BVB-NEWS-Meldung Übersicht
04.05: Deutscher Meister 2002: Borussia Dortmund!!!
Aus dem Westfalenstadion berichtet Constantin Blaß
Borussia Dortmund hat es geschafft. In einer an Dramatik und Spannung kaum zu überbietenden Partie setzte sich der BVB nach einem 0:1-Rückstand gegen den SV Werder Bremen mit 2:1 (1:1) durch. Die Schwarzgelben sicherten sich damit nach 1956, 1957, 1963, 1995 und 1996 zum sechsten Mal den Titel.
Das Tor für den SV Werder Bremen erzielte Paul Stalteri, die Treffer für den BVB Jan Koller und Ewerthon.
Ausgangslage:
Der Tabellenführer gegen den Tabellensechsten, das sechsbeste Heimteam gegen die viertbeste Auswärtsmannschaft . Borussia Dortmund gegen den SV Werder Bremen. Gegen keinen anderen Klub verloren die Schwarzgelben häufiger (31-mal, allerdings nur sechsmal zuhause), gewannen die beiden letzten Heimspiele nicht. Gastgeber BVB hatte dennoch die große Chance, mit einem Sieg über den SV Werder Bremen aus eigener Kraft vor Bayer Leverkusen (gegen Hertha BSC Berlin) und dem FC Bayern München (gegen Hansa Rostock) zum sechsten Mal in der Vereinsgeschichte die Deutsche Fußball-Meisterschaft zu gewinnen. Doch auch für die Norddeutschen ging es um sehr viel. Denn das Team von Trainer Thomas Schaaf lieferte sich ein Fernduell mit dem 1. FC Kaiserslautern um den sechsten und letzten Startplatz im Europapokal.
Personalien:
Matthias Sammer musste neben Christian Wörns (Gelb-Rot-Sperre) und Billy Reina (Aufbautraining nach Muskelfaserriss) auch auf Heiko Herrlich verzichten. Der Stürmer hatte sich am Donnerstag nach einem unglücklichen Zusammenprall mit Sunday Oliseh das Nasen- und Jochbein sowie den Kiefer gebrochen und musste operiert werden. Im Vergleich zur Anfangsformation beim 4:3-Erfolg gegen den Hamburger SV nahm Sammer nur eine Änderung vor: Der nach seinem Meniskuseinriss wiedergenesene Leonardo Dede rückte für Jürgen Kohler in die erste Elf.
Werder bangte vor dem Anpfiff um Marco Bode, dessen Bluterguss im Oberschenkel unter Woche mehrfach behandelt werden musste. Der Nationalstürmer stand jedoch, nach erfolgreicher Absolvierung des Abschlusstrainings am Freitag, im Kader. Ansonsten fehlten nur der Ersatzkeeper Wierzchowski (Knieprellung) und der gesperrte Banovic.
Taktik:
Während der SV Werder Bremen im Westfalenstadion defensiv mit einer echten Spitze (Ailton) auflief, setzte BVB-Coach Matthias Sammer voll auf Offensive. Gegen den schnellen Brasilianer nominierte er mit Metzelder nur einen etatmäßigen Abwehrspieler, der aber, wenn die Norddeutschen über die Außenstürmer Lisztes und Kristajic in der Vorwärtsbewegung waren, von Kehl und Reuter unterstützt wurde. Im Mittelfeld, in dessen Zentrum Rosicky und Ricken das Spiel ankurbelten und über Außen Dede und Heinrich Druck machen sollten, schuf Sammer somit ein Übergewicht. Im Angriff entschied sich der Borussen-Trainer wie auch in Hamburg für das Sturmtrio Addo, Koller und Amoroso. Werder Bremen setzte der BVB-Offensive eine Viererkette in Personen von Verlaat, Skripnik, Kristajic und Baumann dagegen. Stalteri übernahm vornehmlich die Aufgabe, den Wirkungskreis von Rosicky einzuschränken.
Analyse:
Die Emotionen kochten schon vor den letzten 90 Minuten der Saison 2001/2002 hoch: BVB-Präsident Dr. Gerd Niebaum verabschiedete die Borussen Micky Stevic und Jürgen Kohler. Unter musikalischer Begleitung von Trude Herr („Niemals geht man so ganz“) und „Jürgen Kohler Fußballgott“-Sprechchören fiel es vor allem dem „Kokser“ schwer, Abschied zu nehmen. Mit Tränen in den Augen lief er vor die Südtribüne und ließ sich von den Fans feiern.
Mit Beginn der Partie entwickelte sich ein hochinteressantes Fußballspiel, in dem die konterstarken Gäste – Werder erzielte auswärts bereits sieben Kontertreffer – durch Ailton die erste gute Einschussmöglichkeit besaßen. Der Brasilianer, der in der laufenden Saison schon 16 Tore schoss, löste sich von Metzelder, lief allein auf BVB-Keeper Jens Lehmann zu, ließ sich den Ball aber von der Fußspitze spitzeln, als er versuchte, Lehmann zu umkurven. Drei Minuten später bewahrte die Bremer die Latte vor einem 0:1-Rückstand, als Amoroso nach einem Foulspiel von Verlaat an Ricken kurz vor der Strafraumgrenze zu genau zielte.
Nach 18 Minuten bedeutete eine ganze Reihe von individuellen Fehlern die Führung für die Gäste. Kehl orientierte sich nach einem Pressschlag nicht schnell genug in Richtung Ball, Metzelder stand zu weit weg von Ailton, und Heinrich ließ den Torschützen Stalteri völlig ungedeckt. Der BVB, der gegen kein anderes Team öfter zuhause einen 0:1-Rückstand in einen Sieg drehte (4x), reagierte nur wenig geschockt. Amoroso hatte jedoch Pech, als er in der 26. Minute an Rost scheiterte und in der 31. knapp über das Gehäuse schoss. Kurz darauf verpasste Ricken das 2:1, nachdem Addo toll über die rechte Außenbahn geflankt hatte. In der 42. Minute dann der hochverdiente 1:1-Ausgleich. Verlaat, Lisztes und Skripnik griffen Jan Koller nur halbherzig an. Der Tscheche schaute, fand keine Anspielstation und schoss fast aus Verzweiflung unhaltbar in die rechte untere Torwartecke.
Mit Unterstützung der 68.600 Zuschauer im ausverkauften Westfalenstadion drückte der BVB auch in der zweiten Halbzeit auf das Tempo, erspielte sich Chancen in Hülle und Fülle. Doch Otto Addo, der nach grandioser Vorarbeit von Amoroso nur das Außennetz traf, und in der 59. Minute zudem am Pfosten scheiterte, war vor dem Tor von Frank Rost glücklos. Glücklos auch der Bremer Tjikuzu, der einen Werderaner Konter statt in die Maschen ans Lattenkreuz setzte (68.). Matthias Sammer reagierte, brachte mit Ewerthon für Heinrich einen weiteren Stürmer.
Den Lohn für seinen Offensivmut erntete er noch nicht einmal 60 Sekunden später. Dede flankte über die linke Seite, Bremens Keeper Rost verlängerte ungewollt zu Ewerthon. Der Brasilianer rutschte in den Ball und bugsierte ihn über die Linie. 2:1 – Ewerthons zehntes Bundesliga-Tor. Von diesem Moment war der BVB endgültig auf der Gewinnerstraße. Das Westfalenstadion glich einem Tollhaus. Keinen der Zuschauer hielt es auf den Sitzen. „Deutscher Meister wird nur der BVB“, halte es durchs weite Rund.
Ausblick:
Am kommenden Mittwoch spielt der Deutsche Meister 2002, Borussia Dortmund, im Finale des UEFA-Cups gegen Feyenoord Rotterdam.
TEAMS & TORE
Borussia Dortmund – SV Werder Bremen 2:1 (1:1)
BVB: Lehmann – Reuter, Metzelder – Kehl, Heinrich, Dede – Ricken, Rosicky – Addo, Koller, Amoroso.
Werder: Rost – Baumann, Verlaat, Kristajic, Skripnik – Stalteri, Ernst – Lisztes, Frings, Tjikuzu– Ailton.
Einwechselungen: 73. Ewerthon für Heinrich, 78. Kohler für Ricken, 90. Stevic für Amoroso – 90. Bode für Lisztes.
Tore: 0:1 Stalteri (18., Vorarbeit Ailton), 1:1 Koller (42.), 2:1 Ewerthon (74., Dede).
Eckstöße: 8:1 (5:0).
Chancenverhältnis: 11:4 (6:4).
Schiedsrichter: Edgar Steinborn (45) aus Sinzig (Rheinland).
Gelbe Karten: Ricken (8.) – Kristajic (6.), Skripnik (47.), Verlaat (60.).
Gelb-Rote-Karte Kristajic (77.).
Zuschauer: 68.600 (bis auf den letzten Platz ausverkauft).
Wetter:Nieselregen, ca. zehn Grad.