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Neue Killer, alte Werte
Von Rüdiger Sturm
Nach zwölf Jahren kehrt der Terminator, Hollywoods erfolgreichster Cyborg, zurück auf die Leinwand. Anders als Action-Spektakel wie "Matrix Reloaded" setzt "Terminator 3" nicht nur auf die Macht der Effekte. Neben Arnold Schwarzenegger verlässt sich Regisseur Jonathan Mostow vor allem auf sein Drehbuch.
Arnold Schwarzenegger als "Terminator": Alte Maschine, neuer Einsatz
"Die Geschichte stimmt, und das ist das Wichtigste." Es ist selten geworden, dass bei Interviews zu einem Popcorn-Film ein solcher Satz fällt. Doch Moritz Borman, einer der Produzenten von "Terminator 3 - Rebellion der Maschinen" (Deutschlandstart am 31. Juli), preist seinen Streifen mit exakt diesem Statement an. Erst auf Nachfragen spricht er von spektakulären Actionsequenzen oder den ferngesteuerten Robotern, die eigens für den Film entwickelt wurden. Eigentlich sollte das verdächtig stimmen. Denn in der großen Kassenschlacht der Blockbuster scheint derzeit nur noch der zu gewinnen, der die größten Sensationen auffährt.
Genau die standen im Mittelpunkt der Kampagne zu "The Matrix Reloaded". Während sich Stars und Regisseure mit Interviews zurückhielten, stellte sich Effekteschmied John Gaeta den Journalisten. Bei der Comic-Verfilmung "The Hulk" (Deutschlandstart am 3. Juli) richtet sich das größte Medieninteresse auf den Look der Titelfigur.
"Terminator 3" dagegen setzt auf altmodische Werte - und hat damit womöglich die besseren Karten. Die allerorten vernehmliche Enttäuschung um die maue Geschichte der "Matrix"-Fortsetzung erklärt die drastischen Besucherrückgänge nach dem Startwochenende. Dagegen setzte im letzten Jahr mit "Spider-Man" ein Film zu Höhenflügen an, der mit einem relativ ausgefeilten Drehbuch, statt mit virtuellen Visionen überzeugte.
Noch lässt sich nicht absehen, welcher der kostenträchtigen Sommerfilme die Hoffnungen seiner Finanziers erfüllt. Doch vieles deutet darauf hin, dass "Terminator 3" die Erfolgsgeschichte seiner Vorgänger ohne Abstriche fortsetzen kann. Bereits gezeigte Szenen sorgten bei unabhängigen Beobachtern für sehr positive Resonanz. Schon gibt es Pläne für eine weitere Fortsetzung.
Wenn der gesamte Film diesen Vorschusslorbeeren gerecht wird, dann ist das vor allem ein Sieg für Regisseur Jonathan Mostow. Nachdem der Urvater der "Terminator"-Filme, James Cameron, vor knapp drei Jahren eine neue Beteiligung abgelehnt hatte, engagierten die Produzenten Mario Kassar und Andrew Vajna einen vermeintlichen Außenseiter. Denn Mostow hatte damals mit dem Kurt-Russell-Thriller "Breakdown" bislang nur einen - immerhin gelungenen - Film vorzuweisen. Doch die beiden Hollywood-Mogule, die in den Neunzigern neben den "Terminator"-Filmen andere legendäre Hits wie "Basic Instinct" auf ihrem Konto verbuchen konnten, machten sich große Hoffnungen:"Wir sahen Jonathan als einen Regisseur, die vor seinem großen Durchbruch stand", so Vajna.
Egomanische Extratouren wie James "Titanic" Cameron konnte sich ihr Regie-Kandidat nicht leisten. Produzenten und Regisseur lieferten sich zahllose Diskussionen über die Details der Produktion. "Doch der Film ist seine Vision", so Kassar. Auch deshalb, weil Mostow seine Kandidaten - John D. Brancato und Michael Ferris - für das Drehbuch durchboxte. Wenn man den Aussagen vieler Beteiligten glauben darf, dann entwickelten die Autoren eine ähnlich raffinierte Handlung wie in ihrem ebenfalls gemeinsam geschriebenen Thriller "The Game". Dabei unterscheiden sich die Versatzstücke nicht groß von den bisherigen "Terminator"-Filmen: Es gibt gewaltige Autoverfolgungsjagden, Zerstörungsorgien in Laborräumen und am Schluss den großen Showdown zwischen dem Terminator und seiner Roboter-Gegenspielerin, der von dem norwegischen Ex-Model Kristanna Lokken gespielten Terminatrix. Von dem bekannten Figuren-Ensemble fehlt Sarah Connor, ehemals gespielt von Linda Hamilton, das ursprüngliche Zielobjekt der Killermaschine. Dafür birgt ihr Sarg einige explosive Geheimnisse. Wie im zweiten Teil geht es ihrem Sohn John, diesmal gespielt von Nick Stahl ("In the Bedroom") an den Kragen. Auf den späteren Rebellenführer wird die Terminatrix aus der Zukunft angesetzt.
Aber diese eigentlich bekannten Elemente werden in "T3" offenbar ganz neu kombiniert. Dazu dient angeblich auch das Zeitreise-Konzept, das bei James Cameron nur den Erzählrahmen bildete. Auch von der Tonalität her scheint "Terminator 3" einen Tick leichter und ironischer zu sein als seine Vorgänger. Die Ankunft des Terminators variiert den Auftakt des zweiten Teils, wo Arnold Schwarzenegger im Adamskostüm in eine Biker-Bar marschierte. Die Terminatrix dagegen landet nackt im Herzen des Nobelviertels Beverly Hills.
In der Bildsprache scheint "Terminator 3" klassische Tugenden zu variieren. Obwohl seine Macher die Spezialeffekte des Vorgängerfilms, der 1991 neue Maßstäbe im Action-Genre setzte, wohl überbieten dürften, definiert sich der Film nicht so sehr durch Computer generierte Visionen wie seine diesjährigen Konkurrenten. Anders als in "Matrix Reloaded" sind die Autocrashs keine digitalen Kompositionen, sondern real. Das Team von Trickspezialist Alan Hall entwickelte Möglichkeiten, um ganz normale Vehikel fernzusteuern. Sogar ein 160 Tonnen schwerer Kran kam dabei zum Einsatz.
In Zeiten, in denen sich Filmemachen immer mehr über Technologie definiert, kann ein wenig Traditionalismus kaum schaden. Jonathan Mostow jedenfalls war sich seiner Verantwortung bewusst: "Dieses Haus wurde von James Cameron errichtet. Ich bin nur der Auftragnehmer, der ein neues Stockwerk darauf baut."
Sogar Cameron selbst scheint auf den Newcomer Mostow zu vertrauen. Obwohl sein Verhältnis zu den "Terminator"-Produzenten gespannt ist, äußerte er sich hoffnungsvoll: "Im dritten Teil von 'Alien' wurde das Konzept meines Films zerstört. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mit 'Terminator 3' etwas ähnlich Furchtbares passiert." Aus dem Munde eines so hart gesottenen Hollywood-Haudegens klingt das richtig euphorisch.