoistischen Gründen.

 
16.03.02 10:27
Ende der 70er oder Anfang der 80er Jahre erschien Global 2000. Das war eine US-Regierungsstudie, die nach umfassender Analyse verschiedene Szenarien für die weitere Entwicklung der Welt besonders zu den Bereichen Bevölkerungsentwicklung, Rohstoffe, Nahrungsmittelproduktion und Umwelt ableitete. Auch die positivsten Szenarien für die Zukunft sahen globale Katastrophen ab etwa dem Zeitraum 2020 bis 2050 vor. Bis heute dürfte sich an der prognostizierten Entwicklung der Ausgangsdaten wenig geändert haben. Und wer wie fosca in Indien lebt, wird auch schon eine konkrete Ahnung davon haben, wie solche Katastrophen aussehen können.

Noch unter Carter wurde die Ausarbeitung von Vorschlägen für die US-Regierung in Auftrag gegeben, wie auf diese globalen Entwicklungen reagiert werden könne, um die sonst unvermeidlichen Verwerfungen zu verhindern. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir das Vorwort zu diesem zweiten Buch. Darin heißt es sinngemäß, es gäbe eine Reihe von Gründen für die USA, diesen Entwicklungen entgegenzusteuern und zwar wirtschaftliche, humanitäre ... und EGOISTISCHE. Das letzte Wort hatte derjenige unterstrichen, der mir das Buch geliehen hatte. Und er hatte wohl recht damit. Handeln aus humanitären Gründen scheint mir in der Geschichte immer die Ausnahme gewesen zu sein. Und auch heute noch leben die meisten Menschen in Gegenden, in denen Menschenleben nicht besonders viel bedeuten. Aber es wird für niemanden mehr einen Sinn machen, in einer Welt zu leben, in der Rohstoffreserven erschöpft und genetische Ressourcen nicht mehr vorhanden (tropischer Regenwald - Amazonasdelta) sind, explodierende Bevölkerungen nicht mehr ernährt werden können, politische Strukturen zusammenbrechen und die Erde in Teilen wegen des Klimas unbewohnbar wird.

Noch geht es uns hier saugut. Aber das könnte sich ändern. Dann werden wir umdenken. Und vielleicht haben wir Glück (oder besser unsere Kinder) und es ist dann noch nicht zu spät.

R.
fosca:

Atwort

 
18.03.02 06:45
@mod
Ich glaube, dass ein Indien-Thread eine Art von Selbstdarstellung waere und wuerde mich damit nicht wohl fuehlen. Er wuerde auch nicht so positiv ausfallen.
Als ich Anfang August letzten Jahres nach Indien kam, hatte ich bestimmte Vorstellungen von diesem Land. Ich wusste, dass Indien sehr arm ist, aber ich hatte von Indien gleichzeitig eine Maerchenhafte Vorstellung mit stolzen Menschen und schoener Natur. Tierschutzgesetze gibt es hier immerhin schon seit ueber tausend Jahren. Konfrontiert wurde ich mit etwas was mich sehr stark an Endzeitstimmung erinnert. In meinem Leben habe ich bisher noch nie solch eine Umweltverschmutzung gesehen. Beispielsweise Agra, wo das Taj Mahal steht, hat eine Luftverschmutzung, dass man kaum atmen kann. Der Fluss, der durch Agra fliesst, fliesst schon lange nicht mehr und Wissenschaftler sind sich darueber einig, dass darin nichts mehr leben kann. In Kalkutta wird man nach 3 Minuten schwarz im Gesicht und das nicht durch die Sonne. Die Altstadt in Dehli ist der reinste Horror. Varanassi, die heiligste Stadt der Inder ist verdreckt bis zum geht nicht mehr und auf dem Ganges sieht man tote Kuehe und tote sowie lebende Menschen schwimmen. Man sieht Hunde mit den schlimmsten Verletzungen (Hunde werden hier als reinkanierte Bettler angesehen). Aller Dreck wir auf die Strassen geschmissen und Schweine und Kuehe fressen das dann. Selbst Plastik-Flaschen, wovon sie letztendlich sterben und irgendwo mit aufgeblaehten Bauch liegen. Hier in Indien wird man sich bewusst, wo die Menschheit steht, naemlich ziemlich nah am Abgrund.

Es gibt sicher auch schoene Dinge in Indien. Beispiesweise eine Bevoelkerungsgruppe in der Naehe von Jodphur. Sie schuetzen seit langer Zeit die Natur und die Baeume und leben im Einklang mit der Natur. Ein Plastiktuetenverbot in Darjeeling und Sikkim. Man merkt, dass langsam ein Umdenken eintritt. Ein Freund sagte mal zu mir, man liebt Indien oder hasst es. Heute wuerde ich widersprechen. Ich kann es nicht lieben und nicht hassen.

@Reila
In dem derzeitigen System aendert sich da nichts.
Es ist einfach zu teuer, das Ueberleben zu sichern und bringt auch keinen augenscheinlichen Profit.Ein riesiges Ozonloch ueber Australien und wen interessierts schon. Zunehmende Klimaerwaermung, was solls, Waldsterben, wer braucht schon den Wald, naja, allenfalls zum abholzen ...
Happy End:

Sehr interessant (und bedrückend)..... o.T.

 
18.03.02 06:59
SchwarzerLor.:

@fosca: Motivation?

 
18.03.02 07:31
Was ist Deine Motivation zu leben? Ich höre verdammt viel Resignation aus Deinen Kommentaren raus, wobei viele Punkte schon meine Zustimmung haben, gerade was Egozentrismus und Umweltzerstörung angehen. Aber wie motivierst Du Dich zum Weiterleben und wie siehst Du das Thema Familienplanung unter diesen Gesichtspunkten?
mod:

Lieber fosca,

 
22.03.02 11:45
vielen Dank für Deinen sehr informativen Kurzbericht.

Leider habe ich ihn erst jetzt gesehen.
War sehr interessant.
Wie läuft das so mit Deiner bemerkenswerten Tätigkeit?

Viele Grüsse
MOTORMAN:

@schwarzerLord

 
22.03.02 12:55
Interessante Frage von dir bezgl. Familienplannung. Tja, habe ihr vor rd. 6 Monaten auch mal ein Posting bzgl. der globalen Situation reingestellt. Wir haben den Luxus uns über "Familienplannung" den Kopf zu zerbrechen. Was ja nichts schlechtes sein muss. Die Leute in den ärmsten Regionen der Welt müssen Kinder gebären, damit sie überleben. Bei uns sind Kinder mittlerweile auch schon langsam zu einem Statussymbol geworden wie Auto, Eigenheim, 2 x Urlaub im Jahr und eine "Sache", die einfach "dazugehört". Frag mal Ehepaare, warum sie Kinder bekommen haben? Meist eher egoistische Beweggründe.

Wenn ich nur mal Berichte über SOS-Kinderdörfer lese, dann habe ich eher den Wunsch so ein Kind zu adoptieren. Etwas provokant (?)

Liebe Grüße
mm
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