1. Wütende Aktionäre
Die Reaktion der Börse war eindeutig: Um fast zehn Prozent krachte das Papier in die Tiefe, als das Unternehmen erstens einen höheren Milliardenverlust als erwartet für 2009 bekanntgab - und zweitens noch dazu die Dividende strich.
Es ist das erste Mal seit 14 Jahren, dass es keine Ausschüttung gibt. Jahrelang galt zumindest die als sicher bei der Aktie.
Doch schon seit einiger Zeit ist Daimler nicht mehr ganz so nett zu seinen Anlegern wie einst: Bereits 2009 war die Dividende angesichts der negativen Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise von 2 Euro auf 60 Cent zusammengestutzt worden.
0 Euro seien aber eine Ausnahme, fügte Zetsche sofort hinzu. Schließlich will er seine Anleger nicht allzu sehr verprellen. Zwar ist Daimler zu gut drei Viertel in Streubesitz, es halten aber zumeist institutionelle Anleger die Papiere - und die könnten auf einer Hauptversammlung einmal mächtig Ärger machen. Das zeigte jüngst der Fall Infineon. Verschrecken will Zetsche auch nicht die Miteigentümer aus Arabien. Sowohl Abu Dhabi als auch Kuwait halten Anteile.
Ein wenig besänftigt dürften die Aktionäre allerdings durch die Kursentwicklung der vergangenen zwölf Monate sein: Die Daimler-Aktie legte mehr als 46 Prozent zu - und schlug damit den Konkurrenten BMW , dessen Papier gleichzeitig um 37 Prozent stieg.
2. Die schwere Last mit den Lkw
Zwar zogen die Aufträge in den vergangenen Wochen wieder an, unter dem Strich macht das verlustreiche Lkw-Geschäft Daimler keine Freude. Der Verlust vor Zinsen und Steuern aus dem laufenden Geschäft lag 2009 in dieser Sparte bei minus 1 Mrd. Euro - nach einem Gewinn von 1,6 Mrd. Euro im Jahr zuvor. Da tröstet es den Weltmarktführer auch nicht, dass andere Hersteller ebenfalls stark unter der Wirtschaftskrise leiden.
Er baut gerade an einer Lkw-Allianz: VW-Aufsichtsratschef Ferdinand ... Er baut gerade an einer Lkw-Allianz:
Argwöhnisch beobachten dürfte Daimler zudem das große Lastwagenbündnis um Scania und MAN , woran der Volkswagen -Konzern derzeit schmiedet.
3. Unausgelastete Mitarbeiter
Daimler hat, wie andere Autobauer auch, Verträge mit der Gewerkschaft geschlossen, wonach Kündigungen bis 2012 kaum möglich sind. In der aktuellen Krise ist also kein Personalabbau in großem Stil möglich. Zehntausende Mitarbeiter hat das Unternehmen deshalb zuletzt in Kurzarbeit geschickt. Doch das kann nicht ewig so weitergehen, das Instrument hat seine Grenzen.
Findet Daimler zu alten Glanzzeiten zurück?
"Die Kurzarbeit werden wir im Pkw-Bereich deutlich reduzieren - und, wo immer es der Markt erlaubt, beenden", sagte Zetsche bei der Bilanz-Pressekonferenz.
Er hofft dabei, dass die Automobilmärkte weltweit anziehen und es wieder genug zu tun gibt. Das Wachstum der Premiumhersteller könnte deutlicher ausfallen als der Gesamtmarkt, weil diese 2009 kaum von den Umweltprämien profitierten und damit im laufenden Jahr keine nennenswerten Auswirkungen von dieser Seite zu erwarten hätten, heißt es vom Daimler-Management
Doch schon im vergangenen Jahr hatte die Konzernführung mit ihrer Planung daneben gelegen. Unter den deutschen Autobauern traf die Krise Daimler mit voller Wucht. Der Konzern reagierte spät, produzierte Autos auf Halde, band Kapital.
5. Teure Forschung
Daimler steckt in einem Dilemma: Einerseits muss der Konzern die Kosten weiter drücken, auf der anderen Seite Milliarden in die Entwicklung moderner Antriebe investieren. Der Verbrennungsmotor wird zwar auch in Zukunft eine große Rolle in der Automobiltechnik spielen - vermutlich ist auch der Hybrid nur eine Übergangstechnik zum reinen Elektroauto.
Dennoch muss Daimler auch bei den neuen Antriebstechniken mitspielen und viel Kraft und Geld in den Motor der Zukunft stecken. Angesichts des Milliardenverlustes 2009 und der Sparbemühungen des Konzerns dürfte das nicht leicht werden. Helfen könnten Kooperationen mit anderen Autobauern.
Bei der Spritspartechnik etwa hinken die Stuttgarter schon hinterher. Dort hat BWM die Nase vorn. Auch die Hybridtechnik ist nicht gerade das Aushängeschild von Daimler. Der japanische Konkurrent Toyota hat in diesem Segment trotz der Qualitätsprobleme mit dem Prius einen Vorsprung von Jahren.
7. Aggressive Konkurrenz
Die größte Gefahr für Daimler lauert derzeit in Deutschland - und sie nagt stark am Nimbus des technologisch überlegenden Herstellers. Jahrelang musste sich die Marke mit dem Stern hierzulande nur mit BMW im Oberklassesegment messen. Doch zuletzt holte die VW-Tochter Audi mit riesigen Schritten auf. Das Langweiler-Image haben die Ingolstädter längst abgelegt, sind bei den Top-Managern anerkannt und punkten bei der wichtigen jungen Käuferschicht.
Künftig will Audi sogar Marktführer im Premiumsegment werden. Und die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht. Denn Audi profitiert bei seinem Angriff auf Daimler und BMW vor allem von der Mutter Volkswagen.
Der Hersteller kann auf den riesigen Baukasten der Wolfsburger zurückgreifen und gemeinsame Plattformen nutzen. Zudem spart Audi Entwicklungskosten und profitiert von der Einkaufsmacht der VW-Welt sowie den Vertriebswegen des Mutter-Konzerns. Diesen Vorteil nutzten die Ingolstädter in den vergangenen Jahren vermehrt aus.
Aus dem VW-Konzern kommt neuerdings sogar noch eine weitere Bedrohung - nämlich Porsche. Das neue Modell Panamera greift Daimler direkt an. Und seit der Sportwagenbauer zur VW gehört, hat er weitere große Pläne. Die Stuttgarter wollen die Modellpalette deutlich erweitern. Dabei profitieren sie genauso wie Audi von den Größenvorteilen der Mutter. Das könnte Daimler weiter Marktanteile kosten.
Und bei all der VW-Konkurrenz darf Daimler auch BMW nicht aus dem Auge verlieren. Bei der Spritspartechnik etwa sind die Münchner Mercedes schon einen großen Schritt voraus.
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