Freitag, 28. November 2003
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York
In den USA ist heute "Thangsgiving"-Day, vergleichbar mit dem deutschen Erntedankfest, das früher einmal gefeiert wurde. Und dieses Jahr werden die amerikanischen Aktionäre ihre traditionellen Truthahn-Essen zu Thanksgiving vielleicht mit etwas Besserem austauschen wollen, wie Filet Mignon mit Trüffeln.
Andererseits sorgen die steigenden Aktienkurse und die wieder auferstandene US-Wirtschaft auch dafür, dass der Truthahn vielleicht auch so wie ein Filet Mignon schmeckt.
Zu den Märkten: Die Rendite der 10jährigen US-Staatsanleihen ist wieder etwas gestiegen, auf 4,25 %, und der Dollar ist gegenüber dem Euro wieder gefallen, auf gut 1,19.
Aus den Büros der Offiziellen kommen weiterhin Beweise für die wirtschaftliche Erholung der USA. Die wöchentliche Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fiel auf 351.000, den niedrigsten Wert seit Anfang 2001.
Wir Amerikaner – ich gehöre ja auch dazu – können deshalb froh sein, dass Alan Greenspan und die anderen weisen Männer der Fed es geschafft haben, aus der Asche der Rezession eine wirtschaftliche Erholung zu produzieren. Und wir sollten auch den US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac danken. Ohne deren Hilfe hätten die Amerikaner ihre bestehenden Hypotheken nicht so großzügig erhöhen können. Natürlich besteht das Leben in den USA aber nicht nur aus Spaß und Spielen und Britney-Madonna Küssen. Wenn wir auf unser Glück mit französischem Champagner anstoßen wollen, dann müssen wir dafür rund 20 % mehr bezahlen als im letzten Jahr. Denn der Dollar ist gefallen.
Aus diesem Grund haben ausländische Investoren mit US-Aktien auch nicht soviel verdient, weil der Währungseffekt berücksichtigt werden muss. Der fallende Dollar hat für die USA die Importpreise erhöht, und er hat gleichzeitig die Kaufkraft der Ersparnisse verringert ... aber es könnte schlimmer sein.
Denn wir sollten dankbar sein, dass der Dollar nicht noch viel tiefer gefallen ist, sagt Paul Kasriel, Chefanalyst bei Northern Trust. "Erinnern Sie sich daran, wie die Indianer, die in der Nähe der damals neu gegründeten amerikanischen Siedlung Plymoth wohnten, zum ersten Thanksgiving Fest eingeladen wurden?" fragt Kasriel. "Die Pilgerväter, die die ersten Siedler aus Europa waren, dankten den Indianern damit dafür, dass sie sie das erste Jahr in der Neuen Welt hatten überleben lassen. Mit anderen Worten – die Pilgerväter kamen dank der Hilfe ihrer neuen Freunde über die Runden."
"Und vergleichbar ist es dieses Thanksgiving ... wir kommen dank der Hilfe unserer neuen Freunde über die Runden – diesmal sind es keine Indianer, sondern Chinesen und Japaner ... denn wenn deren Zentralbanken nicht so stark Dollar-Vermögensanlagen gekauft hätten, dann wäre der Dollar gegenüber den anderen Währungen noch viel stärker gefallen, als er es so schon ist, und die US-Preise für Güter und Dienstleistungen würden höher als jetzt sein, und die amerikanischen langfristigen Zinsen würden viel höher als jetzt sein ..." Dazu kann ich nur sagen: Amen!
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Freitag, 28. November 2003
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
I wandte mich heute Morgen an einen Assistenten aus Mississippi, Beirne White. "Beirne", sagte ich ernst, "erzähl mir von Thanksgiving in Mississippi."
Beirne erzählte mir dann von einer Blues-Legende aus Mississippi, mit Namen "Son" House, der 102 Jahre alt wurde und das tat, was Blues-Männer tun ... Unglück, schlechten Schnaps und schlechte Frauen anziehen.
"Was hat das mit Thanksgiving zu tun?" "Nichts" antwortete er. Und dann gab er mir die Analysen, die ich von ihm verlangt hatte. Ich möchte an dieser Stelle wieder ein geschichtliches Thema aufgreifen. Denn die Antwort von Beirne erinnerte mich daran, dass in den amerikanischen Südstaaten Thanksgiving gelegentlich als ein "Yankee"-Feiertag, also ein Feiertag der Nordstaaten, gesehen wird.
In der Mitte des amerikanischen Bürgerkriegs proklamierten beide Seiten den "Thanksgiving"-Day. Nach den ersten Siegen der Südstaaten – als die "Yankees" nach Washington zurückflohen – proklamierten die Südstaaten (die sog. Konföderierten) Thanksgiving. Aber nach der Schlacht von Gettysburg proklamierte Lincoln den Thanksgiving-Feiertag, und er legte ihn auf den dritten Donnerstag des Novembers, um an den Sieg der Nordstaaten zu erinnern.
Und das erste Mal wurde Thanksgiving offiziell von einer Gruppe Puritaner gefeiert – die wahrscheinlich noch nicht einmal dann ein gutes Essen genießen konnten, wenn ihr Leben davon abgehangen hätte. Aber die Sieger schreiben die Geschichtsbücher. Und diese armselige Feier einer kleinen Gruppe von religiösen Eiferern ist jetzt zu einem der größten amerikanischen Feiertage geworden. Besonders während der Weltwirtschaftskrise und dann während des Zweiten Weltkriegs gewann "Thanksgiving" an Bedeutung.
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Grüße
NL
Thanksgiving, Teil 1
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York
In den USA ist heute "Thangsgiving"-Day, vergleichbar mit dem deutschen Erntedankfest, das früher einmal gefeiert wurde. Und dieses Jahr werden die amerikanischen Aktionäre ihre traditionellen Truthahn-Essen zu Thanksgiving vielleicht mit etwas Besserem austauschen wollen, wie Filet Mignon mit Trüffeln.
Andererseits sorgen die steigenden Aktienkurse und die wieder auferstandene US-Wirtschaft auch dafür, dass der Truthahn vielleicht auch so wie ein Filet Mignon schmeckt.
Zu den Märkten: Die Rendite der 10jährigen US-Staatsanleihen ist wieder etwas gestiegen, auf 4,25 %, und der Dollar ist gegenüber dem Euro wieder gefallen, auf gut 1,19.
Aus den Büros der Offiziellen kommen weiterhin Beweise für die wirtschaftliche Erholung der USA. Die wöchentliche Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fiel auf 351.000, den niedrigsten Wert seit Anfang 2001.
Wir Amerikaner – ich gehöre ja auch dazu – können deshalb froh sein, dass Alan Greenspan und die anderen weisen Männer der Fed es geschafft haben, aus der Asche der Rezession eine wirtschaftliche Erholung zu produzieren. Und wir sollten auch den US-Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac danken. Ohne deren Hilfe hätten die Amerikaner ihre bestehenden Hypotheken nicht so großzügig erhöhen können. Natürlich besteht das Leben in den USA aber nicht nur aus Spaß und Spielen und Britney-Madonna Küssen. Wenn wir auf unser Glück mit französischem Champagner anstoßen wollen, dann müssen wir dafür rund 20 % mehr bezahlen als im letzten Jahr. Denn der Dollar ist gefallen.
Aus diesem Grund haben ausländische Investoren mit US-Aktien auch nicht soviel verdient, weil der Währungseffekt berücksichtigt werden muss. Der fallende Dollar hat für die USA die Importpreise erhöht, und er hat gleichzeitig die Kaufkraft der Ersparnisse verringert ... aber es könnte schlimmer sein.
Denn wir sollten dankbar sein, dass der Dollar nicht noch viel tiefer gefallen ist, sagt Paul Kasriel, Chefanalyst bei Northern Trust. "Erinnern Sie sich daran, wie die Indianer, die in der Nähe der damals neu gegründeten amerikanischen Siedlung Plymoth wohnten, zum ersten Thanksgiving Fest eingeladen wurden?" fragt Kasriel. "Die Pilgerväter, die die ersten Siedler aus Europa waren, dankten den Indianern damit dafür, dass sie sie das erste Jahr in der Neuen Welt hatten überleben lassen. Mit anderen Worten – die Pilgerväter kamen dank der Hilfe ihrer neuen Freunde über die Runden."
"Und vergleichbar ist es dieses Thanksgiving ... wir kommen dank der Hilfe unserer neuen Freunde über die Runden – diesmal sind es keine Indianer, sondern Chinesen und Japaner ... denn wenn deren Zentralbanken nicht so stark Dollar-Vermögensanlagen gekauft hätten, dann wäre der Dollar gegenüber den anderen Währungen noch viel stärker gefallen, als er es so schon ist, und die US-Preise für Güter und Dienstleistungen würden höher als jetzt sein, und die amerikanischen langfristigen Zinsen würden viel höher als jetzt sein ..." Dazu kann ich nur sagen: Amen!
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Freitag, 28. November 2003
Thanksgiving, Teil 2
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
I wandte mich heute Morgen an einen Assistenten aus Mississippi, Beirne White. "Beirne", sagte ich ernst, "erzähl mir von Thanksgiving in Mississippi."
Beirne erzählte mir dann von einer Blues-Legende aus Mississippi, mit Namen "Son" House, der 102 Jahre alt wurde und das tat, was Blues-Männer tun ... Unglück, schlechten Schnaps und schlechte Frauen anziehen.
"Was hat das mit Thanksgiving zu tun?" "Nichts" antwortete er. Und dann gab er mir die Analysen, die ich von ihm verlangt hatte. Ich möchte an dieser Stelle wieder ein geschichtliches Thema aufgreifen. Denn die Antwort von Beirne erinnerte mich daran, dass in den amerikanischen Südstaaten Thanksgiving gelegentlich als ein "Yankee"-Feiertag, also ein Feiertag der Nordstaaten, gesehen wird.
In der Mitte des amerikanischen Bürgerkriegs proklamierten beide Seiten den "Thanksgiving"-Day. Nach den ersten Siegen der Südstaaten – als die "Yankees" nach Washington zurückflohen – proklamierten die Südstaaten (die sog. Konföderierten) Thanksgiving. Aber nach der Schlacht von Gettysburg proklamierte Lincoln den Thanksgiving-Feiertag, und er legte ihn auf den dritten Donnerstag des Novembers, um an den Sieg der Nordstaaten zu erinnern.
Und das erste Mal wurde Thanksgiving offiziell von einer Gruppe Puritaner gefeiert – die wahrscheinlich noch nicht einmal dann ein gutes Essen genießen konnten, wenn ihr Leben davon abgehangen hätte. Aber die Sieger schreiben die Geschichtsbücher. Und diese armselige Feier einer kleinen Gruppe von religiösen Eiferern ist jetzt zu einem der größten amerikanischen Feiertage geworden. Besonders während der Weltwirtschaftskrise und dann während des Zweiten Weltkriegs gewann "Thanksgiving" an Bedeutung.
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Grüße
NL