DÜSSELDORF. Etliche Analysten sind überzeugt: Daimler leidet unter einem Konglomerats-Abschlag. Nach ihrer Überzeugung spiegelt die aktuelle Börsenbewertung des Konzern als Ganzes in Höhe von 39 Mrd. Euro nicht die Summe aller Einzelteile wider.
Arndt Ellinghorst etwa, Autoanalyst bei Credit Suisse, taxiert allein den Wert der Autosparte auf 28,5 Mrd. Euro. Für das LKW-Geschäft setzt er weitere 16,2 Mrd. Euro an, den Wert der Sparte Vans und Busse schätzt der Experte auf 5,3 Mrd. Euro. Eliminiert um die Zulieferungen innerhalb des Daimler-Konzerns addiert sich in Ellinghorsts Rechnung der Wert des Industriegeschäfts auf fast 45 Mrd. Euro.
Salopp gesagt besitzt Daimler auch noch eine Bank: Den Wert des Geschäfts mit Finanzdienstleistungen beziffert Horst Schneider, Autoanalyst bei HSBC Trinkaus & Burkhardt, mit 3,9 Mrd. Euro. Die Leasing-Sparte ist aber als Vertriebskanal für die vom Konzern gebauten PKWs und LKWs unverzichtbar und deshalb unverkäuflich. Disponibel erscheinen hingegen die Beteiligungen an der indischen Tata Motors (Wert: 200 Mill. Euro) sowie der Anteil am Motorenbauer Tognum (450 Mill. Euro). Was liegt also näher, als die schlummernden Wertsteigerungspotenziale zu heben?
Nach der jüngsten Talfahrt der Daimler-Aktie würde eine vollständige Übernahme abzüglich des Nettofinanzüberschusses der Industriesparte von acht Mrd. nur 31 Mrd. Euro kosten. Die Schulden des Finanzbereichs von 49 Mrd. Euro wären zu vernachlässigen, sie sind durch die Zeitwerte der verleasten PKW und LWK gedeckt. Doch das Vorhaben wäre riskant. Die Gewerkschaften drohen bereits, bei einem Angriff auf Daimler auf die Barrikaden zu gehen. Auch die Politik wäre alarmiert. Denn Daimler ist der Treuhänder des Bundesregierung für den deutschen Anteil an EADS.
Dennoch muss sich Konzernchef Dieter Zetsche warm anziehen. Er weiß: Falls es dem schwedischen Fonds Cevian gelingt, weitere Verbündete unter den Daimler-Aktionären zu gewinnen, bleibt das Thema Zerschlagung auf der Agenda.
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