PERSONALPROFI KIENBAUM
"Die Telekom braucht eine Fitnesskur"
Die Suche nach einem Nachfolger für Telekom-Chef Ron Sommer gestaltet sich ausgesprochen schwierig. SPIEGEL ONLINE sprach mit dem Personalberater Jochen Kienbaum über die Fähigkeiten, die der Neue für eine solche Aufgabe mitbringen muss.
Talente eines Sanierer sind gefragt: Personalprofi Kienbaum
SPIEGEL ONLINE: Herr Kienbaum, hat schon jemand bei Ihnen angerufen, um sie mit der Suche nach einem Nachfolger für Ron Sommer zu beauftragen?
Jochen Kienbaum: Nein. Aber ich rechne auch nicht damit, schließlich werden ja schon viele Alternativen in der Öffentlichkeit diskutiert. Ich gehe davon aus, dass da schon einiges im Vorfeld geschehen ist.
SPIEGEL ONLINE: Würden Sie als Personalberater so einen Auftrag überhaupt annehmen? Immerhin ist die Neubesetzung an der Spitze der Deutschen Telekom ein Politikum ersten Ranges.
Kienbaum: Es würde mich trotzdem reizen, auch wenn es nicht leicht sein dürfte, den Richtigen für diese Position zu finden. Aber solche Positionen werden nicht oft neu besetzt. Und sie bedeuten für starke Unternehmerpersönlichkeiten die Chance, ihrer Karriere die Krone aufzusetzen.
SPIEGEL ONLINE: Aber mit der sonst so gerne geübten Diskretion ist es in diesem Fall nicht weit her. Ihnen würde ein ganzes Volk von Kleinaktionären gegenüber stehen und nicht nur ein professioneller Aufsichtsrat.
Kienbaum: Solche Umstände muss man ignorieren. Am Ende entscheiden die zuständigen Gremien im Aufsichtsrat, mit denen muss man sich auseinander setzen.
SPIEGEL ONLINE: Hätten Sie in ihrer Kartei schon ein paar Kandidaten, die sie präsentieren können, oder müssten Sie völlig neu mit der Suche beginnen?
Kienbaum: Zunächst erstellen wir in solchen Fällen ein Anforderungsprofil. Danach folgt eine Liste mit Kandidaten, die den Ansprüchen genügen würden. Am Ende sollten drei bis vier Unternehmerpersönlichkeiten zur Diskussion stehen.
SPIEGEL ONLINE: Würde die Aufgabe nicht ausufern? Wenn Sommer geht, werden ihm doch bestimmt viele Manager folgen?
Jochen Kienbaum
Jochen Kienbaum wurde 1946 geboren. Nach einer Bankausbildung absolvierte er ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der TU Berlin. Nach dem Abschluss als Diplom-Kaufmann baute er die Beratungsgesellschaft Kienbaum Berlin auf. Im Jahr 1986 übernahm er als Vorsitzender der Geschäftführung die Leitung der 1945 von seinem Vater Gerhard Kienbaum gegründeten Kienbaum Consultants International. Die Kienbaum Executive Consultants ist nach eigenen Angaben Marktführer der deutschen Personalberatungen, die Kienbaum Management Consultants GmbH zählt zu den führenden deutschen Managementberatungen.
Kienbaum: Ich glaube nicht, dass ihm viele folgen werden. Aber das würde abhängig sein von dem Neuen, der ja nach einer Bestandsaufnahme seine Akzente setzen würde. Dann könnte es in dem einen oder anderen Fall doch noch zu einer Veränderung kommen.
SPIEGEL ONLINE: Welche Talente müsste denn der Nachfolger von Ron Sommer denn mitbringen?
Kienbaum: Für die Deutsche Telekom ist ein Hochleistungsmanager erforderlich, der dem Unternehmen eine Fitnesskur verordnet. Das kann nur einer, der bereits als Vorstand eines großen international agierenden Konzerns gearbeitet hat.
SPIEGEL ONLINE: Was muss er denn besser können als Sommer?
Kienbaum: Mit der Beantwortung dieser Frage würde ich über Sommers Arbeit urteilen, das steht mir nicht zu. Ich würde es deshalb lieber abstrakt formulieren: Für die Telekom würde ich einen Manager suchen, der die Effizienz eines Unternehmens in kurzer Zeit erheblich steigern kann, denn die Telekom sollte möglichst bald Gewinne machen. Außerdem muss er sich mit behördenähnlichen Strukturen auskennen, denn da sind bei der Deutschen Telekom noch einige Reflexe zu beobachten. Speziell in Sachen Kundenorientierung besteht noch erheblicher Nachholbedarf. Auf der anderen Seite müsste er im Bereich Marketing und Strategie trittsicher sein. Es ist gut möglich, dass die bisherige Strategie noch einmal überdacht werden muss: Stichwort "Reduzierung aufs Kerngeschäft".
SPIEGEL ONLINE: Klingt nach einem Sanierer.
Kienbaum: Der Posten an der Spitze der Deutschen Telekom ist eine sehr komplexe Aufgabe, die bestimmt auch die Talente eines Sanierers erfordert.
SPIEGEL ONLINE: Branchenkenntnisse stehen in Ihrem Profil nicht unbedingt an erster Stelle?
Kienbaum: Es kommt immer darauf an, wen man zur Verfügung hat. Wenn man einen findet, der alles kann und darüber hinaus über die Persönlichkeit verfügt, gegen den Strom zu schwimmen und sich auch gegen Kritiker im Vorstand durchzusetzen, ohne sie zu verprellen, dann wäre das sehr gut. Innerhalb der Branche wird es da nicht sehr viele geben, deshalb muss man den Kreis zwangsläufig erweitern. Wer einen technik- und markenartikelorientierten Konzern geführt hat kommt in Frage. Insgesamt gibt es schon einige Persönlichkeiten.
SPIEGEL ONLINE: Für die Telekom wird das bestimmt sehr teuer, der Kandidat wird sich sein heikles Engagement sicher teuer bezahlen lassen?
Kienbaum: Die Aufgabe ist heute schon gut dotiert, und sie wäre so reizvoll, dass man ohne großartige Aufschläge auskommen müsste. Man könnte aber über leistungshängige Prämien nachdenken - Prämien, die am Gewinn orientiert sind wohlgemerkt.
SPIEGEL ONLINE: Apropos Gehalt - welches Honorar würde Ihnen denn solch ein Mandat einbringen?
Kienbaum: Normalerweise berechnen wir 20 bis 30 Prozent des Jahresgehalts der zu besetzenden Position.
Das Interview führte Michael Kröger
"Die Telekom braucht eine Fitnesskur"
Die Suche nach einem Nachfolger für Telekom-Chef Ron Sommer gestaltet sich ausgesprochen schwierig. SPIEGEL ONLINE sprach mit dem Personalberater Jochen Kienbaum über die Fähigkeiten, die der Neue für eine solche Aufgabe mitbringen muss.
Talente eines Sanierer sind gefragt: Personalprofi Kienbaum
SPIEGEL ONLINE: Herr Kienbaum, hat schon jemand bei Ihnen angerufen, um sie mit der Suche nach einem Nachfolger für Ron Sommer zu beauftragen?
Jochen Kienbaum: Nein. Aber ich rechne auch nicht damit, schließlich werden ja schon viele Alternativen in der Öffentlichkeit diskutiert. Ich gehe davon aus, dass da schon einiges im Vorfeld geschehen ist.
SPIEGEL ONLINE: Würden Sie als Personalberater so einen Auftrag überhaupt annehmen? Immerhin ist die Neubesetzung an der Spitze der Deutschen Telekom ein Politikum ersten Ranges.
Kienbaum: Es würde mich trotzdem reizen, auch wenn es nicht leicht sein dürfte, den Richtigen für diese Position zu finden. Aber solche Positionen werden nicht oft neu besetzt. Und sie bedeuten für starke Unternehmerpersönlichkeiten die Chance, ihrer Karriere die Krone aufzusetzen.
SPIEGEL ONLINE: Aber mit der sonst so gerne geübten Diskretion ist es in diesem Fall nicht weit her. Ihnen würde ein ganzes Volk von Kleinaktionären gegenüber stehen und nicht nur ein professioneller Aufsichtsrat.
Kienbaum: Solche Umstände muss man ignorieren. Am Ende entscheiden die zuständigen Gremien im Aufsichtsrat, mit denen muss man sich auseinander setzen.
SPIEGEL ONLINE: Hätten Sie in ihrer Kartei schon ein paar Kandidaten, die sie präsentieren können, oder müssten Sie völlig neu mit der Suche beginnen?
Kienbaum: Zunächst erstellen wir in solchen Fällen ein Anforderungsprofil. Danach folgt eine Liste mit Kandidaten, die den Ansprüchen genügen würden. Am Ende sollten drei bis vier Unternehmerpersönlichkeiten zur Diskussion stehen.
SPIEGEL ONLINE: Würde die Aufgabe nicht ausufern? Wenn Sommer geht, werden ihm doch bestimmt viele Manager folgen?
Jochen Kienbaum
Jochen Kienbaum wurde 1946 geboren. Nach einer Bankausbildung absolvierte er ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der TU Berlin. Nach dem Abschluss als Diplom-Kaufmann baute er die Beratungsgesellschaft Kienbaum Berlin auf. Im Jahr 1986 übernahm er als Vorsitzender der Geschäftführung die Leitung der 1945 von seinem Vater Gerhard Kienbaum gegründeten Kienbaum Consultants International. Die Kienbaum Executive Consultants ist nach eigenen Angaben Marktführer der deutschen Personalberatungen, die Kienbaum Management Consultants GmbH zählt zu den führenden deutschen Managementberatungen.
Kienbaum: Ich glaube nicht, dass ihm viele folgen werden. Aber das würde abhängig sein von dem Neuen, der ja nach einer Bestandsaufnahme seine Akzente setzen würde. Dann könnte es in dem einen oder anderen Fall doch noch zu einer Veränderung kommen.
SPIEGEL ONLINE: Welche Talente müsste denn der Nachfolger von Ron Sommer denn mitbringen?
Kienbaum: Für die Deutsche Telekom ist ein Hochleistungsmanager erforderlich, der dem Unternehmen eine Fitnesskur verordnet. Das kann nur einer, der bereits als Vorstand eines großen international agierenden Konzerns gearbeitet hat.
SPIEGEL ONLINE: Was muss er denn besser können als Sommer?
Kienbaum: Mit der Beantwortung dieser Frage würde ich über Sommers Arbeit urteilen, das steht mir nicht zu. Ich würde es deshalb lieber abstrakt formulieren: Für die Telekom würde ich einen Manager suchen, der die Effizienz eines Unternehmens in kurzer Zeit erheblich steigern kann, denn die Telekom sollte möglichst bald Gewinne machen. Außerdem muss er sich mit behördenähnlichen Strukturen auskennen, denn da sind bei der Deutschen Telekom noch einige Reflexe zu beobachten. Speziell in Sachen Kundenorientierung besteht noch erheblicher Nachholbedarf. Auf der anderen Seite müsste er im Bereich Marketing und Strategie trittsicher sein. Es ist gut möglich, dass die bisherige Strategie noch einmal überdacht werden muss: Stichwort "Reduzierung aufs Kerngeschäft".
SPIEGEL ONLINE: Klingt nach einem Sanierer.
Kienbaum: Der Posten an der Spitze der Deutschen Telekom ist eine sehr komplexe Aufgabe, die bestimmt auch die Talente eines Sanierers erfordert.
SPIEGEL ONLINE: Branchenkenntnisse stehen in Ihrem Profil nicht unbedingt an erster Stelle?
Kienbaum: Es kommt immer darauf an, wen man zur Verfügung hat. Wenn man einen findet, der alles kann und darüber hinaus über die Persönlichkeit verfügt, gegen den Strom zu schwimmen und sich auch gegen Kritiker im Vorstand durchzusetzen, ohne sie zu verprellen, dann wäre das sehr gut. Innerhalb der Branche wird es da nicht sehr viele geben, deshalb muss man den Kreis zwangsläufig erweitern. Wer einen technik- und markenartikelorientierten Konzern geführt hat kommt in Frage. Insgesamt gibt es schon einige Persönlichkeiten.
SPIEGEL ONLINE: Für die Telekom wird das bestimmt sehr teuer, der Kandidat wird sich sein heikles Engagement sicher teuer bezahlen lassen?
Kienbaum: Die Aufgabe ist heute schon gut dotiert, und sie wäre so reizvoll, dass man ohne großartige Aufschläge auskommen müsste. Man könnte aber über leistungshängige Prämien nachdenken - Prämien, die am Gewinn orientiert sind wohlgemerkt.
SPIEGEL ONLINE: Apropos Gehalt - welches Honorar würde Ihnen denn solch ein Mandat einbringen?
Kienbaum: Normalerweise berechnen wir 20 bis 30 Prozent des Jahresgehalts der zu besetzenden Position.
Das Interview führte Michael Kröger