Treue und Treulose

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Treue und Treulose

 
11.09.01 07:14

Treue und Treulose


Von Ina Bauer, Frankfurt

Am Montag streifte die deutsche Volksaktie, das Papier der Deutschen Telekom, ein historisches Tief bei 14,16 Euro und fiel damit erstmals in ihrer Geschichte unter den Emissionspreis.

Im November 1996 hatten private Frühzeichner 14,32 Euro und institutionelle Anleger rund 14,57 Euro bezahlt. Die mittlerweile schon Schlimmes gewohnten T-Aktionäre haben jedoch gleich zwei Dinge, mit denen sie sich trösten können. Zum einen befand sich die Aktie des Bonner Telekomkonzerns am Montag in guter Gesellschaft. Der gesamte Markt setzte bis zum Mittag den Tiefflug der vergangenen Woche fort. Zum anderen schaffte es die Aktie, den Dax im Endspurt zu überflügeln und gehörte zu den größten Gewinnern im Index.

Dennoch dürfte der kurze Tauchgang des Telekom-Papiers das Trauma der Aktionäre verstärkt haben. Sie waren immer noch dabei, den "Treuebruch" von Goldman Sachs vom Wochenende zu verdauen - auch wenn er vollkommen legal und transparent war.


Konsorte desertiert


Die US-Investmentbank war einer der Konsortialführer bei den Börsengängen der Telekom und hatte im Rahmen der Voicestream-Übernahme T-Aktien erhalten. Eine Woche nach Ablauf der Haltefrist hat Goldman ein Aktienpaket von 14,4 Millionen Stück umgeparkt. Die Bank buchte die Papiere in ihren Private-Equity-Fonds, bei denen sie nur einer von vielen Anteilseignern ist. Ein eleganter und vollkommen legitimer Schachzug, aber irgendwie nicht Vertrauen erweckend und kursstützend.

Da wir gerade von Treue sprechen: Die Telekom hat die Aktionäre der ersten Stunde mit einer Gratisaktie pro zehn gehaltene Papiere belohnt, wenn sie den Anteilsschein in den ersten drei Jahren nach dem ersten Börsengang nicht verkauft hatten. Den Hardcore-Anlegern, die Ron Sommer auch nach dieser Zeit noch die Treue gehalten haben, verbleibt unter dem Strich noch ein Plus. Das zeigt eine Beispielrechnung der Nachrichtenagentur AFP. Danach hätte ein T-Aktionär der ersten Stunde, der kein einziges Papier verkauft hat, mit 300 ursprünglich gekauften Aktien 1297,20 Euro gewonnen. Dies verdankt er den Treueaktien und den Dividendenzahlungen.

Ein schwacher Trost für die, die erst beim zweiten oder dritten Börsengang gekauft haben.

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