Die Telekom soll eine ihrer Kernforderungen erfüllt bekommen: Wenn sie in ein neues Glasfasernetz investiert, bleibt sie von der Konkurrenz für einige Jahre verschont, sind sich SPD und Union einig.
SPD und Union wollen der Deutschen Telekom |DTE Chart für dt.telekom ag 14,96 0,20%| beim Ausbau eines Glasfasernetzes in Deutschland entgegenkommen. Wie die «Financial Times Deutschland» (FTD) am Montag berichtete, dringt SPD-Chef Franz Müntefering darauf, dass die Telekom von der Regulierung in diesem Feld ausgenommen wird.
Die Union hat der «FTD» zufolge bereits eingewilligt. Die Befreiung von der Regulierung soll aber auf zwei bis drei Jahre beschränkt werden. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke hatte mehrfach gefordert, beim Glasfasernetz so genannte Pioniergewinne machen zu können. Der Konzern drohte sogar damit, die Investitionspläne erneut zu überdenken, sollte die Politik nicht auf die Forderungen des Unternehmens eingehen. Die Telekom will in den Ausbau drei Milliarden Euro stecken und rund 5000 Arbeitsplätze schaffen.
Konkurrenz wehrt sich
«Da es sich um eine Neuinvestition handelt, wird es notwendig sein, deutlich zu machen, dass dies kein Fall für die Regulierungsbehörde ist», sagte SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler der «FTD». «Wir treten dafür ein, die Voraussetzungen für die Breitband- Glasfaserversorgung zu fördern.»
Widerstand gegen die Sonderregelung regt sich bei der Konkurrenz. Sie fürchtet, dass die Telekom in diesem Markt schnell wieder ein Monopol aufbauen könnte. «Das wäre das erste Mal, dass ein Monopol an den Marktbeherrscher gegeben wird», sagte Jürgen Grützner, Chef des Verbands VATM, in dem die Konkurrenz der Telekom organisiert ist. «Dabei haben wir in Deutschland noch nicht einmal den flächendeckenden Ausbau des Internets geschafft», betonte er.
T-Com unter Druck
Die Telekom hatte Anfang vergangener Woche angekündigt, in den kommenden drei Jahren 32.000 Arbeitsplätze abzubauen. Besonders betroffen ist dabei die Festnetzsparte T-Com. Das Handy und auch das Internet werden zunehmend zur Konkurrenz für den einfachen Festnetz-Telefonanschluss. Mit dem Ausbau eines Glasfasernetzes verschwinden die Grenzen der einzelnen Produkte: Mit dem Netz können verschiedene Dienste – wie Fernsehen, Video, Internet und Telefonie - über ein Kabel transportiert werden. Die Übertragungsgeschwindigkeit beträgt das 50fache eines normalen DSL-Anschlusses.
Entsprechend kritisch wird die Ausnahmeregelung auch von Experten gesehen: «Ich halte es für sehr problematisch, eine Ausnahme zu schaffen», sagte Torsten Gerpott, Telekom-Experte von der Uni Duisburg. «Die Telekom hätte so eine gute Ausgangsposition, um die Rivalen an die Wand zu drücken.» (nz)