Verunsicherte Fonds senken Kurserwartungen

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Verunsicherte Fonds senken Kurserwartungen

 
18.10.01 09:26
FTD-Umfrage: Verunsicherte Fonds senken Kurserwartungen
Von Ina Bauer, Frankfurt

Unter den institutionellen Anlegern in Europa herrscht große Unsicherheit. Entsprechend haben sie ihre Kursprognosen nach unten geschraubt.

Dies zeigt sich in der aktuellen FTD-Fondsumfrage, in der deutlich weniger Profi-Investoren als sonst Stellung beziehen. Hatten in der Juli-Runde nur 33 Prozent der Befragten ihre Erwartungen an die europäischen Aktienmärkte mit neutral beschrieben, zogen sich in der Oktober-Umfrage mehr als die Hälfte der 15 Teilnehmer auf dieses Urteil zurück. Ähnliches ist bei der Brancheneinschätzung zu beobachten. In den Extremfällen Automobil und Medien gehen 84 Prozent der Fondsmanager von einer Seitwärtsbewegung aus.


Die Ergebnisse im Überblick:


Teilnehmer

Indexprognosen und Brancheneinschätzung


Ein ähnliches Bild ergab sich in einer Euro-Zone-Fondsumfrage, die die Investmentbank Merrill Lynch am Dienstag vorgelegt hatte. Seit dem Start dieser monatlichen Befragung im Januar 2000 hat der Bestand der Barmittel einen Höchststand mit 7,8 Prozent erreicht. Hohe Cash-Quoten sind typisch für Börsenphasen, in denen große Unsicherheit herrscht. Vor allem die Nachwirkungen der US-Terroranschläge vom 11. September sorgen weiterhin für hohe Nervosität, auch wenn die internationalen Aktienmärkte die dadurch verursachten Verluste wieder wett gemacht haben. Ein Teilnehmer der FTD-Fondsumfrage beschreibt die Marktstimmung mit "wiedererstarkendem Optimismus", der jedoch von hoher Unsicherheit geprägt sei.



Prognosen gesenkt


Die zerstörte Hoffnung auf eine baldige Konjunkturerholung in den Vereinigten Staaten hat die Zahl der US-Optimisten unter den Befragten verringert. Waren im Juli noch 61 Prozent bullish für US-Aktien gestimmt, sind es jetzt nur noch 33 Prozent. Davon konnten die europäischen Aktienmärkte aber nicht profitieren. Ganz im Gegenteil: Von den 45 Prozent Bullen unter den Anlageprofis sind im Oktober noch 28 Prozent übrig geblieben.


Vor dem Hintergrund der andauernden US-Militärangriffe in Afghanistan und der steigenden Angst vor Bioterroranschlägen haben die Fondsmanager ihre Prognosen für die führenden internationalen Indizes auf Sicht von sechs Monaten deutlich gesenkt. Selbst die Optimisten unter ihnen liegen unter den Einschätzungen der Juli-Runde. Das größte Erholungspotenzial für den Prognosezeitraum erwarten die Anlageprofis beim Dax mit bis zu 33 Prozent. Der Nasdaq Composite könnte ihrer Meinung nach sogar um bis zu 36 Prozent zulegen. Bei den deutschen Wachstumswerten sind die Fondsmanager vorsichtiger, hier erwarten sie in den nächsten sechs Monaten maximal Kurssteigerungen von rund 17 Prozent.



Trübe Aussichten für Technologiewerte


Bei den Branchen setzen 42 Prozent der Profis auf Telekom-Dienstleister, nach 26 Prozent in der Juli-Umfrage. Seit den Anschlägen gelten die Telekom-Anbieter als sichere Häfen. Ein Großteil ihrer Umsätze stammt aus dem traditionellen Festnetzgeschäft, das von Reiseunlust profitieren dürfte, die nach den Anschlägen eingesetzt hatte. Trotz der hohen Schadenskosten, die auf die Rückversicherer zukommen, hält sich die Versicherungsbranche auf Platz drei bei den Branchengewinnern. Seit Juli ist die Zahl der Befürworter von 53 Prozent auf 32 Prozent geschrumpft.


Die Kurschancen für Technologiewerte, inklusive Telekomausrüster, bewerten die Fondsmanager weiterhin als trübe. Zwar hat sich die Branche - beflügelt von besser als erwarteten Ergebnisentwicklungen im dritten Quartal und positiven Ausblicken - in den letzten Tagen erholt. Aber hinter den Kurssteigerungen stehen angesichts der Unsicherheit über eine nachhaltige Konjunkturerholung in den USA und Europa viele Fragezeichen. Von den Befragten setzen 21 Prozent auf Technologie, weitere 47 Prozent erwarten in den nächsten drei Monaten eine Seitwärtsbewegung.


Bei den defensiven Titeln ergibt sich ein unterschiedliches Bild. Während 21 Prozent der Anlageprofis die Gesundheitsbranche sowie Nahrungsmittel- und Getränkehersteller als Gewinner einstufen, liegen die Versorger weiter hinten mit nur 11 Prozent der Stimmen. Davon sind aber Energiewerte ausgenommen, für die sich 32 Prozent der Fondsmanager begeistern.



© 2001 Financial Times Deutschland
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