Chrysler geht an Cerberus
Die Börsenkolumne aus New York von Lars Halter
Einer der spektakulärsten Merger der letzten Jahre könnte schon am Montag Geschichte sein: DaimlerChrysler soll endlich einen Käufer für Chrysler gefunden haben. Die Investorengruppe Cerberus Capital Management soll den Zuschlag erhalten haben, meldet das Wall Street Journal.
Brancheninsider rechnen bereits am Montag mit einer öffentlichen Erklärung seitens des Managements des deutsch-amerikanischen Automobilriesen. Danach soll Chrysler an die Privatinvestoren gehen, die dafür einen noch nicht benannten Betrag zahlen und die Pensions- und Versicherungszahlungen von 18 Milliarden Dollar übernehmen sollen.
Letzteres war wichtigstes Ziel von DaimlerChrysler: Die hohen Verpflichtungen gegenüber den in der Gewerkschaft UAW organisierten Mitarbeiter sollten aus den Büchern verschwinden. Nach dem Modell, das die beiden Unternehmen nun vereinbart haben sollen, wäre das gewährleistet: Chrysler soll nach Informationen des Wall Street Journal eine eigene Firma werden, an der Daimler nur einen Minderheits- und Cerberus den größeren Anteil hätte.
Geführt werden soll das neue Unternehmen vom bisherigen Chef der Chrysler-Sparte, Tom LaSorda, während der ehemalige Chrysler-Manager und Cerberus-Berater Wolfgang Bernhard nicht im Management, aber vermutlich im Vorstand sitzen dürfte.
Die Investorengruppe Cerberus hatte bereits in den letzten Tagen als Favorit im Rennen um Chrysler gegolten, da sie mehr als andere Interessenten Synergien im Finanzsektor geltend machen konnte: Cerberus hält einen 51-prozentigen Anteil an GMAC, der Finanztochter von General Motors. Analysten an der Wall Street gehen davon aus, dass GMAC nun mit Chrysler Financial gemergt werden dürfte.
Dennoch ist ein Deal mit Cerberus noch nicht beschlossene Sache. Vor allem die Gewerkschaft dürfte sich erneut gegen einen Verkauf der Sparte an eine private Investorengruppe sperren. Es droht ein Stand-Off wie zuletzt beim Poker um den Auto-Zulieferers Delphi. Den wollte ein von Cerberus geführtes Konsortium übernehmen, bis sich die UAW gegen Lohnverhandlungen stellte – ein Deal dürfte nicht zustande kommen.
Falls sich dieses Spiel beim Verkauf von Chrysler wiederholen würde, ständen andere Interessenten weiter in den Startlöchern. Außer Cerberus waren zuletzt der Milliardär Kirk Kerkorian, der kanadische Auto-Zulieferer Magna International und eine Investorengruppe um Blackstone Group und Centerbridge Capital Partners an einem Kauf interessiert.