Aufgrund des enttäuschenden Wahlergebnisses steht der Euro in der Defensive und auch der Dax dürfte zunächst leichter eröffnen. Mittel- und langfristig ist die Börse jedoch eher „unpolitisch”, interessante Werte setzen sich durch. Siehe auch Politische Hängepartie dürfte Märkte kaum beflügeln.
Rentenmarkt weiterhin im Widerstreit der Argumente
Dem Rentenmarkt dürfte das Wahlergebnis nicht schmecken, da es nur zu einer geringen Aussicht auf eine Konsoliderung der Wirtschaftspolitik und der Staatsfinanzen führt. Gleichzeitig dürfte sich aufgrund dieser Entwicklung vorerst kaum die Sorge über steigende Preise und Zinsen verdichten
Euro fällt nach Bundestagswahl auf Ein-Monats-Tief
Der Euro ist am Montag angesichts des knappen Ausgangs der Bundestagswahl auf ein Ein-Monats-Tief gefallen. Im fernöstlichen Handel kostete die Gemeinschaftswährung 1,2145 Dollar, nachdem sie am Freitag in New York noch mit 1,2232 Dollar gehandelt worden war. Händler sagten, aus der Wahl sei niemand als klarer Sieger hervorgegangen. Dies habe die Aussichten auf dringend benötigte Reformen in Europas größter Volkswirtschaft getrübt. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis wird die Union künftig mit 35,2 Prozent der Wählerstimmen die stärkste Fraktion im Bundestag stellen. Damit liegen CDU und CSU nur knapp vor der SPD, auf die 34,3 Prozent entfielen. Bundeskanzler Gerhard Schröder erklärte, trotz der Abwahl des rot-grünen Regierungsbündnisses im Amt bleiben zu wollen und das Land an der Spitze einer großen Koalition weiter zu führen. Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel beanspruchte unter Verweis auf die Mehrheiten im Parlament ebenfalls die politische Führung des Landes für sich. Devisenanalysten sagten, der Ausgang der Wahl werde den Euro so lange unter Druck setzten, bis ein klares Regierungsbündnis gebildet sei, das Reformen durchsetzen könne. „Schröder will die Kontrolle haben, es ist aber schwer zu erkennen, daß die SPD noch die Kontrolle hat”, sagte Asley Davies von UBS in Singapur. „Nun, irgendwas muss passieren. Sonst wird es in Deutschland in einigen Wochen erneut Wahlen geben.” Davies bezeichnete es jedoch als unwahrscheinlich, daß der Euro weitere größere Verluste hinnehmen müßte, weil ein knappes Wahlergebnis an den Märkten bereits eingepreist worden sei. Auch zur japanischen Währung präsentierte sich der Euro am Montag schwächer. Die Gemeinschafswährung notierte bei 135,32 Yen nach 136,20 Yen am Freitag in New York.
Börsen in Hongkong und Japan geschlossen
Aufgrund eines Feiertages bleiben in Hongkong (”Tag nach Mittherbstfest”) und Japan (”Ehrerbietung vor dem Alter”) die Börsen geschlossen.
Neuigkeiten und Meldungen nach Börsenschluß
Nachbörslich zeigten sich die Aktien an der Wall Street am Freitag leicht höher. Der Nasdaq 100 After Hours Indicator stieg um 0,03 Punkte auf 1.599,89 Punkte.
Im frühen nachbörslichen Geschäft am Freitag haben Valero Energy um 0,06 Dollar auf 108,11 Dollar angezogen, nachdem der größte unabhängige Raffineriebetreiber in Amerika mitgeteilt hatte, daß er einen wichtigen Teil seiner Raffinerie in Wilmington, Kalifornien, wieder angefahren habe und dieser nun auf dem Niveau von 74 Prozent der maximalen Sommer-Kapazität produziere. Industrial Services of America fielen nachbörslich um 34 Prozent auf 3,63 Dollar, nachdem der Entsorger bekannt gegeben hatte, daß Home Depot überraschend einen Vertrag habe auslaufen lassen, und daß dies Auswirkungen auf die Gewinne haben werde. Im ersten Halbjahr habe dieser Vertrag 3,4 Prozent des Unternehmensgewinns und 59 Prozent des Bruttoumsatzes ausgemacht, so das Unternehmen.
Wall Street schließt fest
Die amerikanischen Börsen haben am Freitag nahe ihrer Tageshöchststände fester geschlossen. Gestützt wurde der Markt vor allem von einem deutlich fallenden Ölpreis, der am Berichtstag fast 2 Dollar niedriger bei 63 Dollar je Barrel geschlossen hat.
Negative Konjunkturdaten wurden dagegen ignoriert. Der Index der Verbraucherstimmung der Uni Michigan ist im September auf 76,9 gefallen. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten ihn bei 84,0 erwartet. ”Ich kann mir nur vorstellen, daß die Aussage auf Grund des Hurrikans nicht überbewertet wurde”, sagte ein Händler. Ansonsten hätte der Aktienmarkt deutlicher auf diese schwachen Zahlen reagieren müssen.
Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) legte um 0,8 Prozent oder 83 Punkte auf 10. 642 zu. Der S&P-500-Index gewann 0,8 Prozent oder 10 Punkte auf 1.238. Der Nasdaq-Composite-Index stieg um 0,7 Prozent oder 14 auf 2.160 Punkte. Umgesetzt wurden 2,55(Donnerstag: 1,56) Milliarden Aktien. Die hohen Umsätze gingen auf den großen Verfalltag zurück sowie die Umgewichtung von 110 Titeln aus dem S&P-500-Index zum Handelsschluß, was Indexportfolios zur Anpassung ihrer Positionen gezwungen hatte. 1.965 Kursgewinnern standen 1.340 -verlierer gegenüber. 166 Titel notierten unverändert.
Unter den Einzelwerten profitierten Intel von einer Hochstufung durch die Analysten von CSFB, das neue Votum lautet ”Neutral” nach ”Underperform” mit einem Kursziel von 27,50 Dollar. Die Aktie legte um 1,1 Prozent auf 24,81 Dollar zu. Auch Exxon Mobil stiegen nach einer Hochstufung: Die Analysten der Deutschen Bank haben den Dow-Wert auf ”Buy” nach ”Hold” heraufgenommen, und das Kursziel auf 75 Dollar gesetzt. Exxon legten um 2 Prozent auf 63,70 Dollar zu. McDonald's profitierten von Spekulationen, daß der Hedge Fonds Pershing Square Capital Management einen Anteil von 4,9 Prozent an der Fast-Food-Kette übernommen habe. McDonald's wollte dies nicht bestätigen. Die Titel stiegen zumindest um 2,4 Prozent auf 34,24 Dollar.American Express rückten um 3,3 Prozent auf 59,46 Dollar vor. Der Finanzdienstleister hatte zuvor mitgeteilt, daß er Delta Air
Lines mit einem Kredit von 350 Millionen Dollar unterstützen werde, damit diese ihren Flugbetrieb in der Zeit des Gläubigerschutzes aufrecht erhalten könne. Im Gegenzug werde Delta American Express 500 Millionen Dollar zurückzahlen, die sie zuvor für Delta SkyMiles Reward-Punkte bekommen habe. Die Titel der Fluggesellschaften notierten mit dem fallenden Ölpreis zumeist fest: Southwest Airlines verteuerten sich um 5,8 Prozent auf 14,60 Dollar und die Aktien von Delta Air Lines, die in dieser Woche Insolvenz angemeldet hatte, um 13, 3 Prozent auf 0,85 Dollar.
Mit einem Kurssprung von 9,4 Prozent auf 29,43 Dollar reagierten an der Nasdaq Adobe auf die am Donnerstag nach Handelsschluß veröffentlichten Quartalsdaten. Der Gewinn je Aktie lag im dritten Quartal bei 0,29 Dollar, der Marktkonsens dagegen bei 0,27 Dollar. Der Umsatz zog wie von Analysten erwartet um 21 Prozent an. JDS Uniphase kletterten um 8,1 Prozent auf 1,86 Dollar, nachdem Citigroup die Titel hochgestuft hatte. Die Analysten verwiesen auf verbesserte Trends im Optik-Markt, die zu einer höheren Wachstumsrate bei dem Hersteller von Glasfaserprodukten führen sollten.
Amerikanische Anleihen tendieren schwächer
Schwächer zeigen sich die amerikanischen Anleihen am Freitag im späten Verlauf des New Yorker Handels. Händler verwiesen auf eine Reihe negativer Faktoren, etwa auf Inflationssorgen, die steigenden Haushaltsausgaben für den Wiederaufbau in der Golfregion sowie auf Fragezeichen hinter dem Zustand der Konjunktur und der künftigen Fed- Politik.
Zehnjährige Anleihen mit einem Kupon von 4,250 sanken um 15/32 auf 99-26/32 und rentierten mit 4,273 Prozent, nach 4,213 Prozent am Donnerstag. Die mit 5,375 Prozent verzinste 30-jährige Treasury fiel um 26/32 auf 112-7/32. Hier ergab sich eine Rendite von 4,566 Prozent, nach 4,516 Prozent am Donnerstag.
Rick Klingman, Händler bei ABN Amro, sagte, daß die Aussicht auf eine Stagflation ein Risiko für den Anleihemarkt bedeute, wenn die Verbraucher nach dem Hurrikan Katrina weniger konsumierten und die Inflation gleichzeitig anziehen sollte. Auch der deutlich unter der Prognose ausgefallene Index zum amerikanischen Verbrauchervertrauen hat die Treasury-Kurse nicht wie sonst vielleicht üblich nach oben getrieben. Der an der Universität Michigan berechnete Index für die Verbraucherstimmung in den Vereinigten Staaten ist im September nach den Ergebnissen der ersten Umfrage auf 76,9 gefallen. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten den Index bei 84,0 erwartet. Nach der zweiten Befragung im Vormonat hatte sich ein Stand von 89,1 ergeben.
Daß die Kurse am Anleihemarkt danach nicht stiegen sei eine Indikation dafür, daß viele Investoren versuchten, Long-Positionen zu schließen, heißt es. ”Nach solchen Zahlen müsste es eigentlich nach oben gehen”, sagte Jim Caron, Analyst bei Merrill Lynch. Wenn daß nicht passiere, strebten Investoren ganz schnell zur Ausgangstür, fügte er hinzu. Die größten Verluste gibt es am langen Ende, weshalb die Zinskurve wieder etwas steiler wird.