In den Bilanzen großer Unternehmen tickt eine Zeitbombe. Sie nennt sich Pensionsverpflichtungen. An den Aktienmärkten wird sie bisher kaum wahrgenommen, da es bei der Bilanzierung dieser Verpflichtungen enorme Spielräume gibt. Doch nach fast drei Jahren Baisse an den Aktienmärkten lassen sich die riesigen Deckungslücken, die sich in den betrieblichen Pensionskassen mittlerweile auftun, kaum mehr verschleiern. Die Annahmen für die Verzinsung der Kapitalanlagen sind gewagt, ja heroisch. Statt einer unterstellten Verzinsung in Höhe von neun Prozent und mehr stellen sich inzwischen zweistellige Verluste ein. Gleichzeitig steigt der aktuelle Wert der Pensionsverpflichtungen, da auch die Abzinsungssätze aufgrund des wohl dauerhaft niedrigeren Zinsniveaus angepaßt werden müssen. Um diese Schere sinkender Erträge und steigender Verpflichtungen wieder zu schließen, müssen die Unternehmen Kapital nachbuttern - Kapital, das für Investitionen im operativen Geschäft fehlen wird. Darunter leiden viele deutsche Traditionsunternehmen, prominente Beispiele sind Siemens und Daimler-Chrysler. Dramatische Züge nimmt das Problem aber in Amerika an. Bei Fluggesellschaften wie American Airlines und Delta Air übertreffen die Deckungslücken den Börsenwert dieser Unternehmen um ein Vielfaches. Das ist existenzbedrohend. Denn Pensionsverpflichtungen sind letztlich nichts anderes als Schulden.